Arabische Patienten sollen für Hamburger Kliniken begeistert werden. Mangelhafte Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse.

Hamburg. Die Hamburger Handelskammer will das Gesundheitswesen in der Stadt besonders stärken. Dazu hat die Kammer eine Broschüre für vermögende Patienten aus dem arabischen Raum erstellt, in der die Vielfalt medizinischer Dienstleistungen, welche Hamburgs Kliniken anbieten, in Hochglanz präsentiert werden. "Ich bin sicher, dass es so gelingen wird, Patientenströme nach Hamburg zu leiten", sagte der Hauptgeschäftsführer der Kammer, Hans-Jörg Schmidt-Trenz, bei der Vorstellung der Jahresbilanz. Zusammen mit Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) habe er die Broschüre bei der bedeutendsten Gesundheitsmesse der Welt, der Arab Health in Dubai vorgestellt und viel Aufmerksamkeit erhalten, sagte der Kammer-Chef. Es gebe auch viele Osteuropäer, die die Leistungen des Gesundheitsstandorts Hamburg zu nutzen wissen", so Schmidt-Trenz. Diese Patienten und ihre Angehörigen seien für die Gesundheitsbranche, die Hotellerie und den Einzelhandel in Hamburg ein belebender Faktor.

Weniger belebend ist der Jahresbericht der Handelskammer. Sie hat ein Betriebsminus von 371.000 Euro eingefahren und nur durch Rücklagen ausgeglichen, weil sie den Kammerbeitrag im vergangenen Jahr senkte und für 2013 sogar rund 20 Prozent der Grundbeiträge erstattete. Nicht gelitten hat darunter die Arbeit, nur eines läuft nicht rund, wie die Kammer selbst einräumt: die Annerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Gerade einmal 250 in Hamburg lebende Ausländer haben 2012 ihr Interesse bekundet, ihre im Heimatland erworbene Ausbildung in Hamburg anerkennen zu lassen. Nur 40 Anträge wurden gestellt. Fünf davon wurden entschieden.

"Damit liegen wir weit unter unseren Erwartungen", sagte der Hauptgeschäftsführer der Handelskammer, Hans-Jörg Schmidt-Trenz, bei der Vorstellung der Jahresbilanz. Schließlich gebe es ein Potenzial für rund 12.500 solcher Anträge in der Hansestadt. In der Vergangenheit habe es keine besondere "Willkommenshaltung" bei solchen Fragen gegeben, räumte Schmidt-Trenz ein. Doch Bundesregierung und Wirtschaft wollen angesichts des drohenden Fachkräftemangels dieses ändern. Seit April 2012 ist das sogenannte Anerkennungsgesetz in Kraft, dass das Verfahren vereinfacht, damit Ausländer gemäß ihrer erworbenen Qualifikation eingesetzt werden. In Hamburg wurde bei der für die Ausbildungsberufe zuständigen Handelskammer extra eine Stelle eingerichtet. Doch bisher melden sich kaum Interessenten..

Erst am Vortag hatte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) einen Bericht vorgestellt, wonach es Deutschland nicht gelingt, Personal im Ausland für sich zu rekrutieren. "Alle Talente sind uns wichtig, und wir wollen ihnen gerecht werden", sagte Schmidt-Trenz. Doch viele ausländische Mitbürger hätten noch "diffuse" Ängste vor der Begegnung mit deutschen Behörden oder großen Institutionen. "Wenn wir sie in die Handelskammer oder in die patriotische Gesellschaft einladen, kommt keiner. Deshalb werde die Strategie geändert: "Wir müssen aus der Kammer herausgehen, um die ausländischen Mitbürger dort anzusprechen, wo sie sich aufhalten, in ihren Vereinen, Cafés oder Treffpunkten." Diese Strategie sei bereits einmal bei der Einwerbung von Ausbildungsplätzen erfolgreich gewesen. Die meisten der 40 Antragsteller kommen aus Polen, Russland und der Türkei, gefolgt von Kasachstan, Rumänien, Bosnien-Herzegowina, Ukraine und Serbien. Einige kommen auch aus EU-Staaten, obgleich diese in Deutschland freien Zugang zu ihren Berufen haben. Von den fünf bereits beschiedenen Anträgen wurden drei Berufsabschlüsse voll, zwei zum Teil anerkannt.

Schmidt-Trenz kündigte zudem an, dass die rein staatliche Zusammenarbeit der Gemeinden und Kommunen in der Metropolregion Hamburg in Kürze um die Wirtschaft erweitert werden soll. Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern und Gewerkschaften aus der Region wollen dazu noch in diesem Frühjahr einen Verein "Initiative pro Metropolregion Hamburg" gründen.

Die Metropolregion ist in einem Staatsvertrag der vier beteiligten Bundesländer Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern festgelegt. In 19 (Land-)Kreisen und kreisfreien Städten und von Cuxhaven bis Ludwigslust und von Dithmarschen bis Lüchow-Dannenberg leben rund fünf Millionen Menschen. "Bislang ist die Metropolregion eine rein staatliche Veranstaltung", sagte Schmidt-Trenz. 2014 erwarte er eine Anpassung des Staatsvertrags zu einem Public Private Partnership.