Hamburger Betriebe entwickeln sich besser als der Bundesdurchschnitt. Bau profitiert von guter Auftragslage

Hamburg. Boris Breiding und Florian von Tschammer gehören zu den Gewinnern im Hamburger Handwerk. „Wir hatten im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von rund 20 Prozent“, sagt Breiding. Insgesamt konnte die Branche in Hamburg 2013 laut der Handwerkskammer um rund 3,5 Prozent zulegen. Die beiden Tischler sind auch deshalb erfolgreich, weil sie derzeit vorwiegend in einer stark nachgefragten Nische arbeiten. Ihr Unternehmen Die Elbtischler baut unter anderem Möbel oder auch Holzrutschen und Treppen für Kitas. Der Bedarf wächst rasant. Insgesamt gibt es rund 15.500 Handwerksbetriebe in Hamburg mit 129.000 Mitarbeitern, die die Kammer mit ihren Pflichtbeiträgen finanzieren. Damit ist die Hansestadt im deutschen Handwerk führend. Allerdings ist 2013 die Zahl der Beschäftigten in der Branche um 0,3 Prozent leicht zurückgegangen.

Im vergangenen Jahr erlösten die Handwerker in der Stadt 11,9 Milliarden Euro – obwohl die Zahl der Betriebe in einigen Gewerken zurückging. So gibt es in der Hansestadt aktuell 235 Tischlereien, das sind sechs weniger als im Vorjahr. Bei den Friseuren gaben 14 auf, doch die Stadt ist mit 1451 Betrieben immer noch gut versorgt. Den größten Rückgang gab es mit 20 Betrieben bei den Elektrotechnikern. Eine beachtliche Zunahme verzeichneten hingegen die Gebäudereiniger, die Zahl der Firmen stieg um 112 auf 2220.

„Die Auftragslage hat sich wie erwartet auf hohem Niveau weiter gut entwickelt. Wir gehen für 2014 davon aus, dass sich der positive Trend noch verstärkt“, sagte Josef Katzer, Präsident der Handwerkskammer. „Das Hamburger Handwerk ist und bleibt ein verlässlicher Faktor in der Wirtschaft der Hansestadt.“ Das bestätigt auch eine Umfrage in der Branche. 47 von 100 befragten Unternehmen beurteilten ihre Lage als gut. 30 Unternehmen bezeichneten sie als befriedigend, nur 13 Unternehmen sprachen von schlechten Geschäften.

Vor allem das Hamburger Baugewerbe dürfte profitiert haben, weil der Senat im vergangenen Jahr erreichte, dass mehr als 7000 Wohnungen in der Stadt gebaut wurden. Am Ende verdienen daran nicht nur die reinen Baubetriebe, sondern auch Maler, Fliesenleger, Sanitärbetriebe und andere Gewerke, die sich mit der Innenausrüstung von Immobilien beschäftigen.

Der Boom im Bau dürfte weitergehen. Denn auch für dieses Jahr peilt die Stadt den Bau von 6000 weiteren Wohnungen an. „Schon im Jahr 2013 konnte die Hamburger Baubranche zulegen. Der Umsatz stieg um 10,2 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro“, sagt Michael Seitz, Hauptgeschäftsführer der Bau-Innung Hamburg. „Der relativ milde Winter wirkte sich positiv aus, aber leider gilt dies nicht für die Baupreise – in dem Maße, wie wir es erhofft haben.“ Laut Seitz sind die Preise in den vergangenen Jahren eher gesunken. „Die Betriebe haben zwar gut zu tun, aber der Mehraufwand durch gestiegene Personal- und Materialkosten konnte nicht überall kompensiert werden. Die Gewinne haben nicht mit der Umsatzentwicklung mithalten können“, so Seitz.

Bundesweit hat das Handwerk im vergangenen Jahr ein Umsatzminus von 0,8 Prozent auf 504,3 Milliarden Euro erlitten. Noch hat die Branche zwar weit über fünf Millionen Beschäftigte. Doch die Zahl stagniert bestenfalls. Seit Jahren stehen in jedem September weniger Lehrlinge an der Werkbank, im vergangenen Jahr blieben nach Branchenangaben 15.000 Ausbildungsplätze frei.

Auch in Hamburg müssen Lehrstellenbörsen organisiert werden, um den richtigen Nachwuchs zu bekommen. „Es wird durch die Bank schwieriger, Fachkräfte zu finden“, heißt es beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Das liege an zwei Trends, meint der Arbeitsmarktexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Karl Brenke. „Zum einen drängt es immer mehr Schulabgänger in die Uni- und Fachhochschulausbildung, zum anderen wird die Zahl der Jugendlichen kleiner, vor allem im Osten.“

Die Hamburger Elbtischler, die im Oktober von der Handwerkskammer den Preis „Handwerksbetrieb des Jahres“ erhalten haben, setzen darauf, dass 2014 mindestens genauso gut läuft wie das Vorjahr. „Unsere Auftragsbücher sind gut gefüllt“, sagt von Tschammer. Auch weitere Möbel für Kindertagesstätten und für Privatmenschen sollen die Elbtischler aus Altona in diesem Jahr mit neuen Möbeln bestücken. Die Auftragsbücher des Unternehmens sind gut gefüllt.