Foodwatch stellt fünf Produkte an den Pranger. Unilever und norddeutscher Apfelsaft mit dabei.

Hamburg. Frühstückskekse voller Zucker, norddeutscher Apfelsaft mit Äpfeln aus dem Ausland: Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat fünf Produkte für den Negativpreis „Goldener Windbeutel 2014“ nominiert. Bis Ende September können Verbraucher die „dreisteste Werbelüge“ des Jahres wählen, wie Foodwatch mitteilte. Nominiert sind Kreationen der Firmen Coca-Cola, Nestlé, Mondelez, Coop und Unilever. Der Getränkekonzern Coca-Cola steht mit seinem Glacéau Vitaminwater auf der Liste. „Die Produkte dieser Serie sind nicht mehr als billiges Wasser, aufgepeppt mit Aromen, Farbstoffen und überflüssigen Vitaminzusätzen“, lautete die Begründung von Foodwatch. Coca-Cola preise die Getränke jedoch als „Wunderwasser“ zum Beispiel für das Immunsystem an.

Coca-Cola erklärte auf Anfrage, die verschiedenen Sorten des Vitaminwaters enthielten „unterschiedliche Vitamine“. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung gebe es in jeder Altersgruppe Menschen mit einer zu geringen Vitaminversorgung. „Glacéau Vitaminwater kann Teil einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung sein“, erklärte Coca-Cola. Von der Firma Unilever findet sich die Knorr activ Hühnersuppe auf der Liste. Diese enthalte keinerlei Hühnerfleisch, stattdessen nur „ein Prozent billiges Hühnerfett“, kritisierte die Verbraucherorganisation. Unilever Deutschland erklärte auf Anfrage, Foodwatch kopiere „auf billige Art und Weise“ die Verbraucherzentrale, der das Unternehmen bereits 2011 „Antworten zu dieser Thematik“ gegeben habe. Unilever hatte damals auf ähnliche Vorwürfe des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) gegen die Knorr Suppenliebe Hühnersuppe erwidert, eine Hühnersuppe müsse zwar Hühnerbestandteile enthalten, aber nicht Hühnerfleisch.

Ein Keks wird als Frühstück empfohlen, enthält aber sehr viel Zucker

Für den diesjährigen „Windbeutel“ nominierte Foodwatch auch Unser Norden Bio Apfelsaft naturtrüb von Coop. Das Unternehmen werbe damit, dass die verwendeten Äpfel aus Norddeutschland stammten – das sei jedoch nicht bei allen Früchten der Fall. Coop teilte mit, das Unternehmen befinde sich in einem „sehr aufwendigen Prozess“, die Regionalmarke Unser Norden an die „veränderten Erwartungen an regionale Lebensmittel“ anzupassen. Dieser Prozess sei noch nicht abgeschlossen, daher würden noch nicht alle Rohstoffe aus der Region bezogen.

Der Belvita Frühstückskeks der Firma Mondelez steht ebenfalls zur Wahl für den „Windbeutel“. Der Keks werde als empfehlenswertes Frühstück beworben, sei jedoch eine Süßigkeit, monierte Foodwatch. Die versprochene „Energie für den ganzen Vormittag“ stehe im Kontrast zu einem Zuckergehalt von bis zu 28 Prozent. „Wir möchten in keiner Weise den Eindruck erwecken, Belvita Frühstückskekse alleine wären ein empfehlenswertes Frühstück“, erwiderte Mondelez. Auf der Verpackung sei angegeben, dass die Kekse alleine kein ausreichendes Frühstück seien.

Schließlich steht noch die Alete Mahlzeit zum Trinken von Nestlé für Kinder ab zehn Monaten zur Wahl. Das Unternehmen empfehle sein Produkt als vollwertige Mahlzeit für Säuglinge und erwecke den Eindruck, es sei besonders gesund, so Foodwatch. Bereits seit Jahren forderten aber Kinderärzte einen Vermarktungsstopp von Trinkmahlzeiten, da diese Karies förderten. Nestlé war zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Die Wahl „Goldener Windbeutel“ läuft bis Ende September; man kann unter goldener-windbeutel.de abstimmen.