Hamburger Handelskammer wird durch Reformpaket moderner

Gerade einmal zehn Prozent der Hamburger Unternehmen haben an der Wahl eines neuen Plenums für die Handelskammer im Februar teilgenommen. Das ist eine erschreckend niedrige Wahlbeteiligung, die die Frage nach der demokratischen Legitimation des ehrenamtlichen Kammerparlaments und seines Präsidiums aufwirft. Kammer-Präses Fritz Horst Melsheimer hat daraus seine Konsequenzen gezogen und einen Reformprozess initiiert, mit dem die zahllosen passiven Mitglieder der Handelskammer erreicht werden sollen, deren einziger Bezug zu Hamburgs wichtigster Wirtschaftsvertretung bisher die Abführung der Zwangsbeiträge ist.

Das ist ein guter Schritt. Die meisten Unternehmer in der Stadt wissen gar nicht, welche Aufgaben die Kammer etwa in der dualen Ausbildung oder auch bei der Firmenberatung leistet. Für die Kammer selbst ist es aber nicht nur ein Schritt, sondern ein ganzer Sprung über den eigenen Schatten. Denn die altehrwürdige Institution, die sich äußeren Einflüssen in der Vergangenheit gern und aus dem Selbstverständnis der Unabhängigkeit entzog, leitet damit einen Modernisierungsprozess ein, an dessen Ende mehr Transparenz und mehr Demokratie stehen. Mit dem Reformprojekt fordert die Kammer ihre Mitglieder zu mehr Partizipation, also zu mehr Teilhabe, an dem Erscheinungsbild des Hauses auf. Und das ist eine zutiefst demokratische und moderne Umwälzung, die Melsheimer da eingeleitet hat. Auch die Finanzierung der Kammer aus Mitgliedsbeiträgen und sonstigen Entgelten sowie ihre Verwendung werden transparenter. Das könnte helfen, die allgemeinen Vorbehalte gegen die Zwangsmitgliedschaft abzubauen. Jeder Schützenverein sei demokratischer, hat ein Kammer-Kritiker gesagt. Das stimmt nicht.

Gleichwohl ist noch vieles zu tun. In ihrer Außendarstellung, der Offenlegung von Entscheidungsprozessen und Wahlergebnissen etwa, bleibt die Kammer hinter den Erwartungen zurück. Wenn beispielsweise die Verschwiegenheitspflicht der Kammermitglieder verschärft werden soll, wie einige fürchten, dann macht sich die Kammer alles kaputt, was sie mit dem Reformpaket gerade aufbaut.