Etwas sperrig klingt Fachverkäufer Reform- und Diätwaren schon - dahinter verbirgt sich jedoch ein anspruchsvoller und vielseitiger Beruf.

Schon seit ihrem 16. Lebensjahr hat Tanja Käding immer wieder auf 400-Euro-Basis im Einzelhandel gejobbt. "Doch irgendwann war mir klar, dass man in dieser Branche nur mit einer fundierten Ausbildung wirklich durchstarten kann", erzählt Tanja. Ihre beiden Kinder ließen ihr lange Jahre keine Zeit für eine Ausbildung. Doch im Alter von Anfang 30 gab sich die zweifache Mutter einen Ruck - für eine Ausbildung ist es schließlich nie zu spät - und suchte nach einer passenden Ausbildungsstelle. "Ich ernähre mich vegetarisch, treibe viel Sport und interessiere mich brennend für gesunde Ernährung. Da kam mir die Idee, eine Ausbildung in einem Reformhaus zu machen", sagt die mittlerweile 34-Jährige.

Viele Bewerbungen musste sie nicht schreiben: Im Reformhaus Engelhardt war man nicht nur von ihrer Berufs- und Lebenserfahrung, sondern auch von ihrer offenen Art und ihrem Faible für alles, was gesund ist, angetan. Kurzum: Tanja bekam den Zuschlag für eine Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel, Fachrichtung Reform- und Diätwaren. Ihr Arbeitsplatz ist das Reformhaus Engelhardt im Hanse-Viertel.

In Reformhäusern finden Verbraucher vieles, was zu einem verantwortungsbewussten, gesunden Leben beiträgt: Vollkornbrot und Gebäck in Bio-Qualität aus hochwertigen natürlichen Rohstoffen, Soja- und Tofuprodukte ohne chemische Zusätze, glutenfreie und diätetische Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel, Vitamin- und Mineralstoffpräparate bis hin zu Naturkosmetik, die ohne Tierversuche hergestellt ist. "Tatsache ist, dass immer mehr Menschen nach einem gesunden Leben streben. Außerdem wird immer deutlicher, dass viele Zusammenhänge zwischen Ernährung und Krankheiten bestehen. Darüber hinaus sind Verbraucher zunehmend daran interessiert, unsere Umwelt zu schützen und sparsam mit Ressourcen umzugehen. Der Markt für Bio- und Reformhausprodukte wird daher immer größer", betont Simone Wedler, Personalleiterin im Reformhaus Engelhardt.

+++Bio-Lebensmittel: nur ein bisschen gesünder?+++

Bei der Auswahl der Produkte, die ihnen guttun oder die auf besondere Bedürfnisse zugeschnitten sind, benötigen die Kunden oftmals eine eingehende Beratung, bei der auch sensible Themenbereiche angesprochen werden. Dabei kann es um Lebensmittelunverträglichkeiten, Allergien, Diabetes oder andere chronische Krankheiten gehen. "Der Beruf erfordert nicht nur sehr gute Fachkenntnisse in Theorie und Praxis, sondern auch Einfühlungsvermögen", so die Personalleiterin weiter.

Das Reformhaus Engelhardt ist mit 17 Standorten in Hamburg vertreten. Pro Ausbildungsjahrgang werden bis zu zehn Auszubildende eingestellt. Sie haben die Möglichkeit, eine zweijährige Ausbildung zum Fachverkäufer oder eine dreijährige Ausbildung zum Kaufmann Fachrichtung Reform- und Diätwaren zu machen. "Bewerber sollten natürlich in erster Linie Interesse an den Produkten haben. Gern gesehen sind außerdem ein freundliches Auftreten, Servicebereitschaft und Spaß daran, Kunden individuell zu beraten", erläutert Simone Wedler.

Tanja hat extrem viel Spaß an der Beratung. Sie weiß, was zu tun ist, wenn man abnehmen möchte oder bestimmte Lebensmittel nicht verträgt, oder wie Osteoporose vorgebeugt werden kann.

+++Bei Lebensmittelallergie: Immer Zutatenliste lesen+++

Unter ihren Kunden sind Jugendliche, Berufstätige und Ruheständler - auf jeden Fall "keine typischen Ökos, sondern Menschen, die wie ich bewusst einkaufen", sagt Tanja. Neben der eingehenden Beratung sind auch die anderen Tätigkeiten, die der Beruf mit sich bringt, ganz nach ihrem Geschmack. Dazu gehören zum Beispiel die attraktive Präsentation der Waren, das Auffüllen der Regale, das Kassieren oder Verköstigen neuer Produkte. Damit das Angebot im Laden immer frisch und in ausreichendem Umfang zur Verfügung steht, muss auch die Bestellung von Nachschub sicherstellt werden. Hinzu kommen betriebswirtschaftliche Aufgaben. So sind beispielsweise betriebliche Abläufe zu organisieren, Preise zu kalkulieren, Rechnungen zu prüfen und Inventuren durchzuführen. Und nicht zu vergessen: die stetigen Weiterbildungen und Seminare. "Um die Kunden kompetent beraten zu können, muss man in Bezug auf aktuelle Trends und Entwicklungen immer am Ball bleiben", sagt Simone Wedler.

Tanja findet ihren Beruf sehr vielseitig, vor allem aber erfüllend und auch in persönlicher Hinsicht sehr bereichernd. "Wegen der langen Ladenöffnungszeiten sollte man allerdings flexibel und belastbar sein", bilanziert sie.

Neue Produkte, die in den Regalen des Reformhauses landen, probiert Tanja gern selbst aus: seien es Nahrungsergänzungsmittel zur Leistungssteigerung beim Sport, Fruchtschnitten oder auch frei verkäufliche Arzneimittel wie Rechtsregulat für die Unterstützung des Abwehrsystems oder die Verbesserung des Stoffwechsels. Auch das Thema Naturkosmetik liegt Tanja sehr am Herzen: Es sei spannend zu sehen, wie viele tolle Produkte da entwickelt werden, meint sie. Nach der Ausbildung, die Tanja im Januar 2013 abschließen wird, möchte sie weiter im Reformhaus arbeiten. Und eines Tages vielleicht sogar Filialleiterin werden.