Der demografische Wandel ist seit Langem als Problem erkannt. Erst in dieser Woche hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erneut Spitzenvertreter verschiedener gesellschaftlicher Gruppen zum Demografie-Gipfel in Berlin versammelt. Die Zahlen sprechen für sich: 334.000 Einwohner Hamburgs waren 2010 mindestens 65 Jahre alt. Im Jahr 2030 werden es etwa 417.000 Personen sein. Die direkten Folgen der Alterung der Gesellschaft für die Wirtschaft sind hinlänglich bekannt: Fachkräftemangel, sinkende Beiträge für Sozialversicherungen, Verschiebung des Renteneintrittsalters, um nur einige zu nennen.

Die Hamburger Handelskammer hat sich jetzt einmal mit einer indirekten Folge des demografischen Wandels befasst, über die sich erst wenige ernsthafte Gedanken gemacht haben: Durch die Alterung der Gesellschaft steigt die Zahl der Pflegefälle und mit ihr auch die Zahl derjenigen, die ihre Angehörigen nicht in ein Heim geben, sondern selbst zu Hause pflegen wollen. Viele von ihnen stehen im Berufsleben und müssen Pflege und Job unter einen Hut bringen.

Es ist zu begrüßen, dass die Handelskammer dieses Thema aufgreift. Denn einer neuen Studie zufolge hat die Hamburger Wirtschaft der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf erst geringe Aufmerksamkeit geschenkt. Die Unternehmen sollten sich aber allmählich Gedanken machen, wie sie Mitarbeitern entgegenkommen können, die Angehörige selbst pflegen wollen oder müssen. Ein Arbeitgeber, der hier flexibel auf die Arbeitszeitwünsche seiner Mitarbeiter eingehen kann, hat bei der bald einsetzenden Jagd nach den besten Fachkräften einen Vorsprung.