Informationselektroniker reparieren technische Geräte, sind bei Einsätzen mit dem Ü-Wagen unterwegs oder bauen Auslandsstudios auf

Katerina Bankova hat für ihre Ausbildung beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) ihr Land und ihre Familie verlassen. Die 25-Jährige kam aus Bulgarien nach Hamburg, um Informationselektronikerin zu werden. Unterstützt wurde Katerina dabei von „MobiPro-EU“, einem Förderprogramm, das sich an ausbildungsinteressierte Jugendliche und arbeitslose junge Fachkräfte in Europa wendet.

So wird sowohl der Jugendarbeitslosigkeit in weiten Teilen Europas als auch dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegengewirkt. In einem dreimonatigen Praktikum lernen die Teilnehmer die Sprache, proben das Leben in Deutschland und können sich in den verschiedenen Betrieben bewähren. Für Katerina war das alles kein Problem.

„Katerina hat uns von Anfang an durch ihren Einsatz und Wissensdurst beeindruckt“, sagt Ausbildungsleiter Edgar Kaminski. Fachlich konnte die junge Bulgarin gut auf ihr Studium in Automatisierung aufbauen, und mit der Sprache lief es auch gut – dank des Fernsehens. „Ich hatte Deutsch in der Schule. Aber vor allem hat meine kleine Schwester gern RTL2 geguckt und darüber Deutsch gelernt. Zusammen haben wir dann das Gelernte ausprobiert,“ berichtet Katerina.

Beim NDR konnte sie den Umgang mit Lötkolben, Dioden und „Active Voltage Conditioner“ ausprobieren. „Das ist ein leistungselektronisches Bauteil zur Spannungsregelung in Stromnetzen“, erklärt sie und fährt fort: „Wir bauen gerade ein eigenes Radio. Da muss man schon aufpassen, um sich nicht zu verbrennen. Aber auch das lernt man ganz schnell.“ Katarina kam so gut zurecht, dass sie im Februar mit der regulären Ausbildung beginnen konnte und sogar rückwirkend in den Jahrgang 2013 integriert wurde.

Jann-Erik Poppe hat den Ausbildungsstart hinter sich. Der 20-Jährige ist im 2. Ausbildungsjahr und schätzt vor allem die eigenständige und abwechslungsreiche Tätigkeit. „Unser Aufgabengebiet reicht von der Instandsetzung einzelner Geräte über die Wartung von Tonübertragungsgeräten, Kopfhörern, Mischpulten oder Studio- und Regietechnik bis zu Einsätzen vor Ort, wenn wir mit den Ü-Wagen unterwegs sind.“ Auch Aufbau und Inbetriebnahme neuer Studios auf dem NDR-Gelände gehören zu seinen Aufgaben. Wenn der Betrieb dann reibungslos läuft, jedes Kabel richtig gezogen ist und kein Knarren oder Knacken die Übertragung stört, sei das ein richtig gutes Gefühl, sagt er.

Jann-Erik hat immer schon gern an technischen Geräten herumgebastelt. Das ist eine gute Voraussetzung für den Beruf. Tatsächlich würden auch Bewerber im Vorstellungsgespräch diesbezüglich getestet, sagt Edgar Kaminski. „Ich gebe zum Beispiel jedem eine Taschenlampe in die Hand mit der Bitte: ,Die funktioniert nicht, können Sie sie wieder zum Laufen bringen?‘“ Wer nun eifrig drauflos probiere und vor allem nicht zu schnell aufgebe, wird später vielleicht auch im Umgang mit den immer komplexer werdenden technischen Strukturen erfolgreich sein, hofft der Ausbildungsleiter. Denn die technische Entwicklung erfordere zunehmend eine andere Art des analytischen Denkens. „Es geht immer weniger darum, Geräte aufzuschrauben und fehlerhafte Elemente auszutauschen oder zu reparieren, sondern immer mehr darum, zu schauen, welche Geräte miteinander ,sprechen‘. Um dann etwaige Kommunikationsfehler zu identifizieren oder die Kommunikation zu optimieren.“

Den technischen Fortschritt in Aktion zu erleben, macht einen Teil der Faszination des Berufs aus. Doch dies gehe eben auch auf Kosten des Handwerks, bedauert Jann-Erik: „Die Modulartechnik nimmt zu, sodass wir nicht mehr selbst reparieren, sondern immer öfter die Geräte zurück zum Hersteller schicken müssen, wo die Komponenten einfach ausgetauscht werden.“

Für eine Auslandsreportage wurden die Geräte sogar im Tiefkühler getestet

Trotzdem bleibt noch genug Raum zum Tüfteln. Dafür sorgt schon das Medien-Umfeld „Ein Tag beim NDR ist nie gleich, immer gibt es neue Herausforderungen“, hat er festgestellt. Ob kurz vor einer Liveübertragung die Satellitenempfangsanlage oder eine Kamera streikt oder als Vorbereitung auf besondere Sendungen Tests vorgenommen werden müssen. „Einmal stand eine Auslandsreportage an, wo mit extremen Bedingungen gerechnet werden musste. Dafür habe ich einige Geräte für drei Tage in den Tiefkühler gesteckt, um zu prüfen ob sie das aushalten“, sagt Jann-Erik und schmunzelt.

Technisches Verständnis ist in seinem Beruf ebenso gefragt wie Einfallsreichtum und Stressresistenz. Wobei Jann-Erik gern gefordert wird. „Wir waren letztes Jahr auf der CeBIT, und die Azubis aus allen Gewerken haben sieben Tage lang eigenverantwortlich den Livestream von der Messe gefahren. Das hat uns so gepackt, dass man uns fast mit Gewalt in den Feierabend schicken musste.“

Im Alltag dagegen hat er klare Arbeitszeiten. „Ich arbeite von 8 bis 16.30 Uhr, das lässt sich gut mit Sport oder anderen Freizeitaktivitäten vereinbaren.“ Die Ausbildung zum Informationselektroniker dauert dreieinhalb Jahre – und was kommt dann? „Der NDR bietet im Anschluss an die Ausbildung einen Qualifikationsvertrag für 18 bis 24 Monate an, um sich auszuprobieren und die weitere Karriere zu planen“, sagt Ausbildungsleiter Kaminski.

Ein möglicher nächster Schritt könnte für Jann-Erik ein Ingenieurstudium sein, für das der NDR Stipendien anbietet. „Das wäre allerdings eine Festlegung für weitere fünf Jahre. Darüber muss ich noch nachdenken.“ Sorgen um seine berufliche Zukunft braucht er sich wohl nicht zu machen – weil Fachkräfte wie er schon in ganz Europa gesucht werden.