Natalia Reichert hat sich vor einem Jahr als Fashion-Stylistin selbstständig gemacht

Wenn bei einem Fotoshooting die Kleidung der Models gut sitzen soll, sind Natalia Reicherts Scharfblick und geschickte Hände gefragt. Sie ist Fashion-Stylistin. Als solche sorgt sie dafür, dass bei Aufnahmen für Werbekampagnen, Modekataloge oder sonstige Fotostrecken die richtige Kleidung und die passenden Accessoires vor Ort sind – und an den Models auch noch gut aussehen. Ihr kleines Auto sei immer heillos vollgestopft, wenn sie auf dem Weg zu ihrem nächsten Job ist, erzählt die 31-Jährige.

Vor einem Jahr hat sich die Modedesignerin selbstständig gemacht. Zuvor arbeitete sie in den Mode-Redaktionen verschiedener Zeitschriften, unter anderem in Paris. Heute hat sie ganz unterschiedliche Kunden: „Darunter sind Banken und Onlineshops ebenso wie experimentelle Geschichten“, erzählt die Hamburgerin. Viel reisen inklusive: Einer ihrer schönsten Jobs führte Reichert nach Mauritius, einschließlich Übernachten im Nobelhotel. Manchmal ist sie schon in die Planung einer Werbekampagne eingebunden, manchmal stößt sie erst zum Ende hin zum Team. Ihre Auftraggeber sind vor allem Agenturen und Filmproduktionsfirmen. „Und davon gibt es in Hamburg ja eine Menge.“

Zu gründen beschloss Natalia Reichert, weil sie im alten Job keine Perspektive mehr für sich sah. „Also war es das Naheliegendste, mich selbstständig zu machen“, sagt sie. Wichtig ist ihr die Abwechslung in der Arbeit. „Zu Halloween konnte ich Vogelscheuchen gestalten“, erzählt die Gründerin. Ein Auftrag, bei dem sie wieder einmal selbst nähen durfte. „Denn das fehlt mir im Moment doch ein bisschen“, sagt Reichert. Ihr Traum ist, parallel ihr eigenes kleines Mode-Label aufzubauen, um auch wieder mehr ins Handwerk zurückzukehren. Aber das ist noch Zukunftsmusik. „Ich bin froh, dass ich jetzt erst einmal als freiberufliche Stylistin Fuß gefasst habe“, betont sie.

Denn ganz problemlos lief es bei ihr nicht. „Ich hatte anfangs wenig Ahnung, wie man kommerziell arbeitet – im Gegensatz zur redaktionellen Arbeit, die ich bislang gemacht hatte.“ Das hieß also: Mappe zusammenstellen, Akquise machen, Kunden von sich überzeugen. Inzwischen kennen ihre Auftraggeber sie – und kommen wieder. „Bei Modekatalogen zum Beispiel gibt es schließlich jede Saison eine neue Kollektion.“ Inzwischen ist Natalia Reichert in einer entspannten Situation: „Nur manchmal, wenn es gerade ein bisschen ruhiger läuft, mache ich noch Akquisition.“

Viel Geld für ihren Start brauchte die Gründerin nicht. „Es ist super, wenn man schon einen kleinen Fundus an Kleidung und Accessoires hat, aber das kommt auch mit der Zeit“, erzählt sie. Im Frauenwirtschaftszentrum der „Unternehmer ohne Grenzen“ habe sie Veranstaltungen zu Steuern, Marketing und Akquise besucht. „Für wenig Geld habe ich da wirklich viel mitgenommen“, sagt Reichert.

Auch der Kontakt zu anderen Gründern habe ihr geholfen: „Man braucht nicht gleich einen Coach, andere haben sich schließlich auch schon mit denselben Problemen auseinandergesetzt und können einem Tipps geben.“ Beim Gründen am meisten überrascht haben Natalia Reichert allerdings ihre eigenen verborgenen Talente. „Ich dachte immer, ich bin nicht der Typ für Akquise oder fürs Verhandeln“, sagt sie. „Aber das lernt man alles.“ Heute fällt es ihr leicht.

Um Interessenten über ihre Internetseite hinaus einen Eindruck von sich zu vermitteln, baut Reichert gerade ihren Auftritt beim Businessnetzwerk Xing auf. Und Pläne für die nächsten Monate hat sie auch schon geschmiedet: Ein größeres Büro will sie finden, um ihren wachsenden Fundus unterzubringen und mehr Platz zu haben, um die Outfits zusammenzustellen, einen Blog gründen, der eine Mischung aus Tanzen und Mode zum Thema haben soll, und einfach einmal „austesten, wie es sich weiterentwickelt“. Seit Juni ist sie ausgebucht.

www.nataliareichert.com