Hamburger Handelskammer will ihren Mitgliedern mehr Service bieten und plant Imagekampagne für Mittelständler

Hamburg. Die Handelskammer will näher an ihre Mitglieder heranrücken und so ihr Image aufpolieren. Das Plenum der Wirtschaftsvertretung hat einen Entwicklungsplan namens „Agenda HK350Plus“ beschlossen, durch den die Dienstleistungsangebote der Kammer für kleinere und mittlere Unternehmen erweitert sowie die Präsenz der Kammer in den Stadtteilen ausgebaut werden sollen. Zudem will man die Kommunikation mit den Mitgliedern intensivieren. Ziel des Projekts, an dem 80 ehrenamtlich engagierte Unternehmer mitgearbeitet haben, sei es, die „strategische und operative Aufstellung der Kammer mit neuen Ideen und neuen Handlungsansätzen weiter zu verbessern“, sagte Kammer-Präses Fritz Horst Melsheimer bei der Vorstellung des Projekts am Montag.

Unter anderem soll eine Hotline für kleinere und mittlere Firmen eingerichtet werden, die sich bei betrieblichen Krisen oder Konflikten direkt an die Kammer wenden können. Mit einer Imagekampagne will die Kammer zudem dafür werben, dass sich Fachkräfte mittelständische Betriebe als Arbeitgeber aussuchen. Mit Stadtteilbeauftragten, Unternehmerfrühstücken und zusätzlichen Sprechtagen in den Bezirken will die Kammer ihre regionale Präsenz zudem stärken. Durch Unternehmerbefragungen will die Kammer auch in Erfahrung bringen, welche Probleme es vor Ort gibt. Nicht mehr nur das große Feld der Politik des Senats, sondern auch bezirkspolitische Entscheidungen sollen die Kammer mehr interessieren. Durch die Nutzung sozialer Netzwerke und mit einem Relaunch des aktuellen Internetauftritts soll eine neue Mail-Plattform geschaffen werden, auf der sich alle der Kammer angeschlossenen Unternehmen direkt an die Mitglieder des Plenums und des Präsidiums wenden können.

Auch eine Ausweitung der Unternehmensbesuche ist geplant. „Wir wollen nicht darauf warten, dass die Unternehmer zu uns in die Kammer kommen, sondern selbst aktiv sein.“ Derzeit würden 2500 solcher direkten Besuche im Jahr stattfinden. „Da bräuchten wir ja 60 Jahre, um alle Kammermitglieder einmal zu besuchen“, so Melsheimer. Deshalb sei zunächst eine Verdoppelung der Stippvisiten geplant. „Über die Kosten des Reformprojekts wollte sich der Präses nicht äußern. „Einiges machen wir testweise und müssen abwarten, wie es angenommen wird. Erst dann können wir die Budgets endgültig festlegen und sehen, was wir durch Umschichtungen von Mitteln erreichen können und für was wir gegebenenfalls einen Nachtragshaushalt beschließen müssen.“ Eines sei ihm aber klar, sagte der Präses: „Wenn wir alles beibehalten, werden wir um die Bewilligung zusätzlicher Mittel nicht herumkommen.“

Nur 6000 bis 8000 Unternehmen würden regelmäßig das Angebot der Kammer in Anspruch nehmen. „Da ist mehr drin“, sagte Melsheimer zur Begründung des Projekts. Schließlich zählt die Kammer 165.000 Mitglieder. Zudem habe eine Befragung gezeigt, dass die Wertschätzung der Kammer und ihrer Arbeit bei den Betrieben größer ist, die in engem Kontakt zu ihr stehen. „Viele Unternehmer wissen gar nicht, was mit ihren Pflichtbeiträgen alles geleistet wird“, so der Präses. Ein Teil des Projekts sei es deshalb auch, mehr Transparenz über Aufgaben und Finanzierung der Kammer zu schaffen.

Damit wurden zahlreiche Forderungen der Kammerkritiker aufgegriffen, die sich in der Vereinigung „Die Kammer sind Wir“, ins Plenum haben wählen lassen. Melsheimer sagte, auch deren Mitglieder hätten in den Arbeitsgruppen mitgewirkt. Er betonte aber, dass die Reformen unabhängig davon eingeleitet worden seien. Das Projekt sei vom Plenum der Kammer mit großer Mehrheit angenommen worden. Möglich war dies, weil ein weiterer, im Kammerparlament höchst umstrittener Punkt bei der Abstimmung bisher ausgespart worden ist. Dabei geht es um die kammerinterne Steuerung von Prozessen und Verfahren, über die erst im Februar kommenden Jahres beraten und abgestimmt werden soll. Für Aufregung hatte ein internes Protokoll der Arbeitsgruppe gesorgt, das unter dem Bruch der Vertraulichkeit an die Öffentlichkeit geraten war. Darin geht es darum, die Verschwiegenheitspflicht bei kammerinternen Entscheidungsprozessen zu verschärfen. „Es handelte sich um ein Zwischenprotokoll, welches das Plenum gar nicht erreicht hat. Dieser Vertrauensbruch fördert die Zusammenarbeit nicht“, sagte Melsheimer.

Unabhängig vom Reformpaket hat die Kammer zudem eine weitere Maßnahme eingeleitet: Kammer-Geschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz informierte die Belegschaft darüber, dass eine weitere Abteilung geschaffen wird, die sich ausschließlich um die Belange von Unternehmern mit Migrationshintergrund kümmert. Diese Abteilung wird zunächst mit drei zusätzlichen Mitarbeitern besetzt.