Das Landgericht bestätigt die Abwahl des Chefs des Hamburger Fondsanbieter Wölbern Invest, Schulte. Aber der Widerstand gegen den Verkauf der Immobilien bröckelt.

Hamburg. In dieser Woche hat Wolfgang Valentini Großes vor. Der Geschäftsführer im Ruhestand, der einst eine große Bäckereigruppe mit rund 5000 Beschäftigten aufgebaut hat, stellt sich noch einmal einer schwierigen Aufgabe. Vom Hamburger Fondsanbieter Wölbern Invest wird er wichtige Unterlagen für den Immobilienfonds Österreich 04 einfordern, an dem er selbst beteiligt ist. Spätestens seit Ende vergangener Woche sieht sich Valentini als Geschäftsführender Kommanditist des Fonds, der bisher von Wölben-Chef Heinrich Maria Schulte geleitet wurde. Es ist ein äußerst seltener Vorgang, dass die Anleger einer Fondsgesellschaft so stark misstrauen, dass sie die Verwaltung schließlich in die eigenen Hände nehmen wollen.

Der Kampf um die Vorherrschaft bei dem Immobilienfonds mit rund 3500 Anlegern, denen ein Bürogebäude in Wien gehört, tobt seit Wochen. Mitte Juli stimmten mehr als 75 Prozent des vertretenen Kommanditkapitals für Schultes Abwahl und die Berufung von Valentini. Dagegen ging Wölben Invest mit einer einstweiligen Verfügung vor, die aber inzwischen vom Landgericht Hamburg aufgehoben wurde. „Für uns ist damit klar, dass Valentini seine Aufgabe übernehmen kann“, sagt Christoph Schmidt, einer der rebellierenden Anleger.

Wölbern Invest sieht dagegen unverändert Schulte in seinem Amt beim Fonds. „Wir haben Belege dafür, dass die Abstimmung nicht rechtmäßig gelaufen ist“, sagt Thomas Kühl, Generalbevollmächtigter bei Wölbern Invest. Das werde im Rahmen einer Klage geklärt. „Bis dahin ist es völlig ausgeschlossen, dass Herr Valentini die Geschäftsführung hat“, sagt Kühl.

Grund für die Auseinandersetzung mit dem Fondsanbieter sind angebliche Unregelmäßigkeiten im sogenannten Liquiditätsmanagement des Fonds, die aus Sicht von Anlegern bis heute nicht abschließend aufgeklärt sind. Wölbern weist die Vorwürfe zurück, die nur von einer Handvoll Anleger vorgebracht würden. Das Geld sei nicht verschwunden, sondern Anfang des vergangenen Jahres ausgeschüttet worden. Auch bei zwei anderen Fonds war die Abwahl von Schulte geplant, scheiterte aber, weil nicht genügend Stimmen dafür zusammenkamen.

Denn einer der schärfsten Kritiker von Schulte, der Hamburger Ex-Bankier Ove Franz, hat inzwischen eingelenkt, und seiner Einschätzung folgen viele Anleger. Ursprünglich hatten die Investoren des Immobilienfonds Holland 56, zu denen auch Franz gehört, den von Wölbern geplanten Verkauf abgelehnt. Später schickte Franz, der frühere persönlich haftende Gesellschafter des Bankhauses Wölbern & Co, einen Brief an Schulte, in dem er anbot, das Votum gegen den Verkauf zurückzunehmen. Allerdings müssten im Gegenzug eine Reihe von Bedingungen erfüllt werden. So sollte Wölbern auf eine Extra-Provision beim Verkauf der beiden holländischen Immobilien verzichten. Sie sollen für mindestens 41 Millionen Euro verkauft werden.

Schulte spaltete die Fondsgesellschaft 2007 aus dem Bankhaus Wölbern ab. Franz selbst gilt aus ausgewiesener Fondsexperte, der in den 1990er Jahren rund zwei Dutzend Holland-Fonds auf den Markt brachte.

Wölbern Invest möchte Immobilien von 24 Fonds verkaufen

Dem Verkauf des Fonds 56 stimmten die Anleger jetzt zu, obwohl sich Franz mit seinen Forderungen nicht durchsetzen konnte. Lediglich in einem Punkt machte Schulte Zugeständnisse. Die Provision für den Verkauf soll erst dann gezahlt werden, wenn der Kaufpreis auf dem Konto des Fonds eingegangen ist und nicht bereits bei Abschluss eines Kaufvertrages. „Das ist ein Indiz für das große Misstrauen zwischen Anlegern und Fondsanbieter“, sagt ein Branchenkenner. Außerdem wählten die Anleger einen Beirat, der den Verkauf begleiten soll. Eines der Mitglieder ist Christoph Schmidt, einer der schärfsten Kritiker von Schulte.

Zwar hätte auch Franz gern die Abwahl von Schulte gesehen, und er hält den Verkauf der Immobilien zum jetzigen Zeitpunkt nicht für optimal. „Aber wir müssen uns der veränderten Situation stellen“, sagt Franz mit Blick auf die rechtlichen Probleme bei der Ablösung von Schulte. Die Mietverträge laufen in knapp einem Jahr aus. Nachmieter gibt es noch nicht, und der Leerstand an den Standorten Amsterdam und Breda ist hoch. Das Fondshaus forciert den Verkauf, weil es davon ausgeht, dass die Perspektiven für Gewerbeimmobilien nicht besser werden. Selbst in Hamburg stehen rund eine Million Quadratmeter Bürofläche leer.

Wölbern Invest mit seinen insgesamt 40.000 Anlegern möchte die Immobilien von 24 Fonds verkaufen. Bisher haben die Anleger von insgesamt 14 Fonds ihre Zustimmung dazu gegeben. „Es haben sich rund 60 Investoren gemeldet“, sagt Kühl.

Sie sollen aus dem arabischen Raum, aus Singapur, Amerika und auch Europa kommen. „Mit rund einer Handvoll sind wir in intensiven Gesprächen“, sagt Kühl. Es sei noch nicht sicher, ob alle Gebäude an einen Investor verkauft werden oder mehrere Pakete geschnürt werden.

Insgesamt stehen jetzt 18 Immobilien zum Verkauf, in die einst 950 Millionen Euro investiert wurden. Auf Gewinne aus dem Verkauf können die Anleger nicht hoffen. „Im Schnitt gehen wir davon aus, dass 100 Prozent des investierten Kapitals durch den Verkauf zurückfließen“, sagt Kühl. Die Ausschüttungen, die die Anleger bisher bekommen haben, sind darin schon eingerechnet.