Kreuzfahrttochter des Konzerns rechnet für den deutschen Markt mit hohem Wachstum. Bis 2014 sollen 25 neue Flusskreuzer gebaut werden

Hamburg. Die Hamburger Reederei TUI Cruises will erstmals Neubauten in Auftrag geben. Nach Informationen des Abendblatts plant das Unternehmen, zwei Kreuzfahrtschiffe für je rund 3000 Passagiere zu bestellen. Die inzwischen zum koreanischen STX-Konzern zählende ehemalige Aker Werft in Finnland soll die Schiffe fertigen. Die Neubauten könnten mehr als 90 000 BRZ groß und von 2014 an geliefert werden. Auf Anfrage äußerte sich TUI-Cruises-Geschäftsführer Richard J. Vogel gestern nicht zu dem Auftrag. Die Reederei hat aber für heute zu einer Pressekonferenz geladen.

Der geplante Ausbau der Flotte würde zur positiven Einschätzung des deutschen Kreuzfahrtmarktes für die kommenden Jahre passen. "Wir gehen davon aus, dass die Zahl der deutschen Passagiere bis zum Jahr 2015 jährlich um durchschnittlich elf Prozent wachsen wird", sagte TUI-Cruises-Chef Vogel gestern vor Beginn der Kreuzfahrt-Leitmesse Seatrade, die heute in Hamburg startet. In diesem Jahr soll die Zahl der Urlauber an Bord von 1,22 Millionen im vergangenen Jahr auf nun 1,35 Millionen zulegen.

Bisher besteht die Flotte von TUI Cruises, einem Gemeinschaftsunternehmen des Touristikkonzerns aus Hannover und der US-Reedereigruppe Royal Caribbean Cruises, aus zwei Schiffen. Dabei handelt es sich um die ehemalige "Celebrity Galaxy" und die "Celebrity Mercury", die beide von der Meyer Werft gebaut wurden. Beide Schiffe, die jetzt als "Mein Schiff1" und "Mein Schiff2" unterwegs sind, gehörten zuvor Celebrity Cruises, einer Tochter des TUI-Partners Royal Caribbean.

Insgesamt rechnet Vogel für den deutschen Markt auch künftig nicht mit Überkapazitäten. "Die Zeiten, als hier nur kleine Schiffe gefüllt werden konnten, sind vorbei." So haben die bisherigen TUI-Schiffe Platz für rund 2000 Passagiere. Marktführer Aida hat Neubauten für 3250 Passagiere bestellt. Experten wie der Hamburger Helge H. Grammerstorf schätzen das Potenzial für Reisen auf See sogar auf bundesweit mehr als vier Millionen Menschen.

Als Hintergrund für die seit mehr als zehn Jahren anhaltenden, mit zweistelligen Raten wachsenden Passagierzahlen gilt neben den weitgehend konstanten Preisen, dass sich die Branche rasch auf neue Urlaubstrends eingestellt hat. So gibt es an Bord nicht nur Fitness- und Wellnessangebote, sondern auch Konzerte sowie weitere kulturelle, sportliche oder kulinarische Schwerpunkte. "Es ist möglich, dass die Deutschen bei den Kreuzfahrtgästen künftig vom weltweit dritten auf Platz zwei vorrücken", sagte Vogel. Dort liegen derzeit die Briten mit 1,62 Millionen Touristen. Die meisten Seereisenden kommen aus den USA. Europaweit lag die Zahl der Buchungen 2010 bei 5,5 Millionen. "Das sind 30 Prozent des Weltmarktes", so Christopher Hayman vom britischen Verlag und Messeveranstalter Seatrade Communications.

Auch bei den Flusskreuzfahrten hält der positive Trend an. 2010 stieg die Zahl der Gäste an Bord um 9,3 Prozent auf knapp 433 000, der Umsatz legte um 11,3 Prozent auf 470 Millionen Euro zu. "Im Vergleich zu den gut zwei Milliarden im deutschen Hochseegeschäft ist das weniger", sagte Grammerstorf, der auch Vizepräsident der europäischen Interessengemeinschaft RiverCruise ist. Die Gesellschaft vertritt mit 190 Schiffen und 15 Reedereien 80 Prozent der Branche. Bestellt sind derzeit mit 25 Flusskreuzern gegenüber 19 Neubauten für die See aber sogar mehr Schiffe. Bis 2014 wird so die Kapazität in Europa um 4300 Plätze auf rund 35 000 Plätze an Bord steigen.