In Hamburg sind die Unterschiede bei den Versicherungsprämien besonders groß. Ein Wechsel ist bis zum 30. November möglich.

Hamburg. Ein Versicherungsvergleich zahlt sich für Hamburgs Autofahrer aus. Denn die Hansestadt gehört zu den Orten, wo die Preisunterschiede zwischen dem günstigsten und teuersten Tarif für eine Haftpflicht- und Kaskopolice besonders groß sind. "Im Durchschnitt liegt die Differenz bei 1535 Euro", sagt Thomas Köhne von der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin. Nur in Berlin und München seien die Preisunterschiede noch höher, hat er in einer Studie ermittelt.

Selbst wenn der Fahrer nicht beim teuersten Anbieter versichert ist, sondern eine durchschnittliche Prämie zahlt (s. Grafik) liegt das Einsparpotenzial noch bei mehreren Hundert Euro im Jahr. So kann der Fahrer eines Audi A4 1.8 TFSI Quattro rund 700 Euro sparen, wenn er zum günstigsten Anbieter wechselt. Auch die Stiftung Warentest rät zu einem Anbietervergleich und hat für junge Fahrer Preisunterschiede von bis zu 2500 Euro ermittelt. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen zum Wechsel der Kfz-Versicherung.

Welche Termine müssen bei einem Anbieterwechsel beachtet werden?

Bis zum 30. November kann beim alten Anbieter gekündigt werden. "Aber man sollte bereits die Zusage von einem neuen Versicherer haben, bevor man die Kündigung abschickt", sagt Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg. Wenn der Versicherer die Prämie erhöht, kann man auch nach diesem Stichtag noch kündigen. Es gilt dann eine Frist von einem Monat nach Zugang der Rechnung. Manche Versicherer tricksen, indem sie auf dem Beitragsbescheid ein konkretes Datum vermeiden. Dann den Umschlag mit dem Poststempel aufbewahren.

Welche Preistendenz zeichnet sich für das nächste Jahr ab?

Vor allem die Tarife für Neuabschlüsse steigen ab dem 1. Januar, hat die Beratungsfirma Nafi ermittelt. Danach wird die Haftpflicht um zwei bis drei Prozent teurer. "Die Prämien für die Vollkaskoversicherung steigen im Schnitt um zehn Prozent gegenüber dem Januar 2012", sagt Nafi-Geschäftsführerin Ivana Höltring. Dennoch kann das neue Angebot günstiger sein als die bisherige Offerte.

Werden auch Bestandsverträge teurer?

Wer keinen Unfall hatte und eine Schadenfreiheitsklasse (SF) höher gestuft wird, müsste eigentlich weniger bezahlen. Doch andere Faktoren können diese Einsparung zunichte machen. Ab dem kommenden Jahr fließt erstmals auch das Alter aller Versicherungsnehmer, die ein bestimmtes Auto fahren, in die Berechnung der Typklasse ein. Sie spiegelt die Schaden- und Unfallbilanzen eines jeden in Deutschland zugelassenen Automodels wider. Etwa die Hälfte aller Fahrzeuge kommt in eine neue Klasse, was zu höheren Prämien führen kann. So wird in der Haftpflicht etwa der BMW 335I (225 kW) gleich um drei Klassen höher gestuft, weil er offenbar auch von jungen Fahrern genutzt wird, die viele Unfälle verursachen. "Diese Regelung bestraft alle jene, die ein bestimmtes Auto fahren, aber nicht zu der Gruppe gehören, die die Typklasse teuer macht", sagt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten.

Welche weiteren Neuerungen gibt es?

Immer mehr Versicherer arbeiten mit einem System neuer SF-Klassen. Je länger ein Fahrer ohne selbst verschuldeten Unfall fährt, umso höher fällt seine SF-Klasse aus und desto niedriger der Beitrag. Bislang gab es meist 25 SF-Klassen. Die neue Staffel, die von etwa der Hälfte der Versicherer bereits genutzt wird, geht bis zu SF 35. In der höchsten Klasse müssen dann nur 20 Prozent des Grundbeitrages gezahlt werden. Bisher waren es meist 30 Prozent. "Für den Kunden ist diese Staffelung sehr unübersichtlich. Er sollte sich deshalb immer nach der Beitragshöhe richten", sagt Daniel Friedheim vom Vergleichsportal Check24. So kann ein Anbieter mit alter Beitragsstaffel dennoch günstiger sein als einer mit 35 SF-Klassen. Nachteil des neuen Systems: Der beliebte Rabattretter in der SF 25 fällt weg. Nach einem Crash wird man sofort tiefer eingestuft. Alternativ kann ein Rabattschutz gegen Aufpreis zugebucht werden.

Wie lassen sich günstige Anbieter schnell ermitteln?

30 bis 40 Merkmale des Fahrers und des Fahrzeugs bestimmen die Höhe der Prämie. Deshalb ist eine Aussage über die mögliche Ersparnis immer nur individuell möglich. Dafür eignen sich Vergleichsportale im Internet. Die Universität Koblenz-Landau hat fünf Portale mit insgesamt 600 Berechnungen in fünf Kategorien getestet. Check24 erreichte mit der Gesamtnote 1,4 den ersten Platz, gefolgt von Transparo (1,8). Die anderen erreichten deutlich schlechtere Ergebnisse. Günstige Tarife bieten in der Regel Direktversicherer, die ohne Geschäftsstellen arbeiten aber auch einige Anbieter mit Servicenetz. Nach den Vergleichen von Stiftung Warentest gehören dazu Admiral Direkt, Direct Line, Deutsche Allgemeine, WGV und HUK-Coburg.

Kann man auch ohne Anbieterwechsel bei der Prämie sparen?

Schon ein Anruf bei der Versicherung kann zu einem günstigeren Tarif führen. Nach Angaben der Stiftung Warentest konnten so 30 Prozent der Kunden eine Beitragsersparnis herausholen, ohne dass sich die Leistungen verschlechterten. Einsparungen kann man aber auch erreichen, indem man die Kilometerleistung vergleicht. Eine Prämienanpassung gibt es schon, wenn man nur 9000 Kilometer statt 12 000 Kilometer im Jahr fährt oder sich zu einem Werkstatttarif verpflichtet. Bei einem Kaskoschaden muss das Fahrzeug dann in einer vom Versicherer vorgesehenen Werkstatt repariert werden. "Allein das kann eine Ersparnis von 20 Prozent bringen", sagt Friedheim.