Im Studium Kommunikationsdesign geht es nicht nur um coole Bilder für die Mappe. Außer Kontakte zur Branche und Praktika zählen vor allem Ausdauer und Leidenschaft

„Feindbild Kunde? Das muss nicht sein“, sagt der Designer und Fotograf Christian Riis Ruggaber vom Studio CRR in Zürich, zu dessen Vortrag innerhalb der Reihe Stilvorlagen an der HAW Hamburg zahlreiche Studierende gekommen sind. Die typische Klage „Wir hätten so eine tolle Lösung gehabt, aber der Kunde hat nicht mitgespielt“, höre er häufig. „Wer es in der Beziehung mit dem Kunden zu einem echten Miteinander bringt, kann fantastische Ergebnisse erzielen“, sagt Riis Ruggaber. Ein Patentrezept für den optimalen zwischenmenschlichen Umgang gebe es allerdings nicht.

Wichtig sei das berufliche Selbstverständnis: „Ein Designer ist mehr als der Beherrscher von Programmen und Kenner von Schriften und Farben. Er bringt die nötige Kreativität, manchmal eine Prise Kunst ein.“ Gemeinsam mit dem Kunden würden so Ziel (beispielsweise die Kommunikation einer Markenidentität), Strategie (Text, Bild oder Ton) und vor allem die zentrale Idee erarbeitet. „Und genau dieser Prozess prägt oftmals die jeweiligen Designentscheidungen“, sagt Riis Ruggaber.

Wie dieser Prozess aussehen kann, lernen die Kommunikationsdesign-Studenten in zahlreichen Praxisprojekten, zum Beispiel in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater (HfMT). „Wir haben uns das Gebäude und das Gelände angesehen, mit Studierenden und Dozenten gesprochen und alles gelesen, was es gab – immer mit dem Ziel, den Kern herauszuschälen: Was unterscheidet die HfMT von anderen Hochschulen“, erklärt Student Michael Wilde. Dieser Kern werde dann auf allen verfügbaren Kanälen transportiert. In Typografie, Farbe und Bilderwelt, Sound und Film müsse die Grundidee erkennbar sein, um eine Markenidentität zu schaffen.

Der Weg dahin sei sowohl arbeits- als auch zeitintensiv, sagt Martha Gädeke, die wie ihr Kommilitone im sechsten Semester ist. „Wir arbeiten uns für jedes neue Projekt in die entsprechende Materie ein. Denn ohne den Hintergrund zu verstehen, lässt sich keine Kommunikation aufbauen. Das hat uns vor Präsentationen schon so manche Nachtschicht beschert.“ Doch gerade das Eintauchen in immer neue Themenfelder fasziniert die 22-Jährige an ihrem Studium. Michael begeistert die Gruppendynamik in den Projekten. „Wir werden hier im Laufe des Studiums zu unterschiedlichen Spezialisten ausgebildet. Aber für die verschiedenen Projekte müssen wir zusammenarbeiten und eine gemeinsame Sprache entwickeln. Und es funktioniert. In Teamarbeit entsteht etwas, das man alleine nie hätte schaffen können.“

Tatsächlich ist der Studiengang breit aufgestellt und bietet Schwerpunkte von Typografie oder Markenentwicklung und Markenkommunikation über Fotografie bis zu Video/Film und interaktivem Design für die digitale Welt. Entsprechend vielfältig sind die beruflichen Möglichkeiten für die Absolventen, sagt Professorin Heike Grebin. „Die Berufschancen in Hamburg sind gut, gerade weil der Studiengang interdisziplinär geprägt ist. Die Studierenden lernen von Anfang an, selbstständig sowie fach- und branchenübergreifend zu denken und das Ergebnis visuell umzusetzen.“ So sei das Studium eine Mischung aus Kreativität, Theorie, Handwerk und Konzeption, dürfe jedoch nicht unterschätzt werden. „Wer meint, es gehe nur darum coole Bilder zu malen, irrt“, warnt Grebin. Künstlerisches Talent sollten angehende Studierende trotzdem mitbringen, sagt Sven Vogel, Professor für Markenkommunikation und Markenentwicklung. „Darüber hinaus ist zudem Sensibilität für Gestaltung, Enthusiasmus für Marken, Kommunikationstalent, Intelligenz, Wille und Ausdauer gefragt.“ All das demonstrieren Studienbewerber anhand einer Mappe mit 20 bis 30 freien Arbeiten und während einer zweitägigen Eingangsprüfung.

Allerdings ist die Mappe weit mehr als ein bloßes Bewerbungsinstrument für die Hochschule, sie wird kontinuierlich durch die Projektarbeiten erweitert und belegt die Studienentwicklung. „Natürlich ist die Bachelornote wichtig. Aber am Ende zählt die Mappe als Beleg unserer Projekterfahrung“, sagt Michael, der es mit seiner Mappe bereits zu einem Praktikum in die Agentur Jung von Matt geschafft hat. Martha hingegen schwankt noch zwischen ihrem Ziel Editorial-Design – „mein Studienschwerpunkt ist die Typografie“ – und einer eher konzeptionell ausgerichteten Position. „Ich war im Organisationsteam der Vortragsreihe Stilvorlagen, und die Planung und Durchführung solcher Veranstaltungen würde mich sehr reizen.“ Erste Kontakte hat ihr das Projekt bereits gebracht, und sie hofft nun auf ein Praktikum.

Damit folgt Martha einem der Ratschläge, die Christian Riis Ruggaber seinen Zuhörern mit auf den Weg gibt: „Nutzt die Chance, Student zu sein. Als solcher könnt ihr bei jedem Studio auf der Welt anklopfen und Praktika machen.“ Der Frage jedoch, wie man in der Branche finanziell am besten bestehen kann, beschert er eine Absage: „Geld? Wem es darum geht, ist in unserer Branche falsch!“ Einen erfolgreichen Designer zeichne etwas anderes aus: „Wir sind von Leidenschaft getrieben.“