Finanzminister gibt der Vorgängerregierung die Schuld am Verlust der Topnote. Bertelsmann arbeitet an alternativer Rating-Agentur

Paris. Frankreich steht wegen fehlender Reformen am Pranger: Die einflussreiche Rating-Agentur Moody's hat der zweitgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone die Bonitätsbestnote entzogen und öffnete damit in der Schuldenkrise eine neue Flanke. Die US-Agentur senkte die Einstufung der Kreditwürdigkeit um eine Note von Aaa auf Aa1. Der Ausblick bleibt negativ, damit droht eine weitere Herabstufung.

Moody's begründete den Schritt damit, dass sich Frankreichs langfristige wirtschaftliche Wachstumsaussichten eingetrübt hätten. Das Land habe an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt, teilte die Rating-Agentur mit. Es sei auch immer weniger berechenbar, wie Frankreich künftige Schocks in der Euro-Zone verkrafte. Nun könnte es für das Land teurer werden, frisches Geld an den Kapitalmärkten aufzunehmen. Dadurch würde sich die ohnehin schwierige Haushaltslage weiter verschärfen.

Moody's ist dabei nicht die erste Rating-Agentur, die sich Frankreich vorknöpft: Standard & Poor's hatte bereits im Januar das Land auf die zweitbeste Note abgewertet. Damit hält lediglich Fitch noch ein sogenanntes Triple-A aufrecht, wenngleich auch hier mit negativem Ausblick. Die Abwertung wirkt besonders schwer, weil Frankreich zu den größten Volkswirtschaften und Geldgebern Europas gehört. Deutschland besitzt bei allen drei Agenturen weiterhin ein Spitzenrating.

Die Regierung in Paris versuchte zu beruhigen. Finanzminister Pierre Moscovici sagte, Frankreich halte an seinen Reformvorhaben fest. Dennoch stiegen die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen moderat an, der Euro gab nach. Moscovici machte die Vorgängerregierungen für die Herabstufung verantwortlich. Deren Politik habe es nicht geschafft, die Wettbewerbsfähigkeit der französischen Wirtschaft wiederherzustellen, hieß es in einer Stellungnahme. Zugleich sagte Moscovici, französische Schuldtitel zählten nach wie vor zu den "sichersten der Euro-Zone".

Auch in einem gestern vorgestellten Modellrating der Bertelsmann-Stiftung kommt Frankreich jedoch nicht mehr auf die Bestnote, Deutschland aber schon. Die Stiftung präsentierte in Berlin ihre Pläne für eine internationale, unabhängige und nicht gewinnorientierte Rating-Agentur als Gegengewicht zu den drei großen Platzhirschen, denen ein zu großer Einfluss auf die Finanzmärkte vorgehalten wird. "Für Deutschland hat unsere Analyse gezeigt, dass es nach wie vor in Europa an der Spitze liegt, aber dass es sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen darf", erklärte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Aart de Geus. So sei es vor dem Hintergrund des demografischen Wandels wichtig, für Talente weltweit attraktiver zu werden.