Mechatroniker für Kältetechnik haben einen wirklich coolen Job, der auch für Frauen geeignet ist

Trotz Hamburger Schmuddel-Wetters – Kälte ist in der Hansestadt ein gutes Geschäft: Davon ist Martin Benter fest überzeugt. Deshalb hat sich der 30-Jährige auch für eine Ausbildung zum Mechatroniker für Kältetechnik entschieden. Außer den guten Berufsaussichten hat der Job aber auch noch andere Vorteile, denn Martin Benter kann dort auch seinen Hang zu handwerklichen Tätigkeiten ausleben und hat einen echt coolen Job.

Bis zum Beginn der Ausbildung war der Weg des angehenden Kälteexperten allerdings alles andere als gradlinig. „Nach der Realschule habe ich eine Lehre als Koch angefangen und die dann auch beendet“, sagt Martin Benter, „dann wurde mir gekündigt, weil an der Ostsee ja Saisonbetrieb herrscht.“ Danach ging es erst mal zur Bundeswehr. „Dort habe ich mich für acht Jahre verpflichtet und bin im Anschluss durch den BFD, den Berufsförderungsdienst der Bundeswehr, in den Genuss einer zweiten Ausbildung gekommen“, erinnert sich Benter, der mittlerweile kurz vor seiner Abschlussprüfung steht.

Die Unterstützung bei der Wiedereingliederung ins normale zivile Leben war Martin Benter sehr willkommen: „Man ist ja acht Jahre aus dem Berufsleben raus. Da ändert sich viel, auch die Interessen. Ich wollte was richtig technisch Handwerkliches machen. Das war schon immer mein Ding. Und zudem suchte ich einen Beruf mit Zukunft.“ Kfz-Mechaniker, Maler oder Maurer machen einen Ausbildung und stehen im Anschluss an die Ausbildung oft ohne Arbeitsplatz da. Gekühlt werden müsse aber immer, beispielsweise im boomenden IT-Sektor: „Ich habe mich vorher intensiv informiert, denn ich suchte nach etwas Besonderem, das nicht jeder macht.“ Mechatroniker für Kältetechnik war ein Volltreffer für den Spät-Azubi: „Man hat viel zu erzählen, es gibt viel zu sehen.“ Das haben die ersten Lehrjahre bereits gezeigt, Kühlaggregate stehen nämlich meistens auf den Dächern von Gebäuden, beste Aussicht garantiert. „Schwindelfreiheit ist dabei gut, gerade wenn man im Hafen auf einem Container-Kran steht, durch die Gitterroste schaut und die Möwen plötzlich unter einem fliegen und nicht obendrüber“, sagt Benter.

Es sind mittelständische Betriebe wie das Hamburger Unternehmen Bärenkälte, in denen Mechatroniker für Kältetechnik nicht nur ihre Ausbildung machen, sondern auch eine gute berufliche Zukunft finden. „120 Azubis in knapp 100 Betrieben absolvieren in Hamburg derzeit die zukunftsweisende Ausbildung. Die kältetechnischen Betriebe reichen vom Zwei-Mann-Unternehmen bis zum mittelständischen Betrieb“, sagt Rainer Voß, Obermeister der Innung für Kälte- und Klimatechnik Hamburg.

„In den nächsten zehn Jahren wird sich der Energiebedarf für EDV-Räume verdoppeln, allein eine durchschnittliche Google-Suche verbraucht 0,3 Wattstunden“, sagt Andreas Baehr, Geschäftsführer der Bärenkälte GmbH, dem Unternehmen, bei dem auch Martin Benter lernt. Außer in Rechenzentren stehen Kühlanlagen aber auch in Supermärkten, Bürohäusern, Bäckereien, Industriebetrieben oder eben auf Containerbrücken.

Die Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre. Praxisbezug wird großgeschrieben. „Ich war am zweiten Tag schon gleich mit auf der Baustelle. Man weiß ja, wie eine Bohrmaschine und eine Leiter funktionieren, alles andere muss man sich zeigen lassen“, erzählt Azubi Benter. Kältetechnik sei sehr komplex.

Ein guter Hauptschulabschluss reicht als Vorbildung,Realschule wird bevorzugt, Abitur dagegen ist nicht nötig. Ziel der Ausbildung sei es, die Azubis zu übernehmen, so Baehr. „Wir beschäftigen hier sieben Auszubildende und 36 Mitarbeiter. 80 Prozent haben hier gelernt. In der Regel machen sie nach der Lehre ihren Meister oder Techniker. In den vergangenen 22 Jahren haben erst zwei Absolventen ein Studium angeschlossen.“

Ein gewisses Talent für logische Abläufe sollten Bewerber mitbringen, denn außer Handwerk ist auch Steuerungstechnik gefragt. Auch Frauen werden übrigens gern genommen. „Große Verdichter schleppen muss man ja nicht alleine. Es gibt viele Aufgaben, für die Frauen auch ohne breites Kreuz gut geeignet sind“, sagt Baehr.