Alle führenden Modemarken betroffen. “Chemikalien schaden Umwelt und Gesundheit.“

Hamburg. Ob für Jeans, T-Shirts, Hemden oder Unterwäsche - alle führenden Modemarken setzen bei der Herstellung von Textilien krebserregende oder hormonell wirksame Chemikalien ein. Diese Gifte landen nicht nur in den Gewässern der Produktionsländer, sondern auch hierzulande in Flüssen und Seen. Dies hat eine Studie der Umweltschutzorganisation Greenpeace ergeben, für die 141 Kleidungsstücke von 20 internationalen Modemarken aus 29 Ländern untersucht wurden. Die giftigen Rückstände wurden dabei sowohl in Natur- als auch in Kunstfasern gefunden, also in Baumwolle ebenso wie in Polyester, Elastan oder Acryl.

"Die Grenzwerte wurden zwar nicht überschritten, aber alle Produkte enthielten das Waschmittel NPE, das zu giftigem Nonylphenol abgebaut wird", sagt die Greenpeace-Chemieexpertin Christiane Huxdorff. "Die Modehersteller missbrauchen weltweit die Flüsse als private Abwasserkanäle und verschmutzen so das Trinkwasser von Millionen Menschen. Von der Produktion bis zur Entsorgung schaden gefährliche Textilchemikalien der Umwelt und der Gesundheit."

Um das Problem zu lösen, fordert Greenpeace die Modehersteller auf, alle Risikochemikalien durch umweltfreundliche Alternativen zu ersetzen. "Die Hersteller tragen die Verantwortung für ihre Produktion und Zulieferer. Sie können durch ihren Einfluss die Bedingungen ändern", sagt Huxdorff. Greenpeace empfiehlt keine konkreten Ersatzstoffe: "Die Unternehmen müssen selbst Alternativen finden."

Die Umweltschutzorganisation hat bereits vor einem Jahr die internationale Kampagne Detox ins Leben gerufen. Darin haben sich mehrere Hersteller verpflichtet, bis zum Jahr 2020 auf den Einsatz gefährlicher Chemikalien in der Textilproduktion zu verzichten. Zu den Unterzeichnern zählen die Sportartikelhersteller Adidas, Puma, Nike, Li Ning und die Modeketten H&M, C&A und Marks&Spencer. "Dies ist ein wichtiger Schritt."

In der aktuellen Studie hat Greenpeace Produkte der Marken Armani, Benetton, C&A, Calvin Klein, Diesel, Esprit, Gap, H&M, Jack&Jones, Levi's, Mango, Metersbonwe, Only, Tommy Hilfiger, Vero Moda, Victoria's Secret und Zara unter die Lupe genommen. "Die Belastung der Kleidungsstücke ist unabhängig vom Verkaufspreis", sagt Huxdorff. Günstigere Artikel sind also nicht automatisch mehr oder teurere weniger belastet. So wurden Weichmacher (Phthalate), die fortpflanzungsschädlich sind, in hohen Konzentrationen in bedruckten T-Shirts von Tommy Hilfiger und Armani festgestellt. Zwei Produkte von Zara enthielten sogar krebserregende Chemikalien.

Die Chemikalien werden in vielen Ländern Asiens in der Textilproduktion zum Färben oder als Waschmittel verwendet, um das Spinnen und Weben der Stoffe zu erleichtern, erläutert Huxdorff. Substanzen wie das schädliche NPE (Nonylphenolethoxylate), das in Deutschland in der Branche verboten ist, werde nach der Produktion wieder teilweise ausgewaschen. NPE verwandele sich in der Natur zu einer hormonell wirksamen Substanz, die sich in Wasserorganismen und Fischen ablagern und so in die Nahrungskette gelange. Da Klärwerke NPE nicht aufhalten können, gelange die Chemikalie auch hierzulande in Gewässer. "Beim Tragen der Textilien besteht aber keine direkte Gefahr", sagt Huxdorff.

Der Verbraucher kann an der Kleidung nicht erkennen, mit welchen Giftstoffen sie behandelt wurde. Generell sollte man skeptisch sein, wenn der Hinweis "separat waschen" oder "vor dem Tragen waschen" in den Textilien steht, sagt Huxdorff. Die Farbstoffe haften dann schlecht und könnten so auch von der Haut aufgenommen werden.