Die Bundeswehr bietet außer 40 Studiengängen viele Karrieremöglichkeiten. Der dreimonatige Grunddienst ist für jeden Pflicht. Fitness wird vorausgesetzt

Wer wegen eines Zahnimplantats oder zu einer Tumorbehandlung ins Hamburger Bundeswehrkrankenhaus kommt, trifft bei der Anmeldung in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie vielleicht auf Stabsunteroffizier (SU) Nadine Schwarzstein. Sie ist Zahnmedizinische Fachangestellte und wechselte vor fünf Jahren aus einer zivilen Praxis zur Bundeswehr. Die Entscheidung, sich als Zeitsoldatin auf acht Jahre zu verpflichten, hat sie nicht bereut.

„Mir hatte die Bundeswehr bessere Arbeits- und Gehaltskonditionen zu bieten sowie die Möglichkeit, Deutschland und die Welt kennenzulernen“, sagt die 25-Jährige. Schwarzstein war, bevor sie nach Hamburg kam, in Baden-Württemberg stationiert. Ein Auslandseinsatz führte sie in ein Lazarett nach Kunduz, Afghanistan. Sie hatte Glück, während ihres zweieinhalbmonatigen Aufenthaltes blieb alles einigermaßen friedlich. „Diese Zeit war beeindruckend. Vor allem der enge Zusammenhalt in der Truppe und der Umgang mit Menschen unterschiedlicher Nationen haben mir sehr gut gefallen.“

Gerade auch wegen der Auslandseinsätze – ab einer Verpflichtung auf zwölf Monate ist der Auslandseinsatz möglich – sind neben einem Computertest zur Allgemeinbildung und dem persönlichen Interview der Gesundheits-Check und der Sporttest ein wesentlicher Teil des Bewerbungsverfahrens bei der Bundeswehr. Hier werden Ausdauer, Koordination, Kraft und Schnelligkeit geprüft. „Wer körperlich nicht fit ist, hat es schwer bei Temperaturen von vielleicht 40 Grad in Splitterschutzweste mit Gewehr und 15 Kilo Gepäck“, sagt Hauptmann Michael Fritz von der Hamburger Karriereberatung der Bundeswehr. Schweres Gepäck hat Nadine Schwarzstein auch ohne die sengende Sonne Südasiens schon zu schaffen gemacht, denn Leistungsmärsche gehören zum Soldatenleben. „Zwölf Kilometer mit 15 Kilo Gepäck. Für das Gewicht hätte ich mir schon manchmal einen breiteren Rücken gewünscht“, sagt sie.

Zum ersten Mal eine Waffe in der Hand hatte Schwarzstein während ihrer Grundausbildung, die fester Bestandteil einer Bundeswehrlaufbahn ist – für Freiwillige Wehrdienstleistende ebenso wie für Zeit- oder Berufssoldaten. Drei Monate lang stehen Gefechtsdienst, Bewegen im Gelände, Karten, Kompass, Funken, Wehrrecht und eben der Umgang mit der Waffe auf dem Programm. „Bei meinem ersten Schießtraining war ich noch nervös. Aber dann lief es gut und hat richtig Spaß gemacht“, sagt Nadine Schwarzstein.

Der Einstieg in die Männerdomäne Bundeswehr hat nicht immer Spaß gemacht, sei aber zu meistern, ist sie überzeugt. „Ein dickes Fell kann allerdings nicht schaden. Der eine oder andere abwertende Spruch kommt schon mal vor, wirkliche Probleme hatte ich jedoch nicht.“ 2016 endet ihr Dienst. Dann plant Schwarzstein ein Studium im Bereich Gesundheitswesen. Dieses Fach gehört nicht zu den mehr als 40 Studiengängen, die von den Universitäten der Bundeswehr in Hamburg und München angeboten werden. Humanmedizin hingegen schon.

Für diesen Weg hat sich Katharina Prey entschieden. „Ein Studium bei der Bundeswehr ist eine Art Rundum-sorglos-Paket, dank Gehalt und vollfinanziertem Studium“, sagt die 31-Jährige, die wie Nadine Schwarzstein in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie eingesetzt ist und inzwischen den Rang eines Oberstabsarztes (OSA) bekleidet. Im Gegenzug verpflichtete sich die damals 18-Jährige für 17 Jahre und verlängerte später auf 20 Jahre, um ihren Facharzt machen zu können. Ihren Doktor machte sie 2009. Hätte sich Prey statt für Medizin zum Beispiel für BWL, Psychologie oder vielleicht Luft- und Raumfahrttechnik entschieden, wäre eine Verpflichtungszeit von 13 Jahren auf sie zugekommen, für eine Berufsausbildung beispielsweise zum Rettungsassistenten, Kfz-Mechatroniker oder Verwaltungsfachangestellten sind acht Jahre vorgesehen. Eine Unterbrechung der langjährigen Verpflichtung brachte Katharina Prey die Familienplanung: Sie ist Mutter eines kleinen Sohnes. Im Oktober kehrt sie aus ihrer Elternzeit zurück in den aktiven Dienst.

Sollte ein Auslandsaufenthalt auf sie zukommen, gibt es auch dafür Unterstützung, sagt Hauptmann Fritz. „Während der Auslandseinsätze gibt es Betreuungsangebote für die Familien der Soldaten und Umzugshilfen bei Standortwechseln.“ Und am Ende einer Dienstzeit? „Zur Wiedereingliederung in das zivile Berufsleben erhalten Soldaten auf Zeit eine sogenannte Dienstzeitversorgung“, erklärt er. Das umfasst auch Weiterbildungsangebote und eine prozentuale Fortzahlung des Gehalts, gestaffelt nach geleisteter Dienstzeit.

Die Ärzte werden angelehnt an das Beamtenrecht besoldet, generell gilt: Das Gehalt richtet sich nach Alter und Rang, ein Gefreiter als Zeitsoldat kann nach seiner dreimonatigen Grundausbildung mit einem Gehalt von rund 1600 Euro netto rechnen. Telefon der Beratung: 040/41502381, www.bundeswehr-karriere.de