Ihre Arbeit beginnt im Moment des größten Schmerzes ihrer Auftraggeber. Trauerredner sprechen über Personen, die vor kurzem gestorben sind. Ihre Aufgabe ist es, angemessene Worte für den Abschied zu finden. Trauerredner müssen sich im Gespräch mit den Angehörigen ein Bild von dem Verstorbenen machen, Informationen sammeln und diese zu einer Rede verdichten. Der ungewöhnliche Beruf verlangt vor allem Einfühlungsvermögen, Taktgefühl und Menschenkenntnis.

Christiane Bumann arbeitet seit sechs Jahren als selbstständige Trauerrednerin. Die studierte Musikerin, die als Kirchenmusikerin auf Friedhöfen nach eigenen Angaben Tausende Trauer-Ansprachen gehört hat, gestaltet jede Trauerrede individuell. "Eine gute Trauerrede ist einfühlsam und einmalig, also nicht nur aus Bausteinen zusammengefügt", sagt die 49-Jährige, die einige Semester Psychologie studiert hat und in klinischer Gesprächsführung ausgebildet ist.

Beim GBI, Hamburgs größtem Bestattungsunternehmen arbeiten fünf festangestellte und einige freie Trauerredner. Unter den angestellten Rednern sind drei Theologen, ein Philosoph und ein Jurist. "Für diesen Beruf gibt es bislang weder eine Lehre noch ein Studium, sondern nur Weiterbildungen", sagt GBI-Geschäftsführer Wolfgang Litzenroth. Der Bremer Klaus Dirschauer hat zum Thema Traueransprachen zwei Lehrbücher geschrieben und schult seit vielen Jahren Trauerredner. Dabei geht es um das Hinterbliebenengespräch, das Texten, Reden und rhetorische Feinheiten. Für Neulinge ist der Berufseinstieg schwierig. Sie müssen mühsam Kontakte knüpfen, denn Trauerfeiern werden von Bestattern organisiert.

Christiane Bumann schrieb vor sechs Jahren rund 180 Bestatter an. Über einen gelang ihr der Einstieg. "Trauerredner müssen ein klares Verhältnis zu Krankheit und Tod haben und von sich selbst völlig absehen können." Nicht ihr Auftritt stehe im Zentrum, sondern der Verstorbene. "Wir stellen uns komplett in den Dienst der Angehörigen."

Entscheidend sei gutes Zuhören sowie das Aufnehmen von Zwischentönen und der häuslichen Umgebung beim Vorgespräch mit den Hinterbliebenen, sagt Litzenroth. Für den Beruf ist ein höheres Lebensalter von Vorteil, denn der Trauerredner muss mit Leid und starken Emotionen umgehen können.