Auf Maler und Lackierer warten beste Jobchancen

ohanna Prinzhorn fällt auf. Nicht nur weil die junge Maler- und Lackierer-Gesellin in ihrem schicken Kleid bei der feierlichen Freisprechung eine wirklich gute Figur macht, sondern schlicht weil sie eine Frau ist. Unter den 108 Junggesellen, die in der Handwerkskammer Hamburg ihre Gesellenbriefe entgegen nehmen, finden sich nur 17 Junggesellinnen.

Die Zahl der Frauen in der Branche nimmt zwar zu, liegt derzeit jedoch bei überschaubaren elf Prozent. Dabei gibt es keinen Grund, der Frauen von der Malerrolle fernhalten könnte, findet die 21-Jährige. „Gut, man arbeitet viel mit den Armen über dem Kopf und schleppt die Materialien. Aber wozu gibt es Krafttraining?“, meint sie lachend. Die Jungs jedenfalls machten keinen Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Kollegen – meistens. „Diven haben es schwer. Aber wer was von seinem Job versteht, hat keine Probleme.“ Durchsetzungsvermögen könne allerdings nicht schaden, „und Angst vor ein paar Farbspritzern sollte man auch nicht haben“, erklärt Johanna.

Aber was ist schon ein bisschen Schmutz gegenüber dem, was den Beruf der Maler- und Lackierer wirklich ausmacht? „Wir kommen in eine renovierungsbedürftige Wohnung, und wenn wir wieder gehen, sieht alles toll aus. Oder wir starten in einem Rohbau, und anschließend ist das Haus bewohnbar“, sagt Johanna. „Das liebe ich an meinem Beruf.“

Auch Cornelia Kosubek hat die Mischung aus Kreativität und Handwerk gelockt. Vor ihrer Ausbildung hat die 19-Jährige in einem dreitägigen Praktikum ausprobiert, ob Leiter und Lacke auch wirklich das Richtige für sie sind. „Aufs Gerüst bin ich allerdings erst später gestiegen. In unserem Beruf kommen wir durchaus auch hoch hinaus, und das Gefühl mehrere Meter über dem Boden zu arbeiten ist schon gewöhnungsbedürftig“, erzählt sie. Schließlich arbeiten Maler und Lackierer nicht nur drinnen. Auch Fassadenarbeiten oder einer neuer Lackanstrich für den Dachunterstand gehören zu ihrem Alltag. Darin unterscheidet sich Cornelias Arbeit von der Tätigkeit der Fahrzeuglackierer. Doch die Liebe zur Farbe ist die Gleiche.

„In Deutschland sind die meisten Autos silbern und schwarz, das wollte ich ändern“, sagt Osaekemwen Ehigiator, der von seinen Kollegen „Osa“ genannt wird. Für den Nigerianer ist die Freisprechung ein besonderer Tag. Denn erst im dritten (und letztmöglichen) Anlauf schaffte er die Gesellenprüfung. „Es war ein wilder Ritt“, bestätigt sein Chef Claus Brettner, Inhaber der Peters Fahrzeuglackierung Hamburg. „Osa ist extrem motiviert gestartet, hatte aber zwischendurch einige Durchhänger.“ Nachdem jedoch alle Hürden genommen sind, ist er überzeugt: „Osa wird seinen Weg machen. Er ist ein guter Handwerker, und die werden gebraucht.“

Essam Saad wird bei der Freistellungs-Feier als Leistungsbester seines Jahrgangs der Maler und Lackierer gefeiert. Der 21-Jährige wirkt immer noch etwas perplex. Die Schule beendete er „nur mit dem Hauptschulabschluss“, sein erstes Ausbildungsjahr absolvierte er bei einem Träger der Agentur für Arbeit. Im zweiten Jahr wechselte er zu seinem aktuellen Arbeitgeber, dem Malerbetrieb Arndt & Nordmann, „so richtig durchgestartet bin ich erst im dritten Lehrjahr“, sagt Essam. Nun will er erst mal Geld verdienen und seine nächsten Schritte überlegen. Vorarbeiter, Baustellenleiter oder aber der Meisterbrief. „Eine Selbstständigkeit könnte ich mir ebenfalls vorstellen.“

In jedem Fall erwarten Essam „beste Zukunftsaussichten“, sagt Thomas Rath, Obermeister der Maler und Lackierer-Innung. „Maler und Lackierer gehören zu den derzeit gesuchtesten Fachkräften.“ Übrigens auch bald in der Chefetage. Die Handwerkskammer schätzt, dass in den kommenden zehn Jahren rund 5000 Hamburger Handwerksbetriebe Unterstützung in der Führungsebene brauchen. Den Karriereweg ebnet ein Bachelorstudium. Den Weg zur Hochschule der Meistertitel oder der Gesellenbrief. In Kombination mit ein paar Jahren Berufserfahrung wird er als „fachgebundene Hochschulreife“ gewertet.