Lebensmitteltechniker ist gerade bei Frauen ein noch recht unbekannter Beruf

Was draufsteht, muss auch drin sein. So könnte man die Aufgabe von Lisa Walter vereinfachend beschreibend. Als Auszubildende zur Fachkraft für Lebensmitteltechnik liegt es in ihrer Verantwortung, dass die Qualität der Maisstärke immer gleich bleibt. Die 21-Jährige mit Realschulabschluss lernt im dritten Jahr bei Ingredion, einem Entwickler und Produzenten von Spezialstärken mit Sitz in Hamburg.

Wenn Lisa ihre Schicht antritt, bekommt sie immer zuallererst eine Anlage zugeteilt. In der Regel betreut sie diese dann nicht allein, hat immer einen Kollegen an ihrer Seite. Sie arbeitet dann auch nicht direkt an der Maschine, sondern in einem Raum mit vielen Bildschirmen, an dem sie die Messwerte der Produktion verfolgen kann. „Wenn eine Störung an der Anlage angezeigt wird, setzen meine Kollegen und ich alles daran, dass die Maschine nicht stoppt“, sagt sie. Dafür wird die Anlage kontrolliert, und wenn notwendig werden alle Anlagenteile geöffnet und gesäubert, damit die Störung schnell behoben werden kann.

Alle zwei Stunden überprüft die Azubine die Maschine auch regulär und entnimmt Proben, die sie dann im Prozesslabor unter anderem auf Feuchtigkeit, den PH-Wert und die Dichte untersucht. Wenn die Stärke aus dem Mais gewonnen ist, wird sie im Tankhaus weiter modifiziert und schließlich getrocknet. „Dann erst ist das Pulver entstanden, das wir aus dem Supermarkt kennen“, erklärt Lisa.

Typisch ist die Arbeit im Schichtbetrieb – von 6 bis 14,14 bis 22 oder 22 bis 6 Uhr. Fünf Wochen lang arbeitet die Azubine abwechselnd zu diesen Zeiten, dann hat sie eine Woche frei. Für ihr großes Hobby Fußballspielen bliebe so auch fast immer Zeit.

In der Berufsschule lernt Lisa den gesamten technischen Hintergrund ihrer praktischen Ausbildung – wie die Ventile und Pumpen funktionieren, dazu Grundlagen der Verpackungstechnik und Hygienemaßnahmen. Technisches Verständnis, Interesse an Hygienemaßnahmen für Mitarbeiter und Produktionsanlagen, Spaß an den Naturwissenschaften – all das sollte eine künftiger Lebensmitteltechnik-Azubi mitbringen. „Das ist eben ein klassischer Männerberuf“, sagt die Azubine lachend, die unter 270 Mitarbeitern bei Ingredion die erste Frau war, die in der Produktion eingestellt wurde.

72 Auszubildende gibt es in ihrem Lehrjahr an der Berufsschule in Neumünster, in der die Azubis aus dem Großraum Hamburg und auch aus Lübeck und Schleswig kommen. „Es gibt einfach so wenige Bewerber, dabei haben so unglaublich viele Lebensmittelproduzenten ihren Sitz hier im Norden”, sagt Lisa Walter.

Auch Wolfgang Pritzl, Ausbildungsberater bei der IHK, sagt, er habe die Erfahrung gemacht, dass viele junge Menschen den Beruf schlichtweg gar nicht kennen würden und sich deshalb nicht bewerben. Lediglich 15 Azubis, die in diesem August ihre Ausbildung zur Fachkraft für Lebensmitteltechnik gestartet haben, hat die Handelskammer gezählt.

Für Pritzl unverständlich, schließlich sei eine positive berufliche Zukunft in der Branche bei guter Leistung nahezu garantiert: „Solange es noch Menschen gibt, werden auch Lebensmittel produziert werden“, sagt der Experte.