Ein Kommentar von Jon Christoph Berndt

Wer im Berufsleben erfolgreich sein will, muss vermeintliche Schwächen zu tatsächlichen Stärken machen. Das tut manchmal weh, und es ist anstrengender, als immer nur mit Selbstverständlichkeiten zu glänzen. Aber nur so verleiht man seinem Profil eine unverwechselbare Kontur, die sich nicht so schnell kopieren lässt.

Raed Saleh ist erst 37 und schon Vorsitzender der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. Er hat einen unüberhörbaren arabischen Akzent, und der reichte lange für die landläufige Überzeugung, er könne keine guten Reden halten; bis ihm die „Tageszeitung“ einwandfreie Grammatik bescheinigte und der „Tagesspiegel“ die Eins minus im Deutschabitur thematisierte. Dann kramten Kritiker das für einen gestandenen Politiker so jugendliche Alter hervor. Man traute „es“ dem gebürtigen Palästinenser einfach noch nicht zu. Dabei überrascht er mit der Themenwahl: Statt immer bloß über Integration, spricht er über mehr Respekt vor der Polizei, Aufstieg durch Bildung und Gleichstellung von Homosexuellen. Ausgerechnet ein Araber. Wie das denn sein kann, beantwortet Saleh so klar wie sympathisch: „Ich bin Berliner und habe zufällig einen Migrationshintergrund.“ An Profil für die Zukunft hat er weiter gewonnen.

Ob klein oder groß, homosexuell oder nicht, mit oder ohne Migrationshintergrund: Wir sind das, was wir daraus machen. Eine Regel gilt dabei immer, privat und im Beruf, in allen gesellschaftlichen Schichten: Das Perfekte kann man bewundern, lieben kann man nur das Makelhafte.

Jon Christoph Berndt ist Markenexperte und Keynote-Speaker. www.jonchristophberndt.com