Als Steuerfachangestellte vertiefen sich Eva-Maria Timreck und Maximilian Heidorn ins Zahlenwerk. So können sie ins Herz der Firma sehen.

Sie ist lästig, kostet Arbeit, Zeit und am Ende auch noch Geld: Kaum eine staatsbürgerliche Pflicht nervt so sehr wie die Abgabe der Steuererklärung. Weil das deutsche Steuerrecht kompliziert ist, schicken viele Steuerpflichtige ihre Rechnungen, Quittungen und Bankauszüge des vergangenen Jahres lieber an eine Steuerberatungskanzlei. Dort landen die Unterlagen meist auf dem Tisch eines Steuerfachangestellten, der die Zettelwirtschaft sortiert, nach allen Möglichkeiten der Steuer-Optimierung auswertet und schließlich eine für das Finanzamt schlüssige und zutreffende Erklärung erstellt.

Zahlreiche Mandanten der Kanzlei MDS Möhrle wissen ihre steuerlichen Angelegenheiten bei Maximilian Heidorn und Eva-Maria Timreck in guten Händen. Eva-Maria hat gerade ihre Ausbildung mit der Note "Sehr gut" abgeschlossen, ihr Kollege hat noch über ein Jahr bis zur Prüfung vor sich. Unter Anleitung und Kontrolle ihres Teamleiters deklarieren sie nicht nur die Steuern für Privatpersonen, sondern bilden die Finanzbuchhaltung von Unternehmen ab, erstellen Bilanzen als Basis für deren Steuerermittlung und wickeln die Lohn- und Gehaltsabrechnungen für ihre Mandanten ab.

"Der Job ist anspruchsvoll, vielseitig und lässt viel Spielraum für Gestaltung im Rahmen der Steuergesetze", sagt Maximilian. Als es nach dem Abitur um die Berufswahl ging, wusste er nur: Es musste etwas mit Zahlen sein, denn er hatte Mathematik-Leistungskurs. Ein befreundeter Steuerberater der Familie brachte ihm die Vorzüge des Berufs nahe. "Da sich ständig die Gesetzeslage ändert, müssen wir uns immer weiter entwickeln und fortbilden. Es wird damit nie langweilig", sagt Maximilian. Vor allem die Finanzbuchhaltung hat es ihm angetan. "Über jede Buchung und jede Zahl kann ich direkt in das Herz eines Unternehmens schauen. Das ist unheimlich spannend."

Weil auch Eva-Maria nach dem Abitur einen Beruf mit Zahlen anstrebte, folgte sie dem Rat ihrer Schwester, einer Rechtanwalts- und Notargehilfin, sich für eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten zu bewerben. "Ich habe mich dann im Internet über das Berufsbild informiert und wusste sofort: Das will ich unbedingt machen."

Gemeinsam mit einem Sachbearbeiter, dem sie zuarbeitet, betreut Eva-Maria eine Vielzahl von Kleinunternehmen bei der Erstellung ihrer Jahresabschlüsse. Dabei bewertet sie einzelne Bilanzpositionen - darunter das Anlagevermögen, die Forderungen, Warenbestände, Bank- und Kassenbestand - und stellt in der Gewinn- und Verlustrechnung die Aufwendungen den Erträgen gegenüber, denn nur bei exaktem Zahlenwerk können die fälligen Steuern ermittelt werden. "Die Bilanzbuchhaltung verlangt viel rechtliches Detailwissen, um die einzelnen Positionen exakt und dennoch im Sinne des Unternehmens ausweisen zu können", sagt die 21-Jährige, die sich zur Bilanzbuchhalterin weiterbilden möchte.

Wie kreativ und beratungsintensiv der Beruf sein kann, zeigt sich beispielsweise bei der Wahl der Abschreibungsmethode - linear oder degressiv - für Anlagengegenstände. Je höher der Aufwand, also der Abschreibungsbetrag, desto geringer ist der Gewinn und damit die Steuerlast.

Die theoretische Ausbildung bereitet die angehenden Steuerfachangestellten auf die hohen Anforderungen in der Praxis vor. Wesentliche Grundlagen für die Arbeit sind zum einen profunde Kenntnisse der Finanzbuchhaltung und des Rechnungswesens, der Buchführungs- und Abschlusstechnik, Lohn- und Gehaltsabrechnung sowie der Erstellung von Jahresabschlüssen. Wichtigstes Werkzeug für die kreative Gestaltung von Bilanzen und Steuererklärungen ist eine genaue Kenntnis der Steuergesetze.

Wie Theorie und Praxis sich ergänzen, zeigt das Beispiel von Mareike Grambow, die im zweiten Lehrjahr bei der Orbis Treuhand ist und seit zwei Tagen an der Einkommensteuererklärung eines Rechtsanwalts arbeitet. Neben ihr liegt das Einkommenssteuergesetz. "Der Herr hat neben seinen Einnahmen aus selbstständiger Arbeit auch noch Einkünfte aus Kapitalvermögen, und dieses Thema hatten wir in der Schule noch nicht", sagt Mareike. Daher studiert sie die einzelnen Paragrafen des Gesetzes und überlegt, wie sie diese auf den speziellen Fall anwenden kann. "Vieles ist learning by doing." Gleichzeitig steht die Buchhaltung verschiedener Unternehmen an. Bis zum zehnten des Monats müsse sie alle Belege sortieren, buchen und ans Finanzamt schicken. "Leider lassen sich viele Mandanten sehr lange Zeit mit ihren Unterlagen, da komme ich oft in Stress", sagt Mareike.

Wer sich für die Ausbildung zum Steuerfachangestellten interessiert, hat gute Chancen. Auf der Homepage der Steuerberaterkammer Hamburg suchen derzeit rund 50 Hamburger Kanzleien nach geeigneten Bewerbern für Ausbildungsplätze. Bei der Auswahl der Kandidaten sind vor allem analytisches und mathematisches Talent, aber ebenso die persönliche Integrität und verbale Ausdrucksfähigkeit gefragt. "Da Steuerfachangestellte mit sensiblen Daten der Mandanten zu tun haben, ist ein vertrauenswürdiges, kompetentes Auftreten von enormer Bedeutung", sagt Sabine Schakel, Personalreferentin bei MDS Möhrle. Auch hier gilt: Wer zuvor ein Praktikum absolviert hat, erhöht seine Chancen. Schakel: "Das zeigt uns, ob sich der Bewerber wirklich für den Beruf interessiert."

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