Wer an der HSBA studieren möchte, braucht ein Ausbildungsunternehmen. Beim Speeddating um die begehrten Plätze punkten knapp 70 Schüler mit Begeisterung und souveränem Auftreten

Sie wollen die Welt sehen, in eine fremde Kultur eintauchen und ihren Horizont erweitern. Die Frage, ob das duale Studium einen Auslandseinsatz einschließe, wird beim 9. Hamburger Wirtschafts-Speeddating der HSBA Hamburg School of Business Administration häufig gestellt.

„Mein Auslandsaufenthalt würde natürlich auch Ihnen zugute kommen. Ich wäre sprachlich kompetenter und in meiner Persönlichkeit reifer“, begründet eine Bewerberin ihren Wunsch, nicht nur im Inland eingesetzt zu werden. Die Reiselust der Jugend kommt gut an. Beweist sie doch Neugier, Offenheit und die Bereitschaft, an Herausforderungen zu wachsen. Viele der Schüler und Schulabgänger, die sich an der HSBA für Studiengänge wie Business Administration, Logistics Management oder Media Management bewerben, haben bereits ein Austauschjahr in Amerika oder Kanada vorzuweisen. Andere planen einen mehrmonatigen Aufenthalt in Neuseeland oder Australien, bevor sie im kommenden Jahr ins duale Studium starten möchten.

Lara Warschkow bringt ihre bereits gebuchte Reise nach Down Under allerdings in Konflikt mit den Terminen des weiteren Bewerbungsverfahrens. Für die meisten Unternehmen ist das Speed Dating nur der erste Schritt. Es folgen Onlinetest, Assessment-Center und ein persönliches Gespräch. „Als es gleich bei meinem ersten Date hieß, ,aber dann sind Sie ja gar nicht da, wenn wir sie näher kennenlernen möchten‘, dachte ich schon, das war’s. Aber die Bewerbungstermine variieren. Für die meisten bin ich wieder im Lande.“ Mit diesem Wissen kann die 18-Jährige entspannen und sich wieder ganz auf ihre Kurz-Präsentation konzentrieren.

Zehn Minuten haben Bewerber und Unternehmen Zeit, sich kennenzulernen. Dann mahnt die Glocke zum Wechsel an den nächsten Tisch. 23 Unternehmensvertreter treffen dann im Commerzsaal der Handelskammer Hamburg auf 68 Teilnehmer.

„Wie war Ihr Tag bisher?“, begrüßt Mirela Grumbach freundlich den Bewerber, der ihr höflich die Hand reicht. „Gut, danke“, geht er kurz auf die Frage der BAT-Personalerin ein, um dann seinen Text abzuspulen."Mein Name ist..., ich bringe diese und jene Erfahrungen mit, meine Ziele sind...“ Seine Rede ist klar strukturiert und gut durchdacht, die Bewerbungsunterlagen komplett und griffbereit, er selbst in Anzug und Krawatte, Mimik und Gestik kontrolliert. Von Ecken und Kanten keine Spur. „Doch gerade die würden mir etwas mehr über den Menschen, der mir gegenübersitzt, verraten“, bedauert Grumbach. Aber vor allem fehlt ihr bei diesem Bewerber der Funke Begeisterung. „Ich konnte keine Leidenschaft erkennen, konnte nicht herausfinden, ob er für irgendetwas brennt. Das muss ja nicht gleich unser Unternehmen sein. Aber Begeisterungsfähigkeit ist mir sehr wichtig.“ Tatsächlich ist die Balance zwischen Natürlichkeit und dem Wunsch, einen möglichst guten Eindruck zu machen, eine der größten Herausforderung des Tages.

Die meisten Jugendlichen gehen bestens informiert und mit guten Zeugnissen ins Gespräch. Schon wegen der Zulassungsvoraussetzungen der HSBA. Zehn Punkte in Deutsch, Englisch und Mathe sind gefordert. Eine Hürde, die Bastian Thorwarth – scheinbar – zum Verhängnis wird. Als er sich Lidl-Personalerin Vanessa Peters vorstellt, hakt die als Erstes nach. „Sie erfüllen noch nicht alle nötigen Voraussetzungen der HSBA? Bastian ist irritiert, fängt sich aber schnell wieder. „Doch, meine Noten sind alle sehr gut, wenn ich Ihnen mein Zeugnis zeigen darf?“ In einem früheren Schuljahr hatten sich sieben Punkte bei Mathe eingeschlichen, aber das hat er längst wieder aufgeholt.

„Das ist das tolle am Speeddating. Hier kann ich etwaige Missverständnisse gleich ausräumen.“ Ihn interessieren globale Warenströme, die Kommunikation zwischen verschieden Unternehmensbereichen und die rechtlichen Hintergründe. Lidl sucht „Menschen, die bereit sind, schon sehr früh Verantwortung zu übernehmen“. Da kann Bastian auf erste Erfahrungen als Klassensprecher und als Gruppenleiter im Sport verweisen. Auch die „Drohung“, in einer Führungsposition eventuell Mitarbeiter freistellen zu müssen, kann Bastian parieren. „Wenn es nötig wäre, könnte ich es. Aber ich habe gelesen, dass es vor allem darum gehe, zu erkennen, wer wo am besten eingesetzt und durch Weiterbildungsmaßnahmen unterstützt werden kann. Stimmt das?“ Das tut es, bestätigt die Personalerin zufrieden.

Ob fordernd oder gänzlich entspannt, die Gesprächsführung ist so unterschiedlich wie es die teilnehmenden Unternehmen sind. Darunter Hapag Lloyd, Shell, die Otto Group oder Vattenfall. „Aber alle waren freundlich und ernsthaft interessiert“, sagt Greta-Frances Wittich. Am Anfang sei sie schon aufgeregt gewesen, „aber kaum saß ich, war das vorbei. Dann ergab sich das Gespräch wie von selbst.“

Fast immer wird dabei die besondere Herausforderung der kombinierten Ausbildung in Betrieb und Hochschule angesprochen. Auf Gretas Hinweis, sie lerne sehr gerne, hakt der Personaler nach. Der Lernstoff an der HSBA sei komprimiert und erfordere viel Engagement und Organisation. Ob ihr das klar sei? „Natürlich. Genau darum bewerbe ich mich für ein duales Studium!“