Von Eselsohren und gutem Auftreten: Auch heute gilt – wer dumm auffällt, ist chancenlos. Experten erklären, was hilft – und was nicht

Phrasen und Schreibfehler katapultieren ins Aus

Mehrere Hundert Bewerbungen auf zwei Ausbildungsplätze – bei vielen Unternehmen nichts Besonderes. „In der ersten Durchsicht fliegt bereits das Gros der Kandidaten raus“, sagt Christine von Borcke-Wloka, Inhaberin der Hamburger Beratung „Die Personal-Werkbank“. Wer in die nächste Runde kommen möchte, darf sich also keine Schnitzer leisten. Und das gilt nicht nur für die Jobs in Konzernen, sondern auch in kleinen Handwerksbetrieben: „Im Zweifelsfall wird der Ausbildungsplatz dann auch schon mal nicht besetzt“, sagt Matthias Hartmann von der Lehrstellenagentur der Handwerkskammer Hamburg.

Online oder per Post?

„Handwerksbetriebe oder Arztpraxen bevorzugen meist die klassische Mappe“, sagt Stefan Tech von der Jugendberufsagentur Hamburg-Mitte. Einen guten Eindruck macht es hier oft auch, die Bewerbung persönlich vorbeizubringen. Für kaufmännische Berufe oder IT-Firmen hingegen sei inzwischen die Online-Bewerbung die gängige Variante. „Insbesondere in größeren Unternehmen ist die Papiermappe vom Aussterben bedroht“, sagt Borcke-Wloka. Meist finde sich aber bereits in der Ausschreibung ein Hinweis darauf, ob die Firma die Bewerbung per Post, online oder über das hauseigene Online-Portal möchte.

Was gehört in die Mappe?

Ob online oder auf dem Postweg – die Mappe für die Ausbildung besteht meist aus Anschreiben, Lebenslauf, eventuell einer Seite drei, Foto, Kopien von Zeugnissen sowie von Bescheinigungen der Praktika, Kursen oder ehrenamtlichem Engagement. Aus der Masse abheben kann man sich mit einer Empfehlung vom Lehrer. „Für eine naturwissenschaftliche Ausbildung umreißt dann idealerweise der Physik- oder Mathelehrer in einigen Sätzen Fähigkeiten und Eigenschaften“, sagt Borcke-Wloka. Wichtig: Der erste Eindruck zählt. Eselsohren, Fettflecken, Rauchgeruch oder Rechtschreibfehler bringen auch gute Bewerber ins Aus.

Sind Lücken im Lebenslauf erlaubt?

Den Lebenslauf unbedingt klar, vollständig und am besten chronologisch mit dem jüngsten Datum zuerst gestalten. Die Zeiten mit Monat und Jahr angeben. „Lücken sind tabu, auch die abgebrochene Ausbildung oder die Ehrenrunde in der 7.Klasse erwähnen“, sagt Hartmann von der Handwerkskammer Hamburg.

Muss ein Foto noch sein?

„Das Foto darf in Deutschland zwar nicht mehr verlangt werden, ich würde aber eines hinzufügen“, rät Tech. Unbedingt einen professionellen Fotografen aufsuchen, denn mit Bildern aus dem Automaten oder vor der Raufasertapete im Wohnzimmer spart man an der falschen Stelle. Grundsätzlich ein schlichtes Outfit wählen. Grelles Make-up oder wilde Frisuren kommen hingegen selten gut an.

Wie punktet man im Anschreiben?

Das Anschreiben zeigt die Persönlichkeit, dabei hilft ein natürlicher und gleichzeitig höflicher Ton. Beantworten sollte man auf einer Seite: Wer bin ich? Was kann ich? Warum möchte in den Beruf? Warum in diese Firma? „Dafür präzise Gedanken machen“, sagt Borcke-Wloka. Die individuellen Stärken lassen sich gut mit Interessen, Kursen oder Vereinsarbeit ins rechte Licht rücken. „Wenn jemand in seiner Freizeit gerne am Fahrrad schraubt oder für die Nachbarn die Wohnung tapeziert, lässt das schon mal handwerkliches Geschick schließen“, sagt Hartman. Aber auch Eigenschaften wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und ein freundlicher Umgangston seien wichtig und können genauso mit einem Praktikum im Kindergarten belegt werden. „Fehlzeiten oder eine abgebrochene Ausbildung am besten im Anschreiben erklären“, sagt Tech. Besonders gut: Schon für das Anschreiben im Internet über die Firma informieren und dies dann für den Einstieg nutzen.

Ist eine „Seite drei“ nötig?

Die sogenannte Seite drei soll die persönliche Motivation für den Beruf nochmals unterstreichen. Ob sie für eine Ausbildungsbewerbung nötig ist, daran scheiden sich die Geister. „Solch eine Extraseite ist überflüssig“, sagt Tech. Die persönlichen Beweggründe im Anschreiben genügen. „Eine Motivationsseite wirkt gerade bei einer Bewerbung von Schülern positiv nach“, sagt hingegen Borcke-Wloka. Auf circa einer halben Seite kann man dann darlegen, was an dem Beruf fasziniert, und welche eigenen Erfahrungen diese Auffassung stützen. Wichtig: Die Ausführungen müssen sich von denen im Anschreiben abheben – und es sollte echte Begeisterung durchklingen. „Eine dritte Seite lässt sich auch nutzen, um beispielsweise den Abbruch einer vorausgegangen Ausbildung zu erklären“, sagt Hartmann.