Aus Furcht vor der Euro-Krise und Inflation legen die Deutschen immer weniger Geld zurück. Als sicher gelten Gold und das Eigenheim.

Hamburg. Die Verunsicherung durch die Euro-Krise lässt die Bemühungen der Bundesbürger um ihre private Altersvorsorge erlahmen. Fast vier von zehn Berufstätigen geben aktuell an, keinen Ausbau mehr zu planen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach unter 1771 Personen ab 16 Jahren im Auftrag der Postbank. Unter den Deutschen, die privat vorsorgen, hat sich die Höhe ihrer monatlichen Beiträge im Schnitt gegenüber 2010 von 200 Euro auf 188 Euro im Monat reduziert.

Besonders ausgeprägt ist die Zurückhaltung unter den jungen Berufstätigen unter 30 Jahren: In dieser Gruppe will nur noch gut die Hälfte der Befragten die Vorsorge ausbauen. Vor dem bisherigen Höhepunkt der Finanzkrise im Jahr 2008 planten dies noch 65 Prozent. Und nicht weniger als 24 Prozent der Jüngeren sagen jetzt ausdrücklich, nicht weiter vorsorgen zu wollen. Das ist laut Postbank ein Rekordwert seit 2003 und eine Verdoppelung gegenüber dem Jahr 2010.

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Dabei stehen diese Einstellungen klar im Gegensatz zu den Erwartungen der Menschen an ihre finanzielle Situation im Alter. Denn inzwischen glaubt jeder sechste Berufstätige, seinen Ruhestand aus eigenen Mitteln nicht mehr finanzieren zu können. Dies ist der höchste, bisher im Rahmen der Studie ermittelte Anteil seit dem Jahr 2006. Bei den Befragten im Alter von 50 Jahren und darüber ist es sogar jeder Fünfte. Insgesamt bezeichnen 42 Prozent der Berufstätigen ihre heutige Vorsorge als "nicht ausreichend", unter den Frauen sind 46 Prozent dieser Auffassung.

Erklären lässt sich der Widerspruch zwischen der Angst vor Altersarmut und der Vorsorgemüdigkeit offenbar durch grundlegende Zweifel am Sinn der Vorsorge. Laut Postbank-Studie betrifft die größte Sorge der Bundesbürger eine Entwertung von Ersparnissen durch Inflation. Jeder dritte Deutsche befürchtete dies aktuell. Dass durch Zahlungen Deutschlands an andere Länder künftig Geld für die staatliche Rentenkasse fehlen könnte, beunruhige 30 Prozent der Bundesbürger. Somit ist die Quote der Personen, denen die staatliche Rente als "besonders sichere" Vorsorgeform gilt, seit 2009 von 52 Prozent auf jetzt nur noch 46 Prozent zurückgefallen.

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Umgekehrt ist vor dem Hintergrund der Krise der Anteil der Befragten, die "stärkere Zweifel an der Sicherheit der privaten Altersvorsorge" hegen, von 28 Prozent im Vorjahr auf nunmehr 35 Prozent gestiegen. Während das Misstrauen gegenüber Aktien und Fonds groß ist, halten inzwischen 39 Prozent der Bürger das Gold für eine besonders sichere Form der Altersvorsorge; im Jahr 2009 waren es erst 31 Prozent. Jeder achte Berufstätige, der seine private Vorsorge noch ausbauen will, plant der Umfrage zufolge einen Goldkauf - doppelt so viele wie im vorigen Jahr. Damit rangieren die Barren und Münzen noch vor der staatlich geförderten Riester-Rente.

Geschätzt werde offensichtlich die langfristige Wertkonstanz des Edelmetalls, sagte Michael Meyer, Privatkundenvorstand der Postbank: "Im alten Rom kostete eine Toga eine Unze (31 Gramm) Gold. Für die gleiche Goldmenge gibt es auch heute einen feinen neuen Maßanzug." Allerdings könnten kurzfristig heftige Schwankungen auftreten, so Meyer: "Wer etwa 1980 zur zweiten Ölpreiskrise eine Unze für 800 Dollar kaufte, sah bis 1983 den Wert auf fast 250 Dollar schwinden."

Gut 30 Jahre hätten die Anleger warten müssen, bis der Goldpreis wieder bei 800 Dollar lag - auch wenn sich die Kaufkraft der Währung mittlerweile verändert hatte. Wegen solcher Schwankungen sei unter den meisten Experten daher unstrittig, dass Gold nur als sehr langfristige Anlage zu sehen sei und in kleineren Mengen der Altersvorsorge beigemischt werden sollte.

Mit Abstand am höchsten im Kurs steht bei den Deutschen jedoch das Eigenheim. 68 Prozent der Berufstätigen in Westdeutschland betrachten es als "ideale Form der Alterssicherung". Jeder dritte Arbeitnehmer, der seine Altersvorsorge noch erweitern will, plant hierzu den Erwerb einer eigenen Wohnung oder eines eigenen Hauses. Dies sind gut 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Hierzu passt, dass nach Angaben des Statistischen Bundesamts die Zahl der erteilten Baugenehmigungen im ersten Halbjahr 2011 gegenüber dem Vorjahr um gut 25 Prozent gestiegen ist. "Angesichts des wachsenden Interesses und zugleich äußerst günstiger Zinskonditionen könnten wir hier am Beginn eines längerfristigen stabilen Aufwärtstrends im Immobilienbereich stehen", sagte Meyer.