Der Weg zum Ausbildungsplatz ist zwar ein steiler, doch das Kämpfen lohnt sich: Die Zukunftsaussichten für Bankkaufleute sind weiterhin positiv.

Für ihren Ausbildungsplatz bei der Hamburger Sparkasse haben Hilke Marie Jepsen und Tobias Mayer hart gekämpft. Sie zählen zu den über 200 Glücklichen des Jahrgangs 2011, die nach dem dreistufigen Assessment-Center unter insgesamt 4000 Bewerbern übrig geblieben sind. "Sich in der Diskussion zu behaupten und schlüssig zu argumentieren war eine neue Erfahrung für mich. Aber genau das erwarten ja auch die Kunden von uns", sagt die 19jährige Hilke Marie.

Die Bankenkrise und das damit einhergehende schlechte Image der Branche samt ihrem Personal aus "Gier- und Pleitebankern" haben der Attraktivität des Berufs bei Jugendlichen offenbar keinen Abbruch getan. Nach wie vor übersteigt die Zahl der Bewerber - wie bei der Haspa - die insgesamt rund 560 freien Ausbildungsplätze bei Hamburger Kreditinstituten bei Weitem, wie ein Sprecher der Bundesagentur für Arbeit bestätigt. "Die Konkurrenz bei den Bankkaufleuten ist weit größer als in den meisten anderen Berufszweigen."

+++Studium, Ausbildung, Praktikum - viele Wege führen zur Sparkasse+++

Wer sich berufen fühlt, sollte sich dennoch bewerben, rät Helga Hemmerich, Leiterin der Hamburger Berufsschule. Denn trotz der zahlreichen Bewerbungen könnten viele Banken ihren Bedarf an Nachwuchskräften nur schwer decken. "Die Qualität der eingehenden Bewerbungen reicht den meisten nicht aus, sodass viele Banken ihre Vakanzen lieber unbesetzt lassen."

Denn die Anforderungen an die Kompetenzen des Nachwuchses sind hoch, wie Florian Neumann, Ausbildungsbeauftragter der Haspa, betont: "Neben analytischem Verständnis und guten Mathematik-Kenntnissen sollten die Bewerber ein ausgeprägtes Interesse an wirtschaftlichen Fragen und Zusammenhängen mitbringen." Ebenso wichtig seien die kommunikativen Fähigkeiten sowie eine ausgeprägte Sozialkompetenz. Beides entscheide wesentlich über die Qualität der Kundenbeziehungen. "Die Finanzen sind ein sehr sensibles Thema. Hier geht es darum, Vertrauen aufzubauen, Informationen über die wirtschaftliche Situation der Kunden zu gewinnen, um sie bei Vermögensaufbau oder im Kreditbereich beraten zu können."

+++Teilnehmer dürfen nicht zu früh abschalten+++

+++Expertentipps: Locker durchs Assessment-Center+++

Dank ihrer Vorbildung und Interessenlage stellte das Auswahlverfahren für Hilke Marie Jepsen und Tobias Mayer keine große Hürde dar. Hilke Marie überzeugte nicht nur durch ihre zwölf Punkte im Mathematik-Leistungskurs sondern vor allem mit ihrem Interesse an den Aktienmärkten. "Mein Vater hat seit jeher mit Aktien gehandelt und uns Kinder von klein auf mit der Materie vertraut gemacht."

Auch Tobias punktete Neumann zufolge durch sein ausgeprägtes Zahlenverständnis, seine Leidenschaft für die Finanzmärkte und nicht zuletzt durch sein verbindliches Auftreten und rhetorisches Talent. Bevor er sich bei der Haspa bewarb, hatte er mehrere Semester Wirtschaftmathematik studiert. "Mich störte der mangelnde Praxisbezug, da zog ich die Reißleine und entschied mich für eine klassische Karriere in einer Bank."

+++Sparkasse wirbt bei seinen Kunden um Vertrauen+++

Während der zwei- bis zweieinhalbjährigen dualen Ausbildung sorgen insgesamt fünf Berufsschulblöcke zwischen sechs und zehn Wochen für das theoretische Rüstzeug. So lernen die Jung-Banker im ersten Lehrjahr die Grundlagen des Privatrechts kennen, beschäftigen sich mit Wertpapieren wie Aktien und Schuldverschreibungen, eröffnen und führen Konten und Sparbücher. Im zweiten und dritten Ausbildungsjahr bearbeiten sie dann Privat- und Geschäftskredite, vergleichen Firmenbilanzen und analysieren die Einflüsse der Wirtschaftspolitik auf das tägliche Leben.

Daneben werden auch Soft Skills wie Kommunikations- und Konfliktverhalten geschult. Hier erhalten die Azubis von Anfang an in Seminaren an der Haspa-Akademie den nötigen Schliff für ihre Arbeit mit den Kunden. "Wir simulieren in Rollenspielen typische Alltagssituationen, die in den Filialen vorkommen", sagt Neumann.

Ausbildung in der Bank

Voraussetzungen: Abitur oder guter Realschulabschluss

Ausbildungszeit: drei Jahre

Vergütung: zwischen 831 und 955 Euro

Perspektiven: sehr gut

Weiterbildung: wirtschaftswissenschaftliches Studium oder berufsbegleitende Fortbildung zum Bankfachwirt und Bankbetriebswirt

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