Auf Karrieremessen beeindruckt, wer souverän ins Gespräch einsteigt, bestens informiert ist und seine Bewerbungsmappen dabei hat.

Warum eigentlich immer darauf warten, dass man zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird? Viel besser ist es, dem Arbeitgeber zuvorzukommen und selbst aktiv zu werden. Karrieremessen bieten diese Möglichkeit. Es gibt sie fachbezogen für Jobsucher jedes Alters oder auch speziell für Absolventen.

Das Speed-Dating mit potenziellen Arbeitgebern hat gleich eine Reihe von Vorteilen. "Man kann Firmen miteinander vergleichen", sagt Karriereberater Martin Wehrle aus Appel bei Hamburg. Zum Teil sind auf den Messen mehrere Hundert Unternehmen vertreten. Auf einen Blick sehen die Besucher: Wie präsentiert sich die Firma? Altbacken oder modern? Wirken die Mitarbeiter fröhlich oder demotiviert?

Gleichzeitig gibt es die Möglichkeit, im Gespräch mit ihnen zu erfahren, welche Karriereperspektiven ein Unternehmen bietet. Und quasi nebenbei lassen sich persönliche Kontakte zu Mitarbeitern knüpfen. Das ist später bei einer Bewerbung oft hilfreich - wenn der Bewerber an das Treffen anknüpfen kann und schon einen Ansprechpartner für eventuelle Fragen hat.

Besuche auf Karrieremessen sind allerdings kein Spaziergang, sondern oft hartes Programm: Sechs bis sieben Gespräche pro Tag mit potenziellen Arbeitgebern sind realistisch, sagt Günter Hartard, Berater für akademische Berufe bei der Arbeitsagentur. Und auf die sollten die Besucher vorbereitet sein. "Informieren Sie sich im Vorfeld gut über das Unternehmen und die Möglichkeiten dort", sagt Carsten Buchberger, Geschäftsführer der bmv Consulting. Sein Unternehmen veranstaltet die Jobmesse Talents in Hamburg und München. Bietet der Arbeitgeber ein Traineeprogramm an, sollten Bewerber sich auch mit dessen Inhalten schon beschäftigt haben. Gleich aktiv mitreden zu können, macht einen guten Eindruck.

Wer vor dem Messebesuch genau plant, mit welchen Unternehmen er sprechen will, ist im Vorteil. Bei der Auswahl sollten Absolventen sich aber nicht nur von offensichtlichen Einstiegspositionen leiten lassen. "Denken Sie auch einmal quer", rät Buchberger. Wer sich als Marketingkandidat bei einem Konsumgüterhersteller bewirbt, darf davon ausgehen, dass auch andere Marketing-Absolventen das Unternehmen ins Auge gefasst haben. Wer an Unternehmen herantritt, deren Bedarf im angestrebten Bereich nicht so augenfällig ist, hat womöglich bessere Chancen.

Das Gespräch am Stand zu eröffnen, fällt nicht jedem leicht. Trotzdem sagt Buchberger: "Nicht angucken, ansprechen. Um den Messestand herumzuschleichen bringt Sie nicht weiter." Schließlich würden sich die Unternehmen doch an der Messe beteiligen, um in Kontakt mit den Absolventen zu kommen.

Dennoch ist meist nur wenig Zeit, sich dem Arbeitgeber zu präsentieren. Da sollte der erste Eindruck sitzen. Am besten trainiere man, wie man sich in ein bis zwei Minuten verkaufen will, empfiehlt Berufsberater Hartard. Gut sei, die Selbstvorstellung vor der Messe mit Freunden oder Familienmitgliedern zu üben und dabei zu besprechen, welche zwei oder drei entscheidenden Aspekte der Betreffende hervorheben möchte.

"Die Kleidung sollte man so wählen, wie sie später im Beruf gefragt ist", sagt Martin Wehrle. Wer eine Versicherung anvisiere, sollte also eher seriös gekleidet sein - während für eine PR-Agentur unkonventionellere Kleidung erlaubt ist. Angesprochen werden die Firmenvertreter am Stand möglichst immer mit Namen. Das wirke sympathisch. In der Regel tragen sie auf einer Messe Namensschildchen.

An Unterlagen sollten Bewerber auf jeden Fall zwei bis drei Exemplare einer vollständigen Bewerbung dabei haben, rät Carsten Buchberger. "Wenn Sie im Vorfeld schon konkret wissen, mit welchem Unternehmen Sie sprechen möchten, verfassen Sie auch gern ein kurzes Anschreiben." Wird die Mappe spontan übergeben, dann überreicht man sie eben ohne Anschreiben. "Bieten Sie aber an, es nachzureichen", sagt Buchberger.

Einer typischer Fehler, den Berufseinsteiger auf Karrieremessen machen: ihre Zeit in einer langen Schlange beim Bewerbungsmappencheck zu vertrödeln. "Glauben Sie wirklich, dass es die perfekte Bewerbung gibt und dass der Mappencheck Sie zum Traumjob führt?", fragt Carsten Buchberger. "Falsch. Nur das Gespräch mit Unternehmensvertretern bringt Sie da hin."