Andrea-Susann Liese berät Käuferinnen vor einem Vertragsabschluss. „Frauen haben oft nicht gelernt zu verhandeln“, sagt sie – und hilft.

„Verkäufer haben immer zwei Preise“, sagt Andrea-Susann Liese. „Den Angebotspreis und den Verkaufspreis.“ Die Spanne dazwischen ist Verhandlungsspielraum zwischen Käufer und Verkäufer. „Doch Frauen haben oft nicht gelernt zu verhandeln“, sagt Liese. Und genau das hat die langjährige Vermögensberaterin zu ihrer Geschäftsidee gebracht: „Ich bin Preisverhandlerin für Frauen, die eine größere Anschaffung oder Renovierung planen.“ Sie nennt sich „Die Goldmarie“.

„Männer verhandeln wie selbstverständlich nach“, sagt Liese. Den Nachteil von Frauen sieht sie darin, dass sie den genannten Preis oft einfach hinnehmen – nach dem Motto „Qualität hat ihren Preis“ –, obwohl er in der Regel immer noch nach unten korrigiert werden könnte. In anderen Fällen trauten Frauen sich nicht, eine schlechte Dienstleistung zu reklamieren. „Ich möchte Frauen dabei unterstützen, Geld zu sparen“, sagt die Profi-Verhandlerin. „Ich hasse Ungerechtigkeit. Und schließlich bekommen Frauen auch immer noch die geringeren Gehälter.“

Andrea-Susann Liese bietet Frauen zwei Varianten an: Entweder geht sie mit zur Preisverhandlung, oder sie coacht ihre Kundin, damit diese ihre Interessen dem Verkäufer oder Anbieter gegenüber besser vertreten kann. Auto- oder Immobilienkauf, die Wohnung streichen oder die Gartenmauer ausbessern lassen: Das sind typische Fälle für Liese. Mit Marktrecherchen bereitet sie sich auf jede Verhandlung vor. So könne sie einschätzen, was ein reeller Preis ist, was überteuert. Auf die Idee kam Andrea-Susann Liese, als eine Bekannte einen offensichtlich viel zu hohen Preis für Maurerarbeiten zahlen sollte. „Ich selbst bin immer für mich eingestanden, ich dachte, andere tun das auch“, erzählt Liese. „Aber offenbar können das doch nicht alle.“

Dabei sei ihr Ziel gar nicht, das absolut billigste Angebot herauszufinden, betont die Preisverhandlerin. „Es geht auch um Qualität. Wenn zum Beispiel eine Renovierung ansteht, spreche ich mit den Handwerkern und finde heraus, was für eine Einstellung sie zu ihren Aufträgen haben“, sagt Liese. „So kann ich einschätzen, ob sie Qualität abliefern werden.“ Ihre Motivation zur Selbstständigkeit? Wie der Name schon nahelegt: „selbst entscheiden können“.

Lieses Werbestrategie ist das Empfehlungsmarketing. Außerdem ist sie in vielen (Frauen-)Netzwerken und Verbänden dabei. Selbst ansonsten souveräne Führungsfrauen haben ihrer Erfahrung nach doch immer noch Hemmungen, vehement in Preisverhandlungen einzutreten. In Frauenzirkeln will sie künftig auch eine weitere Dienstleistung anbieten und Vorträge zum Thema Verhandeln halten.

Ihren Firmennamen „Die Goldmarie“ hat Liese gewählt, weil er positiv besetzt ist und „Gold“ nach einem sicheren Investment klingt, erzählt sie. Dass es auch andere Goldmarie-Firmen, teils gar in Hamburg, gibt, sei kein Problem gewesen. „Das sind ganz andere Branchen, Mode zum Beispiel.“ So konnte sie ihre „Goldmarie“ auch ohne Schwierigkeiten als Marke anmelden.

Um ihre offizielle Gründung im Dezember 2012 herum – sie habe unbedingt den 12.12.12 als Datum gewollt –, setzte sich Liese einmal monatlich mit einer Beraterin zusammen. Mit ihr habe sie die Preise kalkuliert und Ziele für die nächsten Jahre entwickelt. „Vor allem hat sie mir dabei geholfen, mich nicht zu verzetteln.“ Denn was sie alles an Beratungsleistung anbieten wollte, habe zunächst einmal den Charakter eines Bauchladens gehabt. „Aber das funktioniert nicht, denn es verwirrt den Kunden“, sagt Liese heute. „Man muss seine Nische finden und sich darauf konzentrieren.“

www.diegoldmarie.de