Warum uns Arbeit oft keinen Spaß macht und wie wir das ändern können, verrät Bestseller-Autorin Anja Förster

„Wann hatten Sie das letzte Mal das Funkeln in den Augen, als Sie gearbeitet haben? Wann haben Sie das letzte Mal aus tiefster Überzeugung heraus geliebt, was Sie tun?“ Fragen, die viele Menschen grübeln und manche gar verzweifeln lassen. Anja Förster stellt solche Fragen. Es ist ihr Job. Und den macht sie mit Begeisterung, mit eben diesem Funkeln in den Augen.

Förster ist Vortragsrednerin und vor allem Querdenkerin. Das hat sie in fünf Büchern bewiesen, die sie seit 2005 gemeinsam mit ihrem Ehemann Peter Kreuz verfasst hat. Das jüngste Buch stand 25 Wochen auf der „Spiegel“-Bestsellerliste: „Hört auf zu arbeiten! Eine Anstiftung, das zu tun, was wirklich zählt.“ So lautet auch der Titel des Vortrags, den Förster am 3. September an der Universität Hamburg halten wird.

Die Wahl-Heidelbergerin geht darin klar, unterhaltsam und provokant ein Thema an, welches das Wirtschaftsleben der nächsten Jahre mitbestimmen dürfte: die Frage nach sinnvoller Arbeit, nach selbstbestimmtem Tun. Was für Manager vom alten Schlag wie Ringelreigen klingt, ist vielleicht ein Schlüssel zum unternehmerischen Erfolg. Denn warum sonst ermittelt das Beratungsunternehmen Gallup seit Jahren regelmäßig katastrophale Werte, wenn es um das Engagement deutscher Arbeitnehmer geht? 2013 waren demnach nur 16 Prozent der Beschäftigten bereit, sich freiwillig für die Ziele ihrer Firma einzusetzen. 67 Prozent leisteten Dienst nach Vorschrift, 17 Prozent hatten innerlich bereits gekündigt. Spaß am Job sieht anders aus.

„Menschliche Arbeit kann ein Betätigungsfeld unserer Kreativität sein, eine Quelle der Freude und des Stolzes, der Anerkennung und der sozialen Verbundenheit. Mehr noch: Was wir beruflich tun, kann ein wesentliches Element unserer personalen Identität ausmachen“, so der Neurobiologe Joachim Bauer in seinem Buch „Arbeit“ (Blessing, 2013). Darin fasst er zusammen, was unser Arbeitsleben kennzeichnet: „Beschleunigung, Verdichtung, der Umgang mit einer ungeheuren Informationsflut, Fragmentierung der Arbeitsabläufe und Multitasking, hohe Anforderungen an die Kommunikationsfähigkeit, eine massive Zunahme beruflich bedingten Pendelns, Ansprüche nach jederzeitiger Erreich- und Verfügbarkeit und eine – nur zu gut begründete – dauernde Angst um den Arbeitsplatz.“ Die Berliner Unternehmerin Catharina Bruns kritisiert in dem Buch „Work is not a job“ (Campus, 2013), dass „Arbeit“ heute vornehmlich Erwerbsarbeit bedeute: „Begeisterung und persönliche Potenziale haben in dieser Definition keinen Platz. Arbeit wird reduziert auf den Wert ihrer Bezahlung.“

Das ist die alte Denke des Ökonomen Adam Smith, der den Beruf als einen modernen Tauschhandel sah: Der Mensch verkauft seine Arbeitskraft an das beste Angebot. „Dieser Arbeitsbegriff aus dem 18. Jahrhundert prägt unser Verhältnis zur Arbeit bis heute, und deswegen glauben wir im tiefsten Inneren noch immer an das Versprechen der Fabrik: Wenn ich funktioniere, effizienter und erfolgreicher werde, dann werde ich durch Sicherheit belohnt. Aber kein Arbeitsplatz ist heute mehr sicher. Und was uns darüber zudem verloren ging, ist die Überzeugung, das Richtige zu tun – die Liebe zu unserer Arbeit“, sagt Anja Förster.

Es wäre natürlich naiv zu glauben, jeder könnte sein Geld mit Arbeit verdienen, die immer nur Freude macht. Doch auch lästige Routinetätigkeiten oder geringqualifizierte Jobs machen mehr Freude, wenn sie mit der Überzeugung erledigt werden, dass sie wichtig sind. Für Anja Förster ist das eine Frage der Haltung: „Wir brauchen alle in unserem Leben eine starke innere Haltung. Sie drückt aus, was uns persönlich wichtig ist. Aus dieser Haltung bilden wir Ziele für unser Leben.“

Sie rät dazu, sich regelmäßig Zeit zu nehmen, um über das, was wir tun, nachzudenken und uns selbst Fragen zu beantworten wie:

Setze ich meine Energie für Dinge ein, die mir wirklich wichtig sind?

Liefert diese Tätigkeit einen Wertbeitrag für andere?

Hilft diese Tätigkeit mir dabei, zu wachsen, zu lernen und mich weiterzuentwickeln?

Habe ich das Gefühl, dass meine Lebenszeit hier gut investiert ist?

Wer diese Fragen mit einem Ja beantworten kann, hat Arbeit ideal in sein Leben integriert. Mit den Worten des Schriftstellers Joseph Conrad: „Ich mag, was in der Arbeit steckt: die Möglichkeit, sich selbst zu finden.“ Arbeit sollte ein lebens- und lohnenswerter Teil unserer Identität sein. Anja Förster sagt dazu: „Wir können die Begeisterung für unsere Arbeit wieder lernen, aber dies liegt ganz wesentlich in der Verantwortung jedes Einzelnen.“