Immer mehr Unternehmen setzen auf E-Commerce und suchen Fachkräfte. Doch es gibt bislang kaum spezielle Ausbildungen für diese Tätigkeiten. Lehrgänge sind schnell ausgebucht.

Hamburg. Wer für die "Sex and the City"-Schuh-Kollektion nicht erst in die Stadt fahren möchte, trifft seine Wahl bequem von zu Hause aus. Längst sind Amazon, Ebay oder Otto nicht mehr die alleinigen Platzhirsche im Internet. Auch Hamburgs Schuhpapst Goertz ist im Online-Handel aktiv und bietet seinen Kunden nicht nur eine Rundum-Schuhansicht, sondern versetzt Carrie-Fans mit dem Trailer zum neuen Kinofilm gleich in das passende "Sex and the City"-Feeling. Eine möglichst attraktiv gestaltete Website ist ein Muss im Internethandel. Heiner Schote, stellvertretender Geschäftsführer "Starthilfe & Unternehmensförderung" der Handelskammer, bezeichnet E-Commerce als "äußerst dynamische Branche mit intensivem Wettbewerb". Wer hier erfolgreich sein will, müsse sich professionell aufstellen, denn es gelte, die rechtlichen Rahmenbedingungen, sichere Zahlungsmodalitäten oder auch den Warenrückfluss, wenn das Produkt nicht gefalle, zu meistern.

Know-how für eine professionelle E-Commerce-Gestaltung ist daher sehr gefragt. "IT-Fachleute werden nach wie vor händeringend gesucht", sagt Fin Mohaupt, stellvertretender Geschäftsführer "Berufsbildung" bei der Handelskammer. Sieben Ausbildungsberufe sowie zahlreiche Studiengänge führen in die IT-Branche, spezielle Ausbildungen für den E-Commerce-Bereich jedoch sind rar.

Die Französin Lila Amara hat mit dem in ihrem Heimatland absolvierten Masterstudiengang E-Commerce daher beste Berufschancen auf dem Hamburger Markt. Sie ist Beraterin bei "Elmar/P/Wach eCommerce Consulting" und unterstützt Unternehmen bei der Optimierung ihrer Websites, zum Beispiel bei der Entscheidung über einzufügende Features oder bei der Partnersuche für die fachgerechte Umsetzung. "In meinem Beruf ist neben dem Verständnis für Technik, also etwa Programmierungs- und Designkenntnissen, vor allem Organisations- und Kommunikationstalent gefragt", erzählt die 29-Jährige. "Aber auch die Interdisziplinarität meiner Ausbildung hilft mir sehr, in meinem Fall vor allem die Mehrsprachigkeit und meine Kenntnisse im Online- und Affiliate-Marketing."

Solche Art von "vernetztem Denken" hält auch Dierck Ladendorff, Leiter der Fachgruppe Personalentwicklung bei der Netzwerkinitiative für Medien, IT und Telekommunikation Hamburg@work für entscheidend. So seien nach wie vor IT-Spezialisten gefragt, ob nun Webdesigner, Digital Media Developer oder eben E-Commerce-Berater, doch herrsche besonders ein Mangel an "Fachkräften, die die gesamte Prozesskette des Online-Handels im Blick haben und effektiv gestalten". Einen Bedarf an "Fachkräften, die anwendungsorientiert arbeiten können", sieht auch Handelskammer-Referent René Löffler "Innovation & Umwelt", Abteilung Medien, IT & Design. Um hier Abhilfe zu schaffen, startet im kommenden Wintersemester der von der Hamburger Wirtschaft mittels Stiftungsprofessur finanzierte viersemestrige Masterstudiengang "IT-Management und -Consulting" an der Universität Hamburg.

Potenzielle Arbeitgeber gibt es in Hamburg reichlich, denn die Stadt sei als E-Commerce-Standort gut aufgestellt, sagt der Vorsitzende von Hamburg@work, Uwe Jens Neumann. "Vom Technik-Dienstleister über Online-Marketing-Experten bis zum Versandhändler ist alles vertreten." Es gibt fast 4400 IT-Service-Unternehmen und IT-Beratungen.

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