Der Metallwerker fertigt und restauriert Leuchter, Skulpturen, Treppengeländer

Jeder ist ihren Metallarbeiten schon begegnet, doch kaum einer weiß, wie die Handwerker heißen, die sie fertigen: Ob Kronleuchter oder Designerlampen, Möbelbeschläge, Skulpturen oder Schriftzüge an Gebäuden - an solchen Metallgegenständen hat ein Gürtler gearbeitet.

Der Name des alten Handwerksberufs hat nur im weitesten Sinn etwas mit Gürteln zu tun. "Der Beruf entstand im Mittelalter", erklärt der Gürtler und Metalldrücker Michael Schmidt. "Typische Gürtlerarbeiten waren damals Ritterrüstungen und Messingpanzer. Aber auch die prunkvollen Gürtelschnallen, die die kostbaren Gewänder der Herrscher zusammenhielten, stammten von Gürtlern."

Ein Gürtler - oder wie es heute korrekt heißt: Metallbildner mit Fachrichtung Gürtler- und Metalldrücktechnik - formt und bearbeitet Metall. "Zu seinen Werkstoffen gehören Messing, Kupfer, Bronze, Nickel, Zinn und Edelstahl, aus denen Gebrauchs- und Kunstgegenstände oder auch Sakralobjekte gefertigt werden", erläutert Handwerksmeister Schmidt, der Obermeister der Innung der Graveure, Galvaniseure und Metallbildner Hamburg ist.

Seit mehr als 30 Jahren betreibt er seine Werkstatt in Hamburg-Eppendorf. Dort wird an verschiedenen Werkbänken Metall gefräst, gewalzt, gebogen oder zu Hohlformen gedrückt, geschliffen und poliert. "Zu unseren Auftraggebern gehören Architekten, Designer, gewerbliche wie private Kunden", erzählt Michael Schmidt. Sie benötigen zum Beispiel stilvolle Leuchten oder ganze Beleuchtungssysteme für die Hotellobby, elegante oder kräftige Treppengeländer oder einen ästhetischen Esstisch, der mit verborgener Hydraulik auch zum Couchtisch hinuntergesenkt werden kann.

"Wir besprechen mit unseren Kunden genau deren Vorstellungen und Entwürfe, bevor wie sie umsetzen", sagt Michael Schmidt. Technik und Präzision sind bei der Arbeit genauso gefragt, wie das Fachwissen um die Beschaffenheit der Werkstoffe oder die Veredelung ihrer Oberflächen. "Für das Bundesratsgebäude in Berlin haben wir für den Eingang eine Sicherungstür aus Bronze hergestellt, einem Material, das nicht rostet und sich mit der Natur verfärbt ", erzählt Michael Schmidt.

Auch künstlerisches Gespür gehört zum Beruf. Insbesondere bei Restaurationsarbeiten und dem Fertigen von sakralen Objekten. Bei alten Kronleuchtern müssen schon mal verschnörkelte Formen nachgebaut werden, hebt Michael Schmidt hervor.

Gürtler Joachim Walther betreibt in Hamburg-Wandsbek eine Werkstatt: "Wenn wir etwa antike Beschläge für Möbel restaurieren, alte Kirchenleuchter auf elektrisches Licht oder Türbeschläge auf Sicherheitsschlösser umrüsten, achten wir darauf, den alten Charakter zu erhalten."

Joachim Walther hat mit seinem Betrieb unter anderem die Pfeilerleuchten in der Hauptkirche St. Michaelis gebaut und für viele Kirchen Taufbecken aus Messing gestaltet. "Wir fertigen Dinge, die nicht von der Stange kommen", beschreibt der Gürtlermeister seinen Beruf.

Junge Leute, die Gürtler werden wollen, müssen kreativ und abstrakt denken können. Der Schulabschluss ist nicht vorgeben. "Handwerkliches Geschick ist Voraussetzung, man sollte gut rechnen und zeichnen können", sagt Michael Schmidt und rät Interessenten zu einem Praktikum.