Die Entscheidung von Eurogate, im neuen Tiefwasserhafen Wilhelmshaven Kurzarbeit zu beantragen, ist ein deutliches Zeichen. In den aktuellen Krisenzeiten sind die neuen Kapazitäten an der Jade unnötig. Damit wird klar: Die Entscheidung für den Hafen war auch eine politische, die der strukturschwachen Region helfen soll. Immerhin wurden für Eurogate bereits 200 Langzeitarbeitlose ausgebildet und eingestellt. Noch aber fehlt es an ausreichend Ladung, um sie lückenlos zu beschäftigen.

Das heißt aber nicht, dass das auch so bleiben muss. Schließlich beklagt gerade Hamburg laut, dass immer mehr Großfrachter nicht effizient beladen den Hafen anlaufen müssen. Dies gilt als einer der Gründe dafür, dass im Jahr 2012 die Zahl der verladenen Boxen gegenüber 2011 zurückgegangen ist. In Wilhelmshaven besteht dieser Grund zur Klage nicht. 18 Meter Wassertiefe reichen für jeden Frachter der Welt aus. Was ist, wenn der Trend sich fortsetzt, wenn Wilhelmshaven einmal besser per Bahn angeschlossen ist und die Konjunktur wieder anzieht? Wird Wilhelmshaven dann vom Ergänzungshafen zum Konkurrenzhafen für Hamburg? Dies lässt sich zumindest nicht sofort von der Hand weisen.

Die Hamburger Hafenwirtschaft kann nur hoffen, dass die Richter des Bundesverwaltungsgerichts den Stopp für den Ausbau des Flusses noch aufheben. Wenn sie das nicht tun, werden die Großreedereien wissen, was zu tun ist. Und in der Hansestadt werden sich viele fragen, warum man sich nicht am Projekt Wilhelmshaven beteiligt hat, als das noch möglich war.