Am Mittwoch stimmt der Aufsichtsrat über neues Konzept ab. Mit günstigen Tickets will Europas größte Fluggesellschaft vor allem auf der Langstrecke punkten. Tarifverhandlungen erneut gescheitert.

Frankfurt. Germanwings, Eurowings – und bald „Worldwings“? Wenn der Lufthansa-Aufsichtsrat an diesem Mittwoch zusammentritt, steht nichts Geringeres auf der Agenda als der Zukunftsplan für Europas größte Fluggesellschaft. Vorstandschef Carsten Spohr will mit dem „Wings“-Konzept nach Europa auch auf der Langstrecke auf Billigflüge setzen. Der Kernmarke Lufthansa verspricht er einen Aufstieg zum Luxusprodukt der Sonderklasse.

Vor dem Widerstand der Piloten knickt er bislang nicht ein. Für Montag und Dienstag hat die Gewerkschaft Cockpit neue Streiks der Piloten angekündigt, nachdem die Tarifverhandlungen erneut gescheitert sind. Passagiere müssen ab Montagmittag, voraussichtlich bis in den Mittwoch hinein auch in Hamburg mit Verspätungen und Flugausfällen rechnen.

Auch Spohrs künftige Billigpläne sind der Pilotengewerkschaft ein Dorn im Auge. Im Vergleich zu den Kollegen bei Germanwings verdienen die Eurowings-Mitarbeiter deutlich weniger. Nur dadurch sieht Spohr die Chance, Ryanair und Co. auf Dauer in Schach zu halten. Für die Langstrecke hat der Manager gleich zwei Ansätze in petto. So will er 14 Airbus A340 unter dem Lufthansa-Logo, einer vergrößerten Touristenklasse, vermehrt zu Urlaubszielen schicken, die sich für den Konzern bisher nicht rechnen. Dabei baut er auf Zugeständnisse von Flugbegleitern und Piloten. Das große Wagnis dürfte unterdessen ein Langstreckenbilligflieger werden, für den Spohr im Alleingang oder zusammen mit dem deutsch-türkischen Ableger Sunexpress sieben Airbus A330 an den Start bringen will. Auf einen Namen für die Langstrecken-„Wings“ hat sich die Lufthansa noch nicht festgelegt. Allerdings hat sie sich vorsorglich den Namen „Worldwings“ schützen lassen.

Dem „Spiegel“ zufolge will Spohr Eurowings zum Dach für sämtliche Billigfliegertöchter der Lufthansa machen. 150 Flugzeuge sollen demnach einmal zum Eurowings-Verbund gehören. Der Vorteil aus Sicht der Lufthansa: Für Eurowings gilt nicht der Konzerntarifvertrag, der Piloten beim Mutterkonzern und bei Germanwings vergleichsweise hohe Gehälter sichert.

Achtmal streikten die Piloten bereits, um die Sparpläne zu verhindern

Erfolgreiche Vorbilder gibt es nur wenige. So bieten die norwegische Norwegian und die malaysische AirAsia-X das „Ohne Schnickschnack“-Konzept für Langstreckenflüge an. Das Vorhaben gilt als schwierig. Denn Ryanair und Co. holen viele ihrer Kostenvorteile aus der Tatsache, dass ihre Maschinen nur kurz am Boden sind und den Großteil des Tages in der Luft Geld verdienen. Auf langen Flügen etwa nach Asien oder Amerika kommt dieser Vorteil kaum zum Tragen: Die Kosten für Kerosin, Flugzeug und Besatzung bei einem Achtstundenflug unterscheiden sich beim Billigflieger nicht so stark von denen klassischer Fluglinien.

Nun soll das Lufthansa-Kontrollgremium um Aufsichtsratschef Wolfgang Mayrhuber über die sogenannte „Wings“-Familie entscheiden, am weiteren Ausbau des Billigsegments zeigt die Führungsetage keine Zweifel. Bei den 5400 Piloten von Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings wird dies kaum Begeisterung auslösen. In bisher acht Streikwellen seit Jahresbeginn haben sie versucht, die Konzernspitze von deren Sparplänen abzubringen. Jetzt folgt die nächste Runde im Arbeitskampf. Um die geplante Kürzung der Übergangsrenten geht es dabei zum einen. Viele Piloten sehen aber auch ihre weiteren Besitzstände in Gefahr. Mit gut 100 Flugzeugen soll künftig jede sechste Maschine des Konzerns unter einer „Wings“-Marke fliegen, mit Folgen für Arbeitszeiten und Gehälter.