Die Ausbildung zum Krankenpfleger ist nichts für zarte Seelen – Jobgarantie und Karrierechancen

Schon in der Lehre Auslandserfahrung sammeln? Jana Benkartek durfte das mit Unterstützung ihres Arbeitgebers. Vier Wochen hat die 20-Jährige während ihrer Ausbildung zur Krankenpflegerin in der Schweiz gearbeitet, finanziert über das Leonardo Da Vinci Stipendienprogramm der Agentur Arbeit und Leben. „Der Personalschlüssel war der größte Unterschied, die beschäftigen unglaublich viele Mitarbeiter in einem Dienst“, sagt sie. „Und die Krankenpfleger dürfen viel mehr machen, übernehmen auch ärztliche Tätigkeiten und legen zum Beispiel Zugänge.“

Normalerweise absolviert Jana gerade ihre Ausbildung am Uniklinikum Eppendorf. „Nach dem Abitur in Heide habe ich erst mit einem dualen Studium begonnen, war teilweise im Krankenhaus, habe aber auch an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Pflege studiert.“ Aus persönlichen Gründen und weil sie sich lieber mit mehr Praxisnähe ausbilden lassen wollte, wechselte sie zur Berufsschule. „Ich war am UKE der erste Fall dieser Art, der den Quereinstieg gewählt hat“, sagt sie.

Jana interessiert besonders, wie der Körper funktioniert: „Zudem liegt mir die Arbeit mit alten Menschen“, sagt sie. Den ganzen Tag im Büro zu sitzen käme für sie nicht in Frage: „Mir war von Anfang an klar, dass ich im medizinischen oder sozialen Bereich arbeiten möchte.“ Die Mutter hat früher im Krankenhaus ausgeholfen, der Bruder arbeitet als Rettungsassistent, Jana selbst hat ein Praktikum als medizinische Fachangestellte beim Kinderarzt und ein Berufspraktikum im Krankenhaus gemacht. Heute betreut und versorgt sie kranke und pflegebedürftige Menschen, legt Verbände, verabreicht Medikamente, assistiert bei Untersuchungen sowie Behandlungen und dokumentiert Patientendaten.

In Blöcken von vier bis sechs Wochen arbeitet sie im Krankenhaus, dann wieder besucht sie für denselben Zeitraum die Universitäre Berufsakademie. „In der Berufsschule haben wir in jedem Block ein Hauptthema, zum Beispiel Psychologie“, erzählt die 20-Jährige: „Danach arbeiten wir dann auf der psychiatrischen Station und können das Gelernte direkt in der Praxis umsetzen.“

In der ersten Hälfte der Ausbildung lernen die Erwachsenenkrankenpfleger mit den Kinderkrankenpflegern gemeinsam, danach haben beide unterschiedlichen Unterricht. „Wenn man später wechseln möchte, gibt es einerseits die Möglichkeit, auf die dreijährige Ausbildung zur Erwachsenenkrankenpflegerin eine anderthalbjährige Ausbildung zur Kinderkrankenpflegerin draufzusatteln“, sagt Jana. Oder man macht gleich die Ausbildung zum Kinderkrankenpfleger. Da der Bedarf an Pflegekräften für ältere Menschen hoch sei, wäre so ein Wechsel viel leichter.

„Wegen des hohen Pflegenotstandes muss ich mir aber sowieso keine Sorgen machen, dass ich irgendwann mal keinen Job bekomme“, sagt Jana: „Die meisten Azubis im UKE werden direkt für ihren Wunschbereich übernommen.“

Gerade hat die Azubine die ersten zwei Jahre ihrer Ausbildung geschafft, und wenn sie ein Fazit ziehen sollte, dann hat ihr vor allem die Arbeit auf der Leukämiestation besonders gut gefallen. „In der ersten Woche war ich natürlich geschockt, generell ist es ja nicht leicht, mit Krebspatienten zu arbeiten“, sagt sie. Zwar seien sie in der Schule sehr gut auf die Arbeit vorbereitet worden, doch sei die Realität eben oftmals härter als die Theorie. „Die Arbeit in der Onkologie ist allgemein etwas sehr Besonderes, wir sprechen hier viel mit den Patienten, die psycho-soziale Arbeit steht im Vordergrund“, erzählt die Auszubildende. „Viele Patienten sind monatelang auf der Station, und auch wenn die Arbeit hart ist, geben einem die Patienten viel zurück.“ Außer dem medizinischen Fachwissen sind es vor allem die weichen Fähigkeiten, die eine gute Krankenpflegerin formen: Einfühlungsvermögen, Beobachtungsgabe und Organisationstalent machen sie zu wichtigen Ansprechpartnern für Patienten und Angehörige.

„Man kommt in diesem Job schon mal an seine Grenzen, und auch die Arbeit im Schichtdienst, mal morgens, mal abends, mal nachts, ist belastend“, sagt Jana. Umso wichtiger sei es deshalb, nach Feierabend gut abschalten zu können. Nach der Arbeit geht die Auszubildende deshalb häufig ins Fitnessstudio oder trifft sich mit Freunden.

Nach der Ausbildung hat Jana die Wahl zwischen vielen berufsbegleitenden Studiengängen, um sich mit einem Studium weiterzubilden, darunter etwa Pflegemanagement und Pflegepädagogik. Auch hat sie die Möglichkeit, an zahlreichen Einsatzorten außerhalb von Krankenhäusern unterzukommen. Der Berufsverband für Pflegeberufe nennt hierzu ambulante Pflegedienste, Einrichtungen der Altenpflege und Rehabilitation, Hospize und humanitäre Organisationen. Auch Arztpraxen, Blutspendezentralen, Krankenkassen, Kranken- und Pflegeversicherungen sowie die Gesundheitsbehörde beschäftigen Krankenpfleger.

„Eigentlich möchte ich aber erst einmal am Bett bleiben, wie wir sagen, also in der Praxis arbeiten“, sagt Jana. Den Beruf in seinem ganzen Umfang, so findet sie, lerne man sowieso erst nach der Ausbildung kennen, wenn man die volle Verantwortung für die Patienten trägt. Gerne möchte die 20-Jährige auch noch mal ins Ausland, denn für Krankenpfleger mit abgeschlossener Ausbildung gibt es noch ein weiteres Stipendium über die Leonardo da Vinci Stiftung.

Eine Erkenntnis hat Jana bei ihrem Praktikum in der Schweiz jedenfalls gewonnen: „So schlecht ist das Pflegesystem in Deutschland gar nicht.“ Die Ausbildung sei hierzulande durch die große Abwechslung viel besser. „In der Schweiz bleiben die Azubis die vollen drei Jahre auf einer Station oder wechseln höchstens ein einziges Mal. In Deutschland können wir viel besser herausfinden, was uns liegt.“

Außer dem UKE bilden noch eine Reihe weiterer Ausbildungsbetriebe in Hamburg zum Krankenpfleger aus, darunter die Asklepios Kliniken, das Albertinen-Krankenhaus, das Krankenhaus Alsterdorf sowie die Schön Klinik in Hamburg Eilbek.