Ein Kommentar von Mark Hübner-Weinhold

Büroarbeiter verbummeln im Durchschnitt 2,1 Stunden pro Tag durch Ablenkungen. Das sind Anrufe, E-Mails, SMS und Push-Mitteilungen auf dem Mobiltelefon, Surfen im Internet, Nachrichten im Intranet, ein Schwatz mit den Kollegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der University of California.

Die Forscher fanden heraus, dass sich ein Wissensarbeiter im Schnitt elf Minuten mit einer Aufgabe beschäftigt, bevor seine Aufmerksamkeit durch einen Anruf, eine E-Mail oder Kollegen gestört wird. Dann dauert es durchschnittlich 25 Minuten, bevor er sich wieder der alten Aufgabe widmen kann. Derweil kommen oft dringliche neue hinzu, sodass die ursprüngliche Aufgabe schon in Vergessenheit gerät.

Mein persönlicher Test: Während ich nebenstehenden Text in rund 90 Minuten schreibe, erreichen mich 17 E-Mails, drei SMS und sechs Anrufe. Vier Kollegen drehen vor dem Schild „Bitte nicht stören“ wieder ab, zwei ignorieren es einfach und klopfen trotzdem.

Genau das ist das eigentliche Problem. Ständig saugt ein neuer Reiz unsere Aufmerksamkeit von der eigentlichen Aufgabe ab. Das hat sich durch das digitale Dauerfeuer dramatisch verdichtet. Wir könnten die meisten Aufgaben, die unsere Arbeit mit sich bringt, entspannt und produktiv erledigen, wären da nicht diese leidigen Störer.

Es ist eine Illusion zu glauben, man könne alle Kommunikationskanäle gleichzeitig souverän beherrschen. Wer das tut, surft nur an der Oberfläche, Kreativität und damit Qualität der Arbeit nimmt spürbar ab. Wer von seinen Mitarbeitern geistige Höchstleistung erwartet, muss ihnen die Möglichkeit geben, auf „offline“ zu schalten und sich einfach einmal auf die Aufgabe zu konzentrieren.