Bevor man als U-50-Jährige an Bord geht, empfiehlt es sich, die Reiseunterlagen parat zu haben - und eine richtig gute Erklärung. "Eine Kreuzfahrt? Bist du dafür nicht ein bisschen zu jung?", unkten die Freunde, die mal wieder den Rucksack schnürten, um total individuell durch Thailand zu stolpern. Und ob das Motto der lustigen Baltikum-Seefahrt "Mit dem Rollator durch Riga" laute, fragte ein Kollege. Scherzchen, die meine "Lust auf Meer" überhaupt nicht trübten.

Dann betrat ich zum ersten Mal den Frühstückssaal. Nein, der Dampfer war offenbar nicht nur "Mein Schiff", sondern auch der einer ganzen Großeltern-Generation. Das kann auch schön sein. So gab es vor keinem Landgang Engpässe bei den Mountainbikes. Und auch in dem modernen Fitnessstudio strampelte ich mich meist allein ab, weil die Mitreisenden lieber mit der Videokamera festhielten, wie der Hilfskoch in einem Showact in einer der gefühlt 100 Bars aus Zucchini Palmen schnitzte.

Ja, an Bord gibt es viel zu sehen. Unterwegs aber auch - sechs Städte in zehn Tagen. Tag und Nacht unverbauten Meerblick. "Große Freiheit", schmettert dazu der Graf von Unheilig hymnisch bei jedem Auslaufen. Passend. Es sei denn, man hält sich gerade in der kuscheligen Innenkabine oder auf einem der mit wild gemusterter Auslegeware ("Alles so schön bunt hier!") geschmückten Flure auf.

Ob ich drei Kreuze machte, wieder an Land zu sein, erkundigten sich die Thailand-Freunde nach der Reise leicht hämisch. Nö. Ich mach höchstens ein Kreuz und bald wieder eine Fahrt. Wahrscheinlich so mit 60.