Konkurrenz belebt das Geschäft: Doch wer sich von Kollegen oder dem Chef schnell benachteiligt fühlt, sollte an seinem Selbstwertgefühl arbeiten.

Der Chef lobt einen Kollegen? So manchen Mitarbeiter alarmiert das: Konkurrenz! Wieso lobt er mich nicht? Was hat der andere, was ich nicht habe? Im Job misst man sich ständig mit anderen. Das kann zu Neid und Missgunst führen, die Kontrahenten fahren die Ellbogen aus und versuchen, den anderen auszustechen. Wenn der Konkurrenzkampf so ausartet, kann das andere aber schnell nerven - und bringt einen selbst auch nicht weiter.

Konkurrenz muss aber nichts Schlechtes sein. "Solange Mitarbeiter den Wettbewerb sportlich nehmen", sagt Karriereberater Theo Bergauer. Es komme aber darauf an, die Regeln des Fair Play einzuhalten. Denn selbst wenn sich jemand dadurch, dass er einem anderen ein Bein stellt - etwa im Rennen um eine Beförderung - durchsetzt, entpuppt sich das hinterher leicht als Pyrrhussieg. "Die Ellbogen auszufahren, macht einsam", sagt Bergauer.

Liefern zwei sich ständig einen Hahnenkampf oder machen sich in einem Zickenkrieg hinterrücks schlecht, nerven sie die anderen Kollegen - und machen auch sich selbst durch das ständige Vergleichen unglücklich. "Es gibt immer jemanden, der besser ist", sagt Bergauer. Wer sich das ständig vor Augen führt, erreicht nur eins: "Das Selbstbewusstsein geht in den Keller."

Konkurrenzdruck wird nicht nur von außen geschürt, sondern auch selbst gemacht: Der Kollege ist mittags schon doppelt so weit mit seiner Arbeit wie man selbst? Schlimmstenfalls wird das als Kriegserklärung aufgefasst. Dabei will der Kollege vielleicht nur früher Feierabend machen. Und wenn der Chef eine interessante Aufgabe an einen anderen vergibt, fühlen manche sich gleich zurückgewiesen.

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+++Konkurrenzdenken im Job macht schnell einsam+++

Gerade Frauen lassen sich von solchen Fehlinterpretationen schnell herunterziehen. "Sie denken dann gleich: 'Ich bin so schlecht, und die anderen sind so gut!'", sagt Führungskräftecoach Regina Michalik. Um aus dieser Denkfalle herauszukommen, sei es wichtig, von Pauschalurteilen wegzukommen und sich klarzumachen, wo die eigenen Stärken und die der anderen liegen. Dann dürfte einem bewusst werden, dass man selbst durchaus seine Vorzüge gegenüber dem anderen hat, sagt Michalik.

Sich mit jemandem vergleichen, der zig Jahre mehr Erfahrung hat, ist sinnlos

Der andere arbeitet immer superschnell - na und? "Vielleicht habe ich aber die besseren Ideen", sagt Karriereberaterin Svenja Hofert. "Dann schreibe ich mir am besten einen Zettel: Konzentriere dich auf deine super Ideen", rät sie. Außerdem dürften Mitarbeiter nicht Äpfel mit Birnen vergleichen: "Es bringt nichts, wenn ich mich mit jemandem messe, der 20 Jahre mehr Erfahrung hat", sagt Hofert. "Dieses ungesunde Vergleichen hilft keinem." In so einem Fall sei es ratsam, sich den anderen stattdessen als Vorbild zu nehmen. So könne man von der Situation profitieren. Denn Neid und Missgunst machen nur einen schlechten Eindruck.

Auch eine Trotzhaltung bringt Mitarbeiter nicht weiter. Der andere hat eine wichtige Aufgabe bekommen? Dann soll er das mal schön alleine machen! Oder er hat einen Fehler in seiner Präsentation? Soll er ihn doch selbst finden! So ein Verhalten gehöre in den Kindergarten, sagt Svenja Hofert. "Es ist aber leider weit verbreitet." Den anderen ins Messer laufen zu lassen und dann den Besserwisser zu spielen, komme beim Chef aber nie gut an. Denn der dürfte sich fragen, warum der Mitarbeiter nicht früher etwas gesagt hat, wenn er einen Fehler bemerkt hat. Statt sich in die Schmollecke zu verziehen, sei es souveräner, auf den anderen zuzugehen, sagt Hofert. Hat ein Kollege den Vorzug bei einem neuen Projekt erhalten, sollte man ihm ruhig erst einmal dazu gratulieren. "Man darf dann aber auch ehrlich sagen: 'Ich hätte es auch gern gemacht.'" Das sollten Mitarbeiter ruhig auch dem Chef gegenüber wiederholen. So zeigten sie sich ambitioniert, sagt Svenja Hofert.