Gründerköpfe: „Nachhaltige Konzertdienstleistungen“ nennen zwei Hamburger ihre Geschäftsidee

Mit dem Fahrrad zum Festival? Warum nicht – seit immer mehr musikalische Großveranstaltungen mitten in der Stadt stattfinden, ist auch die Anreise per Rad populär. Aber wohin dann mit dem Gefährt? Die Gründer Michael Kellenbenz und Helen Schepers haben eine Antwort: aufhängen im Triathlonständer. Mit ihrer „FahrradGarderobe“ bieten sie Besuchern von Veranstaltungen wie MS Dockville oder Reeperbahn Festival eine bewachte und versicherte Fahrradaufbewahrung. „Das funktioniert im Prinzip wie eine Jackengarderobe“, erklärt Kellenbenz.

Die Firma hinter FahrradGarderobe ist KonzertKultour. 2012 in Hamburg gegründet, bieten Kellenbenz und Schepers damit „nachhaltige Konzert- und Festivaldienstleistungen“ an. Der ehemalige Krankenpfleger und Musik-Blogger und die Tourismuswissenschaftlerin konnten dank ihrer guten Kontakte gleich „in der ersten Liga der Festivals anfangen“. Auch auf dem Hurricane Festival in Scheeßel waren sie 2013 mit der FahrradGarderobe dabei. Dazu auf zahlreichen weiteren Musik- und Sportveranstaltungen sowie Stadtfesten. Ihre Präsenz auf Veranstaltungen ist gleichzeitig auch ihr wichtigster Werbekanal. „Die Veranstalter besuchen sich natürlich gegenseitig“, sagt der Gründer. Und greifen gute Ideen für ihr eigenes Festival auf.

„Mit dem Start sind wir hochzufrieden“, sagt Michael Kellenbenz. Dennoch haben die Einnahmen im ersten Geschäftsjahr noch nicht gereicht, um zwei Gründer komplett zu finanzieren. Schepers ist darum halbtags weiter fest im Tourismusmanagement tätig. „Wir haben viel aus eigenen Ressourcen in die Firma gesteckt“, sagt Kellenbenz.

Neben dem Festivalgeschäft wachsen andere Ideen. „Auf dem Reeperbahn Festival sind wir zum Beispiel oft darauf angesprochen worden, ob wir die FahrradGarderobe nicht jedes Wochenende auf dem Kiez anbieten könnten.“ Dementsprechend wollen die Gründer mit der Bezirk ins Gespräch kommen. Weiter bietet sich KonzertKultour auch als Dienstleister für andere Firmen „mit tollen Ideen“ an. Für „More than Shelters“ unter anderem – ein junges Hamburger Sozialunternehmen, das Zelte für Krisenregionen herstellt – testen Kellenbenz und Schepers die verschiedenen Modelle im Festivalbetrieb.

Zu gründen hatten die beiden Hamburger schon länger geplant, doch die konkrete Idee fehlte. „Ursprünglich wollten wir Reiseveranstalter für Festivals werden.“ In diesem Rahmen entwickelten sie auch ihre Fahrrad-Ideen, die jetzt zum beliebten Service geworden sind. „Wir sind noch immer erschrocken, dass so viel so gut gelaufen ist“, sagt der Gründer und lacht. „Richtig schiefgegangen ist gar nichts, nur zweimal haben wir strategische Fehler begangen, was den Standort der FahrradGarderobe auf dem Veranstaltungsgelände anging“, erzählt er. „Aber daraus lernt man ja nur.“ Ihr echtes Risiko ist allerdings das Wetter. „Damit steht und fällt alles“, sagt Kellenbenz. Um auf die Dauer nicht mehr nur auf die Festivalsaison angewiesen zu sein, arbeiten die beiden Gründer auch an einer „Clubversion“ der FahrradGarderobe.

Über die öffentliche Anerkennung ihres nachhaltigen Angebots freut sich das Team besonders. „Gerade wurden wir offiziell in den Zukunftsrat Hamburg aufgenommen“, sagt Kellenbenz. „Ein Netzwerk für die nachhaltige Entwicklung der Metropolregion.“ Außerdem ist Konzertkultour Stipendiat des Social Impact Lab Programms, einem Gründer-Förderprogramm für soziale Innovationen, finanziert vom Bundesfamilienministerium und SAP. „Dadurch haben wir unser Büro acht Monate kostenlos“, sagt Kellenblenz. „Unsere Idee findet Anklang.“

www.konzertkultour.de