400 Mitarbeiter sind beim Betreiber Eurogate in Wilhelmshaven davon betroffen. Grund: Zu wenig Ladung vom einzigen Kunden Mærsk.

Hamburg. Einen fulminanten Start für den neuen JadeWeserPort in Wilhelmshaven hatte angesichts der Branchenkrise niemand erwartet. Doch die Flaute in der Containerschifffahrt macht selbst die eher defensiven Kalkulationen für Deutschlands einzigen Container-Tiefwasserhafen zunichte. Terminalbetreiber Eurogate will deshalb für die insgesamt rund 400 Mitarbeiter auf der Anlage Kurzarbeit beantragen. Das bestätigte der stellvertretende Vorsitzende des Eurogate-Gesamtbetriebsrats, Frank Schäfer, dem Abendblatt: "Die Ladung am JadeWeserPort reicht derzeit für den vorgesehenen Betrieb nicht aus", sagte er.

Die weltgrößte Reederei Mærsk, die als Minderheitsgesellschafter an dem Terminal beteiligt ist, läuft mit zwei Schiffen in der Woche als einziger Kunde den JadeWeserPort an. Aus der Branche heißt es, Mærsk habe für das Terminal eine Mindestmenge an Containern zugesagt, halte diese aber nicht ein. Stattdessen bringe Mærsk mehr Ladung nach Rotterdam und nehme eine Konventionalstrafe für Wilhelmshaven in Kauf. Mærsk wies das zurück: "Wir laufen den JadeWeserPort mit einem Überseeschiff aus dem Fernostdienst AE-1 sowie mit einem Zubringerschiff für die Ostseeregion jeweils einmal in der Woche wie geplant an", sagte Deutschland-Manager Thilo Heinrich dem Abendblatt. Verschiebungen nach Rotterdam gebe es nicht.

Für den JadeWeserPort läuft es damit auch fünf Monate nach Eröffnung nicht rund. Nach gut zehnjähriger Planungs- und Bauzeit war das Containerterminal am 21. September offiziell an den Start gegangen. Rückschläge bei der Ausschreibung des Terminalbaus, Schäden an der Spundwand der Kaimauer, drastische Rückgänge bei den Containermengen nach dem Beginn der Weltfinanzmarktkrise hatten das Projekt zurückgeworfen. Für die von Arbeitslosigkeit geplagte Region spielt der JadeWeserPort eine wichtige Rolle. In der ersten Ausbaustufe hat das Terminal eine jährliche Kapazität von rund 2,7 Millionen Containereinheiten (TEU), etwa so viel wie das Terminal Altenwerder der HHLA. In Niedersachsen wird bereits über Pläne für einen Ausbau des JadeWeserPorts diskutiert - dabei ist nicht einmal klar, wie schnell die erste Stufe ausgelastet sein wird.

Bereits Anfang Januar gab es erneut Verstimmungen zwischen Eurogate und der Betreibergesellschaft des JadeWeserPorts. Eurogate reichte beim Landgericht Oldenburg Klage gegen die Höhe der Hafengebühren ein. Zwischen Eurogate und der Hafengesellschaft hatte es wegen der Mängel an der Kaimauer 2012 bereits erheblichen Streit gegeben. Beim Neujahrsempfang der Stadt Wilhelmshaven am 6. Januar sagte Eurogate-Manager Emanuel Schiffer, dass zu wenig Ladung über das Terminal verschifft werde.

Möglicherweise hat Eurogate den Bedarf an Mitarbeitern überschätzt. Der politische Druck war stets hoch, für den Arbeitsmarkt um Wilhelmshaven ein Zeichen zu setzen. Mehr als 200 Langzeitarbeitslose hat Eurogate in Zusammenarbeit und mit finanzieller Unterstützung der regionalen Arbeitsagentur für das Terminal ausgebildet. Ob einige der Mitarbeiter vorübergehend auf den Eurogate-Terminals Bremerhaven oder Hamburg eingesetzt werden können, blieb offen.

Unklar ist auch die berufliche Zukunft von Axel Kluth, dem Geschäftsführer der JadeWeserPort-Realisierungsgesellschaft, der den Aufbau des Hafens geleitet hatte. Nach Abendblatt-Informationen will er seinen im August auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Kluth kommentierte das am Dienstag auf Anfrage nicht.