Die Edelmetallhändler verzeichnen Rekordumsätze. Auch der Discounter Lidl mischt in dem Geschäft mit, bietet aber kein Schnäppchen an.

Die Angst vor einer möglichen Geldentwertung durch die Euro-Schuldenkrise hat 2011 bei Anlegern eine wahre Flucht in den vermeintlich sicheren Hafen Gold ausgelöst. Wenngleich der Kurs des traditionsreichen Edelmetalls mit rund 1580,41 US-Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) am letzten Handelstag des Jahres deutlich unter seinem Rekordwert von 1909,08 US-Dollar im August 2011 liegt, verteuerte sich der Goldpreis innerhalb eines Jahres um rund zehn Prozent. Eine Rendite, die sich im Vergleich zu anderen Anlagen sehen lassen kann (siehe Grafik). Wer sein Gold schon vor fünf Jahren gekauft hatte, konnte seither sogar einen Gewinn von etwa 170 Prozent verbuchen.

Längst bieten nicht nur Sparkassen, Banken und Edelmetallhändler Gold in Form von Barren oder Münzen an. Auch im Internet und im Einzelhandel gibt es zunehmend Angebote. So gibt es mittlerweile auch Automaten, an denen die Goldstücke gezogen werden können. Der Discounter Lidl bietet nun im Internet Goldmünzen an.

Preisunterschiede beim Verkauf von Goldbarren und Münzen

Wer glaubt, beim Discounter automatisch ein Schnäppchen zu schlagen, irrt. So bietet der Discounter beispielsweise die 100-Euro-Goldmünze "Wartburg" auf seiner Online-Seite zum Festpreis für 719 Euro an. Die gleiche Münze - mit einer halben Unze Feingold - gab es am 30. Dezember bei der Hamburger Sparkasse (Haspa) infolge des Goldpreisverfalls der vergangenen Wochen für 675 Euro, bei dem Edelmetallhändler pro aurum für 666,50 Euro und bei dem Internethändler Westgold für 648 Euro.

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Die Unterschiede zeigen, dass sich ein Preisvergleich grundsätzlich lohnt. "Die Preise für unsere Barren und Münzen richten sich nach dem aktuellen Goldpreiskurs und werden oft mehrfach am Tag angepasst", sagt der Geschäftsführer von Westgold, Martin Siegel. Ähnlich verfahren die Haspa und auch pro aurum.

Den Edelmetallhändlern pro aurum und Westgold bescherte der Ansturm auf Gold 2011 zudem neue Rekordumsätze. "Nach 680 Millionen Euro im Vorjahr erreichen wir 2011 erstmals die Umsatzmilliarde", sagte pro-aurum-Sprecher Benjamin Summa dem Abendblatt. Viele Experten gehen davon aus, dass die Nachfrage für Gold auch 2012 anhalten und der Preis tendenziell steigen wird. "Wir erwarten, dass der Goldpreis 2012 die 2000-US-Dollar-Marke je Unze sehen wird", prognostiziert der Haspa-Rohstoffanalyst Ingo Schmidt. Solange die Notenbanken im Zuge der Euro-Schuldenkrise weiteres billiges Geld auf den Markt bringen, bestehe die Gefahr für höhere Inflationsraten. "Gold ist dabei eine gute Absicherung für das Depot. Zehn bis 20 Prozent des Vermögens sollten darin angelegt sein", empfiehlt Schmidt. Was bei Goldkäufen zu beachten ist:

Ist Gold eine sichere Geldanlage?

Gold gilt in Krisenzeiten als sicherer Hafen. Wird Geld durch Inflation entwertet, so geht der Materialwert des Edelmetalls niemals vollständig verloren. Allerdings unterliegt auch Gold zum Teil starken Kursschwankungen, was es zu einer spekulativen Anlage macht. Zudem wird Gold in Dollar gehandelt, was es in Zeiten eines sinkenden Euro-Kurses weiter verteuert.

Welches Investment ist besser, Goldbarren oder Münzen?

Goldbarren sind für Anleger einfacher zu handhaben, da sie kein Sammlerwissen erfordern. Der Preis berechnet sich nach Feingoldgehalt und Gewicht.Verbraucherschützer von "Finanztest" empfehlen den Kauf von Barren mit einem Feingoldgehalt von 999,9 - also 99,99 Prozent. Je leichter die Barren, desto höher sind die Aufschläge für den An- und Verkauf. Die Anlage vonKleinstbarren von ein bis fünf Gramm gilt als wirtschaftlich unsinnig, da der Aufschlag mehr als 25 Prozent betragen kann. Bei Münzen werden international anerkannte Goldanlagemünzen empfohlen. Dazu zählen der Krügerrand, der Eagle Maple Leaf, der Wiener Philharmoniker oder der Känguru. Sammlermünzen und Medaillen sind dagegen nicht als Geldanlage geeignet. "Bei den Gedenkmünzen liegt der Preis meist deutlich über dem Materialwert", sagt Heinz Landwehr von der Stiftung Warentest. Gewinne aus Gold sind nach zwölf Monaten steuerfrei.

Wie vertrauenswürdig ist der Goldkauf im Internet?

Beim Goldkauf im Internet sollten Anleger zuvor nach Erfahrungen anderer Verbraucher mit dem Anbieter suchen, da diese Händler keiner staatlichen Aufsicht unterliegen. Bei großen Händlern wie pro aurum oder Westgold bestehe aber keine Gefahr, sagt Landwehr. Internethändler verschicken die Goldstücke gegen eine Gebühr durch Werttransportunternehmen. Banken und Sparkassen prüfen Gold vor dem Verkauf auf Echtheit. Tresore zur Lagerung von Gold vermietet die Haspa ihren Kunden ab 25 Euro jährlich.