Es gibt viele Chancen für Azubis im Außenhandel

Fernweh plagte Fabian Lindner schon länger. Bereits während der Schulzeit zog es ihn für ein halbes Jahr nach Irland – und bestimmte später die Koordinaten bei der Sondierung der Alternativen nach dem Abi: „Ich wollte unbedingt etwas von der Welt sehen und mit Menschen zu tun haben.“

Den dazu passenden Job fand er dann während der Berufsorientierungswoche in der 11. Klasse. Bei einem Besuch des Chemie- und Pharma-Außenhändlers Helm AG wurde die Ausbildung Betriebswirt im Außenhandel vorgestellt. Die Möglichkeit, schnell Verantwortung im Tagesgeschäft zu übernehmen, und der Handel mit Kunden aus den unterschiedlichsten Ländern begeisterten Fabian Lindner sofort: „Für mich war damals gleich klar, dass ich das machen möchte“, sagt der 21-Jährige, der sich inzwischen im dritten Ausbildungsjahr bei Helm befindet.

Hamburg trennt die Ausbildung Groß- und Außenhandel in zwei Fachrichtungen. „Der Außenhandel geht dabei auf die Besonderheiten des internationalen Handels ein“, sagt Petra Knieling, Ausbilderin beim Pharmahändler Welding. Dazu gehören etwa Zoll- und Außenwirtschaftsrecht sowie spezifische Zahlungsbedingungen. Voraussetzung sei das sichere Beherrschen einer Fremdsprache, meist Englisch, und Grundkenntnisse in einer zweiten Sprache. Das spezielle Fachvokabular lerne man aber an der Berufsschule und täglich im Job.

Nur in Hamburg besteht zusätzlich noch die Möglichkeit, eine Ausbildung zum Betriebswirt im Außenhandel zu absolvieren – so, wie Fabian es tut. Dann dauert die Ausbildungszeit drei Jahre und lässt sich nicht wie beim Kaufmann im Groß- und Außenhandel für Abiturienten auf zwei Jahre verkürzen. Dafür erwirbt der Azubi aber auch gleich zwei Abschlüsse, den des Außenhandelskaufmanns und den des Betriebswirts im Außenhandel. „Ein darauf aufbauendes Bachelor-Studium läuft dann teilweise nur noch über zwei bis drei Semester“, sagt Fabian Lindner.

Helm setzt zurzeit mit 22 Azubis verstärkt auf die Ausbildung zum Betriebswirt im Außenhandel, dagegen sind aktuell lediglich vier angehende Außenhandelskaufleute im Unternehmen tätig. „Für Abiturienten ist die Zusatzqualifikation einfach interessanter“, erläutert Ausbildungsleiter Jens Engel. Ähnlich sieht es beim 120-Mann-Betrieb Welding aus: In der Firma lernen fünf Betriebswirte und zwei Kaufleute im Außenhandel. „Die Branche dominieren sonst aber zahlreiche kleine Firmen, die eher die Ausbildung zum Kaufmann anbieten“, sagt Regine Rosenau, Ausbildungsberaterin bei der Handelskammer Hamburg.

Fabians Enthusiasmus scheint ungebrochen: „Die Aufgaben in den Abteilungen sind spannend, und die Inhalte aus dem Berufsschulunterricht kann ich oft gleich in die Praxis umsetzen.“ Zwei Tage die Woche geht er zur Berufsschule, einen Abend wöchentlich büffelt er Betriebswirtschaft, Personalführung und Management an der Abendschule. Bei Helm hat er schon die unterschiedlichsten Abteilungen durchlaufen – von der Finanz- über die Dokumentenabteilung bis hin zu Revision und Logistik. Auch das „TrainingCentre“ von Helm stand bereits auf seinem Ausbildungsplan.

Aktuell befindet er sich für einige Monate in einer Marketingabteilung der Chemie und betreut dort das Produkt Essigsäure. Seine Kunden, mit denen er täglich telefoniert, kommen in erster Linie aus Mittel- und Südeuropa. In der Türkei war er jüngst für drei Tage auf Geschäftsreise, um das Helm-Außenhaus vor Ort zu besuchen und einige Lieferanten persönlich kennenzulernen. An einer Produktionsstätte für Essigsäure in Saudi-Arabien ist Helm selbst beteiligt, auch mit den Mitarbeitern dort tauscht Fabian sich regelmäßig aus. „Wer bei uns eine Ausbildung beginnt, arbeitet in einem internationalen Umfeld“, sagt Engel. Auslandseinsätze seien auf dem späteren Berufsweg keine Seltenheit.

Schwerpunktmäßig kümmert sich Fabian in seiner aktuellen Abteilung um das Mengenmanagement, dabei muss er darauf achten, dass die produzierte Menge Essigsäure bedarfsgerecht im Markt platziert wird. Um den richtigen Preis für die Ware festzulegen, beobachtet der Azubi laufend den Weltmarkt, informiert sich anhand von Berichten und spricht mit Experten der internationalen Niederlassungen. Darüber hinaus organisiert er für seine Kunden auf Wunsch einen Rundum-Service, der unter anderem den Transport der Ware inklusive der Abwicklung der Verschiffungspapiere umfasst.

„Ein hohes Maß an Einsatzbereitschaft und sozialer Kompetenz sind in diesem Beruf unerlässlich“, sagt Ausbildungsleiter Engel. Diese Eigenschaften konnte Fabian bereits unter Beweis stellen, indem er Mitte des zweiten Lehrjahres einen größeren Vertrag für eine Chemikalienlieferung über ein Jahr abschloss. Zwei Monate hakte er dafür immer wieder behutsam beim Kunden nach.

Ein späterer Aufstieg hängt nicht unbedingt am Studium. „Die Leistung am Arbeitsplatz entscheidet – und nicht der Titel“, sagt Ausbilderin Knieling von Welding. Ähnlich sieht man es bei Helm. Die Karrieremöglichkeiten reichen dann vom Produktmanagement bis hin zum Geschäftsbereichsleiter. Ob Fabian nach der Ausbildung noch studieren möchte, weiß er zurzeit nicht genau: „Helm bietet auch ohne akademischen Abschluss tolle Chancen rund um den Globus.“