Fachkräfte werden in Hamburg dringend gesucht. Arbeitsagentur fördert Fortbildung von Ungelernten. So profitiert Kaffeeröster Darboven.

Hamburg. Er kam als ungelernter Maschinenführer zum Hamburger Kaffeeröster Darboven und zögerte keine Sekunde, als man ihm die Weiterbildung anbot. "Ich habe sofort Ja gesagt", sagt Taoufik Mezhoudi. Innerhalb von 13 Monaten soll sich der Algerier nun zum Maschinen- und Anlagenführer ausbilden lassen und dann selbstständig die Verpackung von Kaffeepads, Kaffeepulver oder auch ganzen Bohnen steuern und überwachen. "Schon nach wenigen Monaten in der Ausbildung", sagt der Algerier, "kenne ich jetzt die Abläufe der Maschine ganz genau und brauche bei Problemen nicht mehr sofort einen Techniker zu rufen." Den Familienvater macht das mehr als zufrieden. "Es ist eine einmalige Chance, die ich sonst niemals bekommen hätte."

Der Kurs, den Mezhoudi zusammen mit sieben weiteren Beschäftigten von Lebensmittelfirmen absolviert, gehört zu den Initiativen der Arbeitsagentur, um Fachkräfte für die Branche bereitzustellen. "Es fällt in Hamburg zusehends schwerer, die derzeit rund 16 500 offenen Stellen mit qualifiziertem Personal zu besetzen. Schließlich haben 53 Prozent der Arbeitslosen in Hamburg keinen anerkannten Berufsabschluss", sagte Arbeitsagenturchef Sönke Fock am Freitag bei seinem Besuch bei J.J. Darboven in Billbrook.

Daher setzt die Agentur jetzt auch auf Beschäftigte, die bereit sind, neben der Arbeitszeit dazuzulernen. "Der Abschluss bedeutet einen Aufstieg in der Firma, einen sicheren Arbeitsplatz und dazu einen höheren Lohn", sagte Fock. So können die drei Darboven-Mitarbeiter nach der praktischen Prüfung und der schriftlichen vor der Handelskammer künftig einige Hundert Euro im Monat mehr verdienen.

Das Programm WeGebAU vor allem für Geringqualifizierte ist dabei auf verschiedene Bereiche ausgelegt, zu denen auch die Gesundheits- und Reinigungsbranche, die Logistik und der Hafen gehören. Allein in diesem Jahr haben 369 Arbeitnehmer mit der Ausbildung begonnen. Die Arbeitsagentur fördert die Kurse bei verschiedenen Bildungsträgern in der Stadt mit 4,8 Millionen Euro. "Diese Summe wollen wir auch im kommenden Jahr wieder einsetzen", sagte Fock.

Die Agentur trägt bei den Kursen nicht nur die Kosten von rund 10 000 Euro für die insgesamt 900 Stunden des Lehrgangs. Sie übernimmt auch die Prüfgebühren, die Fahrtkosten und einen Teil der Beiträge zur Sozialversicherung. Dazu wird die Hälfte des Lohns für die Stunden überwiesen, die die Beschäftigten während des Lehrgangs freigestellt werden müssen.

Bei Darboven konnten die Teilnehmer freitags und sonnabends jeweils für acht Stunden die Kurse beim Berufsfortbildungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes besuchen. Nach einem erfolgreichen Abschluss können sie das Lernen noch fortsetzen - bis hin zum Industriemeister mit Fachrichtung Lebensmittel.

Schon bei den Maschinenführern aber ist die Zahl der Fachkräfte knapp. So werden derzeit allein in Hamburg 60 Maschinen- und Anlagenführer gesucht, mehr als doppelt so viele wie im Oktober des vergangenen Jahres. "Der Markt ist leer gefegt, wir suchen permanent qualifizierte Leute", sagte auch Darboven-Chef Albert Darboven. Beim Werben um neue Arbeitnehmer steht das Familienunternehmen dabei auch in Konkurrenz mit Konzernen wie Airbus, der Lufthansa oder anderen Betrieben aus der Metallbranche. Die Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter soll nun helfen, den Bedarf an Fachkräften im Betrieb zu decken.

Dafür hat auch Alija Rekic den Lehrgang angetreten. Der Bosnier musste vor dem Krieg in seiner Heimat fliehen und konnte daher seine Ausbildung zu Hause nicht mehr beenden. Künftig will er die Verpackungsmaschinen, die er bedient, nicht nur besser beherrschen, sondern auch kleinere Reparaturen selber ausführen können. Zudem kann Rekic, inzwischen 37, seinen Berufsabschluss nun doch noch nachholen - nachdem er 17 Jahre nur als Helfer in der Kaffeerösterei arbeiten konnte.

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