Der Kaffeekaufmann Albert Darboven richtet in Rönneburg ein Dokumentationszentrum für seine weltberühmte Künstlercousine ein.

Hamburg. Albert Darboven wirkte beeindruckt von der Größe der Herausforderung: "Vor uns liegt eine Herkulesaufgabe", sagte der Vorstandsvorsitzende der Hanne-Darboven-Stiftung, als er gestern den Schlüssel für die stattliche Villa in Händen hielt, in der der Nachlass der 2009 gestorbenen Hamburger Künstlerin eine neue Heimat finden wird. "Hanne hätte gesagt: ,Das ist ein himmlischer Moment'", sagte der Hamburger Kaffeekaufmann und entfernte Cousin der weltberühmten Konzeptkünstlerin.

Für die noch von Hanne Darboven selbst gegründete Stiftung ist es ein Neuanfang. Und zugleich schließt sich mit dem Kauf der Villa ein Kreis: Denn der 1906 errichtete Backsteinbau in Rönneburg gehörte einst Hanne Darbovens Eltern. Sie verbrachte die ersten Lebensjahre in dem Haus, bevor es ihre Eltern kurz nach dem Weltkrieg an Hamburg verkauften, um den geschäftlichen Neubeginn der Harburger Kaffeefirma J. W. Darboven zu finanzieren.

+++ Hanne Darboven Stiftung erwirbt ehemaliges Stammhaus +++

Nach den Plänen der Stiftung wird die Villa nun zum Dokumentationszentrum, zu einer Art Akademie für das Leben, Schaffen und Werk der Künstlerin. Mehr als 450 000 Blätter hat Hanne Darboven hinterlassen, viele davon in akribischer Handarbeit beschrieben mit Zahlen- und Buchstabenreihen. Kunst, zu der nicht jeder Betrachter leicht Zugang findet, die aber weltweit Beachtung fand und findet.

Für den Herbst dieses Jahres ist eine Ausstellung in Paris geplant, im Januar in Bologna. Im Herbst 2013 beginnt in der Hamburger Sammlung Falckenberg eine auf vier Jahre angelegte Ausstellungsreihe, an der sich große europäische Museen beteiligen.

Alles dies wird von der Stiftung mit vorbereitet, die Schaffung des neuen Dokumentationszentrums kommt nun noch hinzu. In der Tat eine Herkulesaufgabe, denn genutzt wurde die Villa als Kinderheim, dann als Unterkunft für Spätaussiedler und Flüchtlinge, seit sechs Jahren stand sie leer. Das hat Spuren hinterlassen.

"Wir entwickeln jetzt erst einmal einen Masterplan", sagte Albert Darboven. Im Hochparterre, wo sich das einst großbürgerliche Flair noch erahnen lässt, soll es eines Tages kleinere Austellungen geben, im Keller und den oberen Geschossen Büros, Lager-, Seminar- und Arbeitsräume, in denen Stiftungsmitarbeiter und Stipendiaten Hanne Darbovens Werk sichten, bewahren, dokumentieren, katalogisieren und wissenschaftlich untersuchen. Das soll im neuen Dokumentationszentrum zügiger als bisher geschehen. "Wenn wir im bisherigen Tempo weiterarbeiten, würde das noch 80 Jahre dauern", sagte Albert Darboven. Die Villa zu sanieren ist ebenfalls zeitaufwendig. "Wir hoffen, sie in etwa fünf Jahren für die Öffentlichkeit öffnen zu können", sagte Stiftungsgeschäftsführer Jörg Plickat.

Das Haus nicht zu kaufen stand bei der Stiftung trotz des hohen Aufwands nie zur Debatte, denn Besucher kommen der Künstlerin in ihm auch räumlich nahe. Hanne Darboven lebte und starb in einem alten, reetgedeckten Bauernhaus gleich neben ihrem ehemaligen Elterhaus. "Es ist wieder zusammen, was zusammengehört", sagte Albert Darboven.