Investoren wollen die Geschäftsführung eines Immobilienfonds wegen Vertrauensverlustes in die eigene Hand nehmen

Hamburg. Beim Hamburger Fondsanbieter Wölbern Invest droht eine neue Eskalation zwischen dessen Inhaber Heinrich Maria Schulte und einigen Anlegern des Fonds Deutschland 01. Sie wollen Schulte als Geschäftsführer des Fonds abberufen und die Führung selbst übernehmen, weil liquide Mittel des Fonds nicht vertragsgemäß verwendet worden seien und die Ausschüttung für 2011 und 2012 verzögert bzw. ganz gestrichen wurde. Das geht aus der Einladung zur außerordentlichen Gesellschafterversammlung am 15. Juni hervor, die dem Abendblatt vorliegt. Bereits in der Vergangenheit gab es zahlreiche Gerichtsverfahren zwischen Wölbern Invest und Anlegern um die Verwendung liquider Mittel.

Den knapp 1000 Anlegern des Fonds Deutschland 01 gehört ein traditionsreiches Gebäude in Hamburg: das einstige größte Fernsprechamt der Welt in der Schlüterstraße. Schulte möchte das in märkischer Backsteingotik 1902 errichtete Gebäude verkaufen - so wie auch die Immobilien von 23 anderen Fonds. Dazu braucht er aber die Zustimmung der rund 40.000 Anleger. Jeder wird in den nächsten Wochen schriftlich aufgefordert, über den Verkauf abzustimmen.

"Wir lehnen den Verkauf ab, weil wir das Vertrauen in die Geschäftsführung verloren haben", sagt Christoph Schmidt, einer der Fondsrebellen. So beunruhigt ihn, dass der Jahresabschluss für 2011 noch immer nicht von den Wirtschaftsprüfern testiert ist und die Bilanz des Fonds eine Forderung von 3,7 Millionen Euro aufweist. Für 2012 will Wölbern Invest einen anderen Wirtschaftsprüfer bestellen. "Die Aufklärung über den Verbleib dieser Gelder wird verweigert. Deshalb haben wir Klage beim Landgericht Hamburg eingereicht", sagt Schmidt. Das Geld sei Anfang 2012 in die Kasse des Fonds zurückgeführt worden, was darüber hinaus zu einem überplanmäßigen Zinsertrag geführt habe, heißt es von Wölbern Invest. Die verzögerte Testierung wird mit der rechtlichen Auseinandersetzung begründet.

Gelingt Schultes Ablösung, steht mit dem früheren Manager des Kesselwagenvermieters VTG Richard Neff ein neuer Geschäftsführer bereit. Er ist ebenfalls am Fonds beteiligt. "Ich habe vor, mir zunächst einen Überblick zu verschaffen und den Verbleib der 3,7 Millionen Euro aufzuklären", sagt er dem Abendblatt. Damit Neff die Leitung des Fonds übernehmen kann, müssen zur Gesellschafterversammlung so viele Anleger vertreten sein, dass sie zusammen mindestens 25 Prozent des Eigenkapitals des Fonds auf sich vereinen. Drei Viertel davon müssen dann der Abwahl Schultes zustimmen. Sollte der Plan der drei Fondsrebellen gelingen, sind weitere rechtliche Auseinandersetzungen programmiert. "Unsere rechtlichen Berater prüfen dieses Ansinnen von drei Personen", sagt Thomas Kühl, Generalbevollmächtigter von Wölbern Invest. Doch auch Schmidt und seine Mitstreiter haben sich vorher rechtlich beraten lassen. Üblicherweise wird die operative Führung eines Fonds vom Fondsinitiator wahrgenommen. Doch es ist durchaus schon vorgekommen, dass Anleger die Dinge selbst in die Hand nehmen.

Schmidt und seinen Mitstreitern stoßen beim geplanten Verkauf auch die hohen Gebühren für Wölbern Invest auf. Neben den üblichen Kosten will das Unternehmen 3,5 Prozent auf den Verkaufspreis von geplant 59 Millionen Euro kassieren. Den Anlegern wird diese Notwendigkeit auf sechs Seiten von einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft erläutert. "Eine solche Größenordnung ist gegenüber den Anlegern unfair", sagt ein Branchenkenner. Besser sei eine Erfolgsvergütung, wenn die Beteiligungssumme zu mehr als 100 Prozent zurückgezahlt wird. Doch das ist nicht zu erwarten. Wer 20.000 Euro investierte, hat bisher 11.250 Euro an Ausschüttungen bekommen. Durch den Verkauf fließen nur rund 12.000 Euro zurück. Unterm Strich hat man mit dem Investment in knapp zehn Jahren mehr als 3000 Euro verdient.