Hamburg Energie erhält Technik vom Weltmarktführer Trina Solar

An Superlativen sparte der stadteigene Versorger Hamburg Energie nicht, als er im Sommer 2010 seine Solaroffensive startete. "In einem groß angelegten Projekt sorgt Hamburg Energie für mehr Sonnenenergie in der Hansestadt", freuten sich Michael Beckereit, Geschäftsführer von Hamburg Energie, und die damalige Umweltsenatorin Anja Hajduk (GAL).

Große Freude dürfte auch in Changzhou im Osten Chinas geherrscht haben - denn die Module für Hamburg Energie liefert die dort ansässige Firma Trina Solar. Das Unternehmen, das erst 1997 gegründet worden war, ist heute Fotovoltaik-Weltmarktführer.

Das Reich der Mitte wird zum Land der aufgehenden Sonne - sein Marktanteil steigt stetig zulasten der deutschen Anbieter und liegt mittlerweile schon bei 50 Prozent. Der Schlüssel zum Erfolg sind Kampfpreise, mit denen die Chinesen die internationalen Märkte aufrollen.

Was gut fürs Klima ist, sehen Volkswirte eher mit Sorgenfalten. Zwar freut sich Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) noch darüber, dass Deutschland "Weltmarktführer im Bereich der erneuerbaren Energien" sei. Doch die aktuellen Entwicklungen hat der Minister offenbar verpasst. Aus der deutschen Vorzeigebranche ist längst ein Sorgenkind geworden. Die Milliarden Euro, die Stromkunden zum Aufbau einer Zukunftsindustrie über das Erneuerbare-Energien-Gesetz zahlen mussten, drohen zu versickern. Der Weltmarktanteil der Deutschen sank binnen fünf Jahren von 50 auf 20 Prozent.

In Hamburg lässt sich die Entwicklung an einem Fall besonders eindrucksvoll besichtigen: Die Aktien von Conergy, dem Börsenstar vom Anckelmannplatz, liefen 2007 noch Richtung 200 Euro, heute kosten sie noch 26 Cent. Conergy rutschte 2008 als erstes deutsches Solarunternehmen in die roten Zahlen, inzwischen sind fast alle deutschen Anbieter gefolgt. Als letzten traf es vor einigen Tagen die Bonner Solarworld. Längst handeln die Schlagzeilen der Branche von Gewinnwarnung, Produktionsschließung, Entlassung.

In den USA hat Solarworld inzwischen Klage gegen Dumping durch die chinesische Konkurrenz eingereicht. Unternehmensgründer Frank Asbeck spricht von einem "Handelskrieg", weil Chinas Regierung und Staatsbanken die eigene Solarindustrie mit vielerlei Vergünstigungen subventionierten. Erschwerend kommt hinzu, dass aufgrund der Finanzkrise in Europa die Entwicklung genau andersherum verläuft: Förderungen werden gekappt, Banken fahren ihr Engagement zurück.

Experten sagen einen Ausleseprozess voraus, den vor allem chinesische Firmen wie Suntech Power, Trina Solar und Yingli Solar überstehen dürften. Das zeigt sich auch in einem neuen Selbstbewusstsein: Suntech hat sein Logo auf die Trikots des Bundesligisten TSG Hoffenheim flocken lassen, Yingli wirbt von den Banden in der Allianz Arena. Die Großen machen den Wachstumsmarkt unter sich aus. Gefährdet sind, Experten zufolge, vor allem kleine bis mittelgroße Unternehmen mit eher bescheidenen Wachstumsaussichten wie die deutschen Conergy, Q-Cells,Solar-Fabrik und Sunways.

Die Windindustrie sollte sich das Beispiel der Fotovoltaik-Branche genau ansehen. Zwar sind die Kostenvorteile in Asien nicht so groß; und noch erfreuen sich die deutschen Hersteller eines Kompetenzvorsprungs. Doch dieser schmilzt zusehends, zumal im Fernen Osten aufgerüstet wird. Finanzierungen gelingen leichter, Genehmigungen kommen schneller, Förderungen fließen üppiger. Waren vor fünf Jahren noch vier deutsche Firmen unter den zehn größten Unternehmen, sind es nun nur noch zwei. Inzwischen führt mit vier Herstellern - natürlich China.