Gut beraten: Verkaufstalent sollten Drogisten schon beweisen - aber sie müssen überdies wissen, welche Inhaltsstoffe in Arzneimitteln stecken.

Windeln nachfüllen, Fencheltee ins Blickfeld rücken, Pflege für die zarte Haut empfehlen: Monika Satijas Abteilung ist hell, bunt und quicklebendig - die 21-Jährige hat alle Hände voll zu tun: "Jeder Mitarbeiter ist bei uns für eine Abteilung verantwortlich", sagt die angehende Drogistin. Seit sie im August in der Budnikowsky -Filiale Rauhes Haus ihr drittes Ausbildungsjahr begonnen hat, ist sie für die Babyabteilung zuständig: "Das ist die Abteilung, die hier am besten läuft", sagt Monika nicht ohne Stolz.

+++Drogistin+++

"Seit ich mit vier Jahren nach Deutschland kam, kenne ich Budni. Früher habe ich mir hier immer einen Lolli abgeholt", sagt die Tochter indischer Einwanderer. Eigentlich wollte Monika nach dem Hauptschulabschluss eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten machen. Dafür hat sie an der Berufsfachschule Gesundheit ihren Realschulabschluss nachgeholt. Aber dann war da ihr großer Bruder, der von seiner Ausbildung bei Budni schwärmte.

Monika Satija absolvierte in den Schulferien ein Praktikum in einer Filiale und lernte ein "ganz anderes Leben kennen", wie sie heute sagt. Eines mit langen Arbeitszeiten und körperlichen Anstrengungen. Da hieß es schwere Waschmittel auspacken, einräumen und in den Regalen immer schön nach vorne ziehen. Ein Knochenjob? "Der erste Tag war schon ein Schock. Aber dann merkte ich, wie vielseitig das ist und wie schnell die Zeit dabei vergeht." Ein gutes Zeichen, fand Monika und bewarb sich um einen Ausbildungsplatz.

+++Freundlich sein und die Ruhe bewahren+++

Eigentlich wollte sie Verkäuferin werden, aber der große Bruder redete ihr gut zu: "Als Drogistin hast du die qualifiziertere Ausbildung." Der fertige Drogist wurde inzwischen vom Unternehmen als Assistent der Teamleitung übernommen. Monika hat ihre Wahl nicht bereut: Vor allem die Beratung macht ihr viel Spaß. Dafür lernt sie beispielsweise die Inhaltsstoffe von Pflegeprodukten und pflanzlichen Arzneimitteln genau kennen. Dabei ist es gerade mal 20 Jahre her, da standen genau diese Fachkenntnisse auf der Kippe. Die kleine Drogerie um die Ecke war aus der Mode gekommen. Die Bereiche Foto, Parfümerie sowie Lacke, Farben und Tapeten verteilten sich auf unterschiedliche Fachgeschäfte, die Reinigungsmittel auf die Supermärkte, und die großen Ketten bildeten nicht aus. "Der Drogist war in Hamburg so gut wie tot", sagt Wolfgang Fischer, Abteilungsleiter Berufsschule an der Staatlichen Handelsschule Altona H6 . Aber dann besann sich die Drogeriemarktkette dm auf die Fachausbildung, und der Hamburger Platzhirsch Budnikowsky folgte. "Mit der Beratungskompetenz wollte man sich von den Mitbewerbern absetzen", sagt Fischer.

Drogisten könnten die Kunden fachkundig beraten, weil sie vertiefte Warenkenntnisse hätten, sagt Fischer. Zu dem kaufmännischen Bereich kommt etwa die Herstellung kosmetischer Produkte, Einblicke in die Wirkungszusammenhänge freiverkäuflicher Arzneimittel sowie die Bereiche Gefahrstoffe und Pflanzenschutz hinzu. "Drogisten sind die Experten in Sachen Schönheit und Wellness."

+++Budni bietet Jobs für Mitarbeiter von Schlecker+++

Die Bewerber müssen Vorkenntnisse in Biologie und Chemie mitbringen - und mindestens einen guten Realschulabschluss, sagt Katja Schmitt, Personalentwicklerin bei Budnikowsky. "Sonst schaffen sie die Berufsschule nicht." Drei Jahre dauert die Ausbildung, zweimal in der Woche sind die Azubis in der Schule in Altona, den Rest der Woche in einer Filiale, auch mal am Samstag und auch mal bis 20 Uhr.

"Junge Leute sollten den Service mögen und gern mit Kunden zu tun haben", sagt Schmitt. Für den Ausbildungsberuf interessieren sich viele. "Wir erhalten pro Jahr mehrere Hundert Bewerbungen." Allerdings bringen nicht alle die erforderliche Qualifikation für den Drogistenjob mit. Das Berufsbild sei noch immer wenig bekannt - und somit auch die Anforderungen, sagt Thomas Schierbecker, Bildungsexperte der Handelskammer .

+++Budnikowsky-Chef leitet Nachfolge ein+++

Wie die Wirklichkeit aussieht, erfahren die Bewerber spätestens in einem Schnupperpraktikum, das Budni vor den Beginn jeder Ausbildung stellt. Einige Kandidaten springen dann gleich wieder ab. "Wir verkaufen ja nicht nur Lippenstifte", sagt Personalentwicklerin Schmitt. Der Job verlange körperliche Fitness . "Die Ware zu verteilen wirkt wie ein ordentliches Po-Oberschenkel-Training", sagt Schmitt.

Die Berufsaussichten sind sehr gut. "Wir übernehmen die Azubis nach erfolgreicher Lehrzeit ", sagt Schmitt. Dass die Unternehmen nicht nur einen sicheren Arbeitsplatz, sondern überdies rasante Aufstiegswege bieten, bestätigt Wolfgang Fischer. Auch Monika hat sich vorgenommen, ihre Ausbildung gut abzuschließen und schnell Verantwortung zu übernehmen. Schließlich hat sie ein großes Vorbild: ihren Bruder.