Ob Pfefferminztee, Früchtetee, Grüner Tee oder Chai: Tee ist das Getränk, das nach Wasser weltweit am häufigsten getrunken wird. Die einzelnen Teesorten unterscheiden sich je nach Pflanze, Herkunft, Pflück-, Ernte- und Verarbeitungsmethode stark voneinander. Diese Unterschiede stellen Sandra Nikolei (34) und Stefan Feldbusch (46) jeden Tag wieder vor neue Herausforderungen. Als Tea Taster im Haus "Meßmer Momentum" in der HafenCity müssen sie aus Proben die Qualitäten auswählen, die die gleichbleibende Güte und den gleichbleibenden Geschmack der Meßmer-Tees gewährleisten - oder die das Sortiment ergänzen können.

Zuerst werden die überwiegend aus Indien, China, Afrika und Indonesien kommenden Teeproben auf einem Tisch nach Geruch und Struktur begutachtet. Danach wiegen die Tea Taster exakt 2,86 Gramm von jeder Probe ab. "Das Gewicht entspricht einem alten englischen Six-Pence-Geldstück", erklärt Sandra Nikolei. In Porzellanbechern werden die Teeblätter mit 150 Milliliter frisch aufgekochtem Wasser überbrüht. Schwarz- und Grüntees ziehen fünf Minuten. Bevor die Tea Taster sich dem Aufguss zuwenden, begutachten sie die Infusion, beurteilen Farbe und Geruch.

Dann erst wird der Tee verkostet - oder vielmehr lautstark geschlürft. "Durch das Schlürfen gelangt Sauerstoff in den Mund, und der Geschmack des Tees wird intensiver", erzählt Stefan Feldbusch. Er spuckt die starke Teeprobe anschließend in einen "Spittoon" aus Kupfer. Zwischen 200 und 250 Proben testen die beiden täglich. "Man braucht in unserem Job neben Bauchgefühl, Liebe zum Produkt und Objektivität vor allem gute Augen, eine feine Nase sowie einen hochsensiblen Geschmackssinn." Es kommt auf Nuancen an. Darum ist für sie alles tabu, was die Geschmacksnerven beeinflussen könnte: scharfe Gewürze, Nikotin und starke alkoholische Getränke zum Beispiel. Auch Parfüm, Make-up und intensive Deodorants dürfen sie nicht benutzen.

Grundlage für den Beruf ist meist eine kaufmännische Ausbildung. Denn Tea Taster müssen auch Tee einkaufen, mit Lieferanten verhandeln, die Vorlieben der Verbraucher beobachten und das Marketing beraten. Die Ausbildung erfordert Durchhaltevermögen und Training. Erst nach sieben Jahren kann ein Tea Taster alle Teesorten benennen und bewerten.