Rund 23.000 Menschen besuchten die Hamburger Fachmesse am ersten Wochenende. Sie ist noch täglich bis kommenden Sonntag geöffnet.

Hamburg. Wer die schnittige Swift Trawler 34 S nicht nur von außenbords bewundern möchte, muss sich die Schuhe ausziehen - oder die bereitgestellten Puschen überstreifen. Auf oder unter Deck kann sich sodann jeder Besucher wie ein kleiner Kapitän fühlen. Wer dieses Vergnügen als Eigner auf hoher See genießen will, kann sich den Spaß für 214 795 Euro gönnen. Extras kommen auf Wunsch hinzu. Und selbst wer noch mehr Luxus will, wird auf der 53. Internationalen Bootsmesse problemlos fündig.

Zum Beispiel mit einer Hubkiel-Segelyacht mit Doppelruderanlage, die mit ihrem Rumpf aus Mahagoniholz viele Blicke auf sich zieht. Hergestellt ist das maßgefertigte Schiff auf der 125 Jahre alten Wegener Jachtwerft in der Deichstraße in Wedel. "Alles vom Feinsten", sagt Geschäftsführer Karsten Fligg mit Kennerblick. Und der Preis? Unverkäuflich, aber bei einer ähnlichen Yacht wäre man mit 500 000 bis 700 000 Euro dabei. Folglich gibt es für ihn am Eröffnungswochenende der Ausstellung, die mit 23 000 Gästen gut besucht war, kaum richtige Verkaufsgespräche, sondern vor allem Fachsimpelei unter Profis.

Das sind maritime Kenner wie Hans-Jürgen Klemens aus Großenbrode. Der 54-Jährige besuchte die Hanseboot schon als Lehrling an der Seite seines Meisters und ist seitdem Stammgast. Heute ist er Obermeister der Bootsbau-Innung Schleswig-Holstein und betreibt eine eigene Werft mit 20 Mitarbeitern. Interessenten verweist er auf eine gut 13 Meter lange und vier Meter breite Yacht Najad 440 CC aus Henan in Schweden, die für 576 000 Euro zu haben ist. "Entscheidend sind Qualität, Verarbeitung und Wertbeständigkeit", sagt Klemens. "Der eine kauft sich ein Haus als Kapitalanlage, der andere ein Schiff." Typen dieser Klasse ließen sich gebraucht praktisch zum Einstiegstarif verkaufen.

Stolz steht Najad-Werftchefin Jessica Martinsson vor dem Cockpit ihres Flaggschiffs und erläutert die ausgeklügelte Technik. Tatsächlich sieht es an und in dem Teil aus wie im Flugzeug.

Doch auch wer kein routinierter Steuermann ist, kommt in den Messehallen auf seine Kosten. Das Hingucken macht Freude, wie man sieht. Wer Ruhe will, gönnt sich einen "Hugo" in den Liegestühlen vor dem Beachklub "Tatort Hawaii" oder nimmt auf einem der Klappstühle vor der Bühne platz. Thema des Vortrags: "Törnplanung nach dem Wetter". Andere kramen in Segelklamotten, informieren sich über Bootsversicherungen oder suchen nach ausgefallenem Zubehör für ihr zweitbestes Stück. Die riesigen Yachten kann sich ohnehin kaum einer leisten. Viele stehen Schlange, um einmal kurz an Bord gehen zu können.

Ein paar Meter weiter werden restaurierte Boote aus Estland präsentiert. So wie die vor mehr als acht Jahrzehnten in Schweden vom Stapel gelassene "Pettersson Sylgit", die in dem baltischen Land in mehr als 1500 Arbeitsstunden in alte Form gebracht wurde. Das Holzschiff wird allseits bewundert. Zu kaufen sind ebenso das Ruderboot "Eistuk" oder der Segler "Storbat Elisabeth", der einst in finnischen Gewässern Vieh und Getreide transportierte. Allein die Restaurierungskosten für dieses ausgefallene Prachtstück betrugen 127 000 Euro.

Doch darf es auch durchaus eine Nummer kleiner sein. Am Stand der Landesberufsschule für Bootsbauer und Segelmacher aus Travemünde demonstrieren die Auszubildenden traditionelle Handwerkskunst. Stephanie Magnus lernt im dritten Lehrjahr Bootsbauerin. Vor den Augen des Publikums laminiert sie den Rumpf eines Bootes mit Harz. "Vakuum-Infusionsverfahren" heißt diese Technik unter Fachleuten. Bis zum Messeausklang am kommenden Sonntag sollen sechs Dingis, das sind Yachtbegleitboote, fertiggestellt sein. Bis dahin haben auch jene Besucher Zeit zum Staunen, die gestern andernorts in ihrem Element waren: Bei der 33. Yacht-Meisterschaft der Meister auf der Außenalster ging's sehr praktisch zur Sache.

Bis zum kommenden Sonntag haben die Messehallen für die Hanseboot noch täglich von 10 bis 18 Uhr (mittwochs bis 20 Uhr) geöffnet. Karten kosten 13 Euro, bei Buchung im Internet 12 Euro, ermäßigte Tickets 11 Euro. Die Zweitagekarte gibt es für 18 Euro. Kinder bis 15 Jahre haben freien Eintritt.