Süßigkeiten in Griffhöhe führen oft zu Konflikten zwischen Kindern und Eltern. Lidl, Kaufland und Edeka denken um

Hamburg. Für Eltern mit kleinen Kindern sind sie ein gewaltiges Ärgernis: verführerisch aufgereihte Süßigkeiten im Kassenbereich der großen Supermarktketten. Regelmäßig kommt es zu lautstarken Auseinandersetzungen, wenn der Nachwuchs ohne zu zögern zu Kaugummis oder Schokoriegeln greift. „Quengelzone“ wird der besonders umsatzstarke Bereich daher im Branchenjargon auch genannt.

Nun aber zeichnet sich unter den deutschen Handelsketten langsam ein Umdenken ab. Der Discounter Lidl hat in seinen Niederlassungen in Großbritannien sämtlichen Süßkram aus dem Kassenbereich verbannt und bietet seit Anfang des Jahres nun in allen 600 Filialen stattdessen Obst, Nüsse und Fruchtsäfte an. Man wolle damit den Eltern den Einkauf ein wenig leichter machen und zugleich zu einem gesünderen Lebensstil beitragen, erklärte der britische Lidl-Chef Ronny Gottschlich. Eine Umfrage unter den britischen Lidl-Kunden habe ergeben, dass fast zwei Drittel aller befragten Eltern Kassenzonen ohne Süßigkeiten bevorzugen würden. 26 Prozent hätten sogar angegeben, dass ihre Kinder gesunde Snacks bevorzugten, wenn diese ihnen angeboten würden.

Ob Lidl die Süßigkeiten auch in Deutschland aus dem Kassenbereich entfernt, steht derzeit noch nicht fest. Man befinde sich noch in der „Projektphase“, erklärte eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage des Abendblatts.

Weiter ist man da schon beim Schwesterunternehmen Kaufland, das ebenfalls zur Schwarz-Gruppe gehört. Dort gibt es in jeder Filiale eine süßwarenfreie Kasse, an der statt Marzipanriegeln und Bonbons Batterien angeboten werden.

„Das ist einfach ein besonderer Service für unsere Kunden“, sagt der Leiter der Kaufland-Filiale an der Hamburger Stresemannstraße, Rolf Töpelmann. Die Kasse werde von Eltern mit kleinen Kindern besonders gern benutzt, Konflikte könnten so schon von vornherein vermieden werden.

Bei der Hamburger Supermarktkette Edeka verzichten die selbstständigen Kaufleute vermehrt bei Neu- und Umbauten darauf, Kassen mit Süßigkeitenverkauf einzurichten, wie eine Sprecherin erklärt. Derzeit seien solche Angebote allerdings noch die Ausnahme.

Aus Sicht von Verbraucherschützern sollten die Quengelzonen lieber heute als morgen verschwinden. „Was sich dort abspielt, ist Stress pur für alle Beteiligten“, sagt die Ernährungs- und Handelsexpertin Silke Schwartau von der Hamburger Verbraucherzentrale. Die Organisation Foodwatch hat bereits eine Kampagne gegen die Quengelkassen gestartet. „Das Überangebot an Süßigkeiten ist letztlich mitverantwortlich für das Übergewicht vieler Kinder in Deutschland“, sagt Kampagnenleiter Oliver Huizinga.