Die meist jungen Leute lernen, sich durchzusetzen, flexibel und teamfähig zu sein.

Nils Gehrmann ist Marketingleiter der VR Bank Pinneberg. Vor seinem Studium war der 47-Jährige vier Jahre als Animateur für den Club Aldiana auf Fuerteventura, Kreta, im Senegal und am Arlberg. Im Rückblick beschreibt der gebürtige Hamburger diese Zeit mit Feriengästen am Pool, auf dem Tennisplatz und auf der Bühne als "eine exzellente Schule, aus der ich sehr viel mitgenommen habe". Er habe während der Jobs vor allem "Einfühlungsvermögen und Teamfähigkeit" gelernt.

Das bestätigen Personalchefs und -berater: Wer als Animateur oder Ferienklubchef gearbeitet hat, besitzt Fähigkeiten, die auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind wie Belastbarkeit, Improvisationsvermögen, Flexibilität, Motivationsstärke und Durchsetzungsvermögen.

Nils Gehrmann ist kein Einzelfall. So manche Führungskraft in Deutschlands Unternehmen hat in einem Ferienklub mit Surfbrett oder Golfschläger angefangen: Thomas Holtrop, jahrelang "GO" (Organisator) im Club Med, schaffte den Aufstieg bis ins Zentralbüro der Kreditkartenorganisation American Express, zu T-Online und Thomas Cook. Oder Steffen Weidemann. Er startete seine Karriere als Gästebetreuer im Club Méditerranée auf Mallorca, wechselte später zu Hugo Boss und Steigenberger, Ogilvy & Mather, Accor Dorint und Roland Berger Strategy: "Wir haben sieben Tage die Woche Vollzeit gearbeitet", erinnert er sich. Der Job war für ihn auch ein "Crashkurs in Sprachen".

Club-Med-Deutschland-Direktor Eric Georges: "In kaum einem Beruf arbeitet man in einem so multikulturellen Umfeld." Das reizt viele junge Menschen. Das Tourismusunternehmen, das über 80 Resorts weltweit verfügt, stellt pro Saison bis zu 4000 neue Leute ein. Im vergangenen Jahr waren darunter 150 aus Deutschland. "Wir könnten aber 500 brauchen", konstatiert Georges. Und das jederzeit: "Wir stellen auch mitten in der Feriensaison noch ein." Die Bewerber sollten Fachkenntnisse etwa als Barkeeper oder Tennislehrer haben, sollten freundlich, kontaktfreudig, verantwortungsbewusst sein - und am besten zwischen 20 und 30 Jahre alt.

Reich wird ein Club-Med-Gästebetreuer mit 1472 Euro brutto monatlich nicht - zumal zwei Euro für Unterkunft und 8,50 Euro für Verpflegung pro Tag noch abgezogen werden. "Aber wo findet man als Berufsanfänger sonst noch in toller Umgebung mit niveauvollen Gästen eine Ausbildung und einen spannenden Job, aus dem man auch noch eine Menge Lebenserfahrung mitnimmt?", fragt Eric Georges.

Auch Robinson und Aldiana suchen Gute-Laune-Mitarbeiter für eine Saison oder länger. Anforderungen und Konditionen sind vergleichbar. Robinson stellt jährlich rund 400 Mitarbeiter für seine Klubs ein, zeigt auf der Homepage Informations- und Casting-Termine. "Wir stellen jeden fest ein, der gut ist", sagt Aldiana-Geschäftsführer Bernd Terhuven. Etwa 100 neue Leute sucht er in jeder Saison - vor allem für die Bereiche Sport, Entertainment und Kinderbetreuung. Apropos Kids: Torsten Schäfer vom Deutschen Reisebüro und Reiseveranstalter Verband sagt, dass derzeit besonders viele Animateure gesucht werden, "die Erfahrung im Umgang mit Kindern mitbringen". Die Ferienveranstalter setzten hier bevorzugt auf Bewerber mit Erzieher-Ausbildung. Bei Aldiana muss der Bewerber außerdem mindestens mittlere Reife, ein paar Semester Studium oder eine abgeschlossene Berufsausbildung haben. Terhuven hat festgestellt, dass Animateure, die zwei, drei Jahre in einem renommierten Klub gearbeitet haben, auf dem Arbeitsmarkt gute Karten haben: "Viele Personalchefs bewerten eine solche Zeit als positiven Abschnitt im Lebenslauf." Lothar Böken, Referent an der BSA-Akademie, die Animateure in einem Fernlehr-Jahreskursus ausbildet: "Es kommen durchaus Headhunter in den Klubs vorbei, um gute Animateure abzuwerben."

Othmar Gsteu arbeitet seit 15 Jahren als Animateur, Fitness- und Wellness-Experte in der Ferienbranche, zunächst auf Mallorca, dann im Club Robinson im österreichischen Ampfelwang und seit 1998 im Club Landskron am Ossiacher See in Kärnten: "Einen schöneren Arbeitsplatz gibt es nicht." Das ist auch ein Grund, warum der 39-Jährige den Lockrufen von TV-Produktions- und Fitnessunternehmen bisher widerstanden hat: "Leute wie wir, die sich als Animateur oder Klubchef jeden Tag bewähren müssen, sind für die Wirtschaft eben attraktiv", sagt er. Das unterstreicht Klub-Manager Rudi Besiak, der unter Headhuntern hoch gehandelt wird: "Unsere Stärken, improvisieren, motivieren und führen können, sind wertvolle Fähigkeiten." Chef-Animateur Gsteu hat ein 14-Mitarbeiter-Team: "Die Kunst ist, die Stärken der Leute zu erkennen und richtig auszuspielen." Ein Satz, mit dem er auch in der Führungsetage bei Airbus, Beiersdorf oder Tchibo auf Zustimmung stoßen würde. In seinen ersten Arbeitsjahren unter Urlaubern habe er "alles Neue aufgesaugt wie ein Schwamm". Nach und nach hat der Autodidakt sich dann theoretisches Wissen angelesen, notwendige Zertifikate und Scheine gemacht. "Lust auf Entertainment aber muss man im Blut haben", hebt "Otti" hervor.

Der erfahrene Animateur warnt jedoch vor allzu viel Blauäugigkeit: "In einem Ferienklub zu arbeiten bedeutet nicht nur Spaß, sondern auch viel, viel Einsatz." Es sei oft "knüppelhart", dreizehn bis achtzehn Stunden täglich für seine Gäste da zu sein: "Aber eines lernt man garantiert: Dienstleister zu sein."

Johanna Lippe hat noch eine andere Hoffnung: "Ich möchte in den sechs oder zwölf Monaten interessante Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen kennenlernen." Die 24-jährige Hamburger BWL-Studentin hat sich bei mehreren Ferienklubs informiert. Sie ist sicher: "Wer den hohen Ansprüchen von Urlaubsgästen gerecht wird, den kann später auch ein fünfstündiges Meeting mit Managern nicht mehr umhauen."